Trier. Die neue Trierer Weinkönigin will nicht nur Botschafterin für Wein sein, sondern auch für Integration. Grund ist ihre Fluchtgeschichte.

Vor dreieinhalb Jahren ist Ninorta Bahno vor dem Krieg aus ihrem Heimatland Syrien geflohen – nun ist sie Weinkönigin in Trier. Die 26-Jährige bekam die Krone der Trier-Olewiger Winzer am Mittwochabend in ihre langen dunklen Haare gesetzt. Im kommenden Jahr werde sie die Winzervereinigung auf 30 bis 60 Veranstaltungen in der Stadt sowie auf Weinfesten in der Region bis hinein nach Luxemburg präsentieren, sagte der Vereinsvorsitzende Peter Terges.

Die aramäische Christin ist nach Angaben der Trier-Olewiger Winzer die erste Geflüchtete, die in Deutschland ein solches Amt übernimmt. Sie selbst will „eine Botschafterin für die Integration“ sein.

Bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin wird Bahno höchstwahrscheinlich aber nicht teilnehmen. Dafür müsste sie zunächst Weinkönigin des Anbaugebietes Mosel werden, sagte Terges. Dazu sei es nötig, Bücher über den Weinbau zu wälzen oder sogar Weinbau zu studieren, wozu Bahno neben ihrer Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen bei der Agentur für Arbeit Trier keine Zeit habe. Die 26-Jährige hatte vor der Flucht aus der nordsyrischen Stadt Kamischli Jura studiert.

Neue Weinkönigin übersetzt für andere Geflüchtete

„Manche Menschen fragen mich, warum wir keine Triererin zur Weinkönigin erkoren haben“, sagte Terges. Ähnliche Fragen habe er aber auch schon vor Jahren gehört, als die Winzervereinigung eine Frau aus Düsseldorf auswählte. Bahno war den Winzern bei einem Termin mit neuangekommenen Flüchtlingen als Übersetzerin aufgefallen. „Alle Flüchtlinge, die ich kenne, freuen sich für mich über mein neues Amt“, sagte sie.

In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz bereiten sich derzeit die amtierenden Weinköniginnen der 13 Anbaugebiete auf die Wahl zur Deutschen Weinkönigin vor. Dabei bekommen sie eine Rhetorik-Schulung, eine Stilberatung, Englischunterricht und ein Fotoshooting. „Das Amt hat sich in den letzten Jahren komplett gewandelt“, sagte Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts. Es reiche nicht mehr, ein Dirndl anzuhaben, ein Glas hochzuheben und einen Weinspruch aufzusagen. (dpa)