Mönchengladbach/Krefeld. Eine Klinik behandelt Krebspatienten mit alternativen Methoden. Mehrere sterben. Nun ermitteln die Behörden und warnen Betroffene.

Nach einer alternativen Behandlung im „Biologischen Krebszentrum“ in Brüggen hat es mindestens drei Todesfälle gegeben, zwei weitere Frauen aus den Niederlanden befinden sich in Kliniken in stationärer Behandlung. Das gaben Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstagabend bekannt. Die Behörden appellierten eindringlich an andere Patienten der Einrichtung, sich bei einer Hotline des Kreisgesundheitsamtes Viersen zu melden (02162/ 391503). Es sei von einem „konkreten Gesundheitsrisiko“ auszugehen.

Die Ermittler waren aufmerksam geworden, nachdem eine Niederländerin (43) in einer Mönchengladbacher Klinik verstorben war. Sie war mit Kopfschmerzen und Verwirrtheitszuständen eingeliefert worden – wenige Tage, nachdem sie sich in dem Zentrum in Brüggen-Bracht hatte behandeln lassen. Weitere Ermittlungen ergaben, dass bereits am Freitag ein Mann (55) aus dem niederländischen Apeldoorn sowie am Donnerstag eine 55-jährige Belgierin in Nimwegen verstorben waren. Auch sie hatten sich – wie die 43-Jährige – am Mittwoch vergangener Woche in Brüggen behandeln lassen.

Zahlreiche Patienten aus dem Ausland

Das Zentrum setzt auf Infusionen mit dem Stoff „3-Bromopyruvat“. Die Infusionen sollen in den Zucker-Stoffwechsel der Tumorzellen eingreifen, damit diese quasi „ausgehungert“ werden. Das Zentrum wirbt im Internet damit, keine Gifte bei der Therapie einzusetzen. Eine zehnwöchige, ambulante Basisbehandlung schlägt mit knapp 10.000 Euro zu Buche. Eine Sitzung dauert drei Stunden.

Erst am Mittwoch hatte das Krebszentrum auf seiner Internetseite den Tod der einen Patientin bedauert, aber auch den „unbegründeten Verdacht“, dass die Klinik dafür verantwortlich sein könne.

Der Betreiber der Einrichtung hat nach Angaben auf seiner Internetseite biomedizinische Technik in Gießen studiert, dann 20 Jahre als Produktmanager für kostspielige medizinische Geräte gearbeitet und schließlich eine Ausbildung in Naturheilkunde gemacht. In der Brüggener Praxis arbeite ein Team von Heilpraktikern mit einem Arzt zusammen, der Erfahrung in natürlichen, biologischen Therapiemethoden habe, heißt es weiter. Das „Biologische Krebszentrum“ richtet sich vor allem an Patienten aus den Niederlanden. Denn dort werde die alternative Heilkunde strenger reguliert, und die „Heilmeister“ der Klinik dürften dort nicht arbeiten, heißt es unter anderem.

Genaue Todesursachen unklar

Die genauen Todesursachen der drei Patienten sind noch nicht bekannt. „Für uns steht aktuell die Warnung an weitere Patienten jetzt im Fokus“, sagte ein Sprecher der Polizei Mönchengladbach. Für die Ermittlungen haben die Beamten dort die Ermittlungskommission Brom gebildet. Weil die „Biologische Krebszentrum“ in Brüggen-Bracht zahlreiche Patienten aus dem Ausland hatte und im Intenet auch gezielt um sie wirbt, arbeiten die deutschen Ermittler eng mit ihren Kollegen in den Niederlanden und in Belgien zusammen.

Dieser Text erschien zuerst in der NRZ.