Regensburg. Aus Protest hatten Flüchtlinge fünf Wochen lang das Regensburger Pfarrheim besetzt. Am Montag hat die Polizei die Situation beendet.

Der bizarre Streit zwischen Kirche und Flüchtlingen vom Balkan in Regensburg ist beendet. Nachdem das Bistum die Menschen in einem Pfarrheim zum Wochenende wegen Hausfriedensbruch angezeigt hatte, haben am Montagabend auch die zuletzt verbliebenen 16 Besetzer das Pfarrheim verlassen, wie das Bistum in einer Presseerklärung mitteilte. Andernfalls wären sie von der Polizei geräumt worden. Der Fall hatte auch Aufsehen erregt, weil die Kirche die Menschen aushungern wollte. Sie hatte am Freitag erklärt, die Lebensmittelversorgung zu unterbinden.

Die Flüchtlinge gaben nach einem Bericht der Mittelbayerische Zeitung auf, während die Polizei das Pfarrheim mit einem Großaufgebot aus mehreren Dutzend Beamten umstellt hatte. In Verhandlungen hätten die Asylbewerber überzeugt werden können, das Gebäude freiwillig zu verlassen.

Scharfe Kritik vom Flüchtlingsrat

Anfang Juli hatten rund 45 Frauen, Männer und Kinder aus dem Kosovo und Albanien zunächst den Regensburger Dom besetzt und um Schutz gebeten. Sie wollten gegen die Einstufung ihrer Heimatländer als sichere Herkunftsländer protestieren. Im Laufe des Monats kehrten etwa 20 Personen in ihre ursprünglichen Unterkünfte zurück. Das Bistum hatte die Menschen zunächst geduldet und versorgt, ihnen aber kein Kirchenasyl gewährt.

Die Verantwortlichen des Bistums reagierten auf die Entwicklung am Montag erleichtert. „Gott. Sei. Dank!“, schrieb Generalvikar Michael Fuchs am Dienstag bei Twitter. „Das Pfarramt ist leer.“

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„Es bleibt jedoch eine gewisse Nachdenklichkeit“, erklärt Fuchs in einer Pressemitteilung. „Uns war von Anfang an wichtig, dass Menschen, die in Not zu uns kommen und um Hilfe bitten, nicht im Stich gelassen werden. Das wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten so beihalten, auch wenn die letzten Wochen uns dabei deutlich Grenzen vor Augen geführt haben.

Der bayerische Flüchtlingsrat hatte das Bistum scharf kritisiert, weil es die Asylsuchenden seit Freitag nicht mehr versorgte: „Dieses Vorgehen der Bistumsleitung ist empörend und stößt auf völliges Unverständnis“, heißt es in einer Pressemitteilung. Ein Sicherheitsdienst habe verhindert, dass Helfer den Menschen Lebensmittel bringen. Die grundlegende Versorgung sei ein humanitäres, menschenrechtliches und christliches Gebot.

Im Bistum fürchtet man Nachahmer

In „Extremfällen“ will das Bistum künftig weiterhin Kirchenasyl gewähren, die Kirchen im Bistum sollen geöffnet bleiben. Gleichzeitig wird befürchtet, dass der Protest Nachahmer findet: Es dürfe nicht Schule machen, dass Kirchen als Protestbühne missbraucht würden. „Die Kirche ist nicht der Staat, der Protest im Dom und im Pfarrheim hat sich daher von Anfang an an den falschen Adressaten gewandt und die falschen Mittel gebraucht.“ Wer Änderungen im Asylrecht herbeiführen wolle, müsse sich in einem demokratischen Staat im argumentativen Diskurs um Mehrheiten mühen. (küp/law)