São Paul. Gangster hatten Bernie Ecclestones Schwiegermutter entführt und ein Millionen-Lösegeld gefordert. Die Polizei befreite die 67-Jährige.

Die Erleichterung steht Aparecida Schunck Flosi ins Gesicht geschrieben, als sie um 21.40 Uhr (Ortszeit) in eine Sonderabteilung der Polizei in São Paulo gebracht wird. Gezeichnet von den Strapazen umarmt sie Familienangehörige, wie auf einem Video zu sehen ist, das von dem Portal „O Globo“ veröffentlicht wurde. Nach neun Tagen Gefangenschaft ist die Schwiegermutter von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wieder frei. Zwei Männer wurden festgenommen. Nach weiteren Verdächtigen wird noch gesucht.

Eine Anti-Entführungseinheit der Polizei habe die Frau gefesselt in einem Haus im Großraum São Paulo gefunden, hieß es. Das geforderte Lösegeld von 120 Millionen Reais (33 Mio Euro) wurde nicht gezahlt. Die Entführer hatten Berichten zufolge per WhatsApp mit Schuncks Familie Kontakt aufgenommen. Die Polizei kam ihnen dadurch auf die Spur sowie durch Videoaufnahmen nahe des Hauses der Entführten, die das Fahrzeug der Täter zeigten. Einen der nun Festgenommenen hatte die Polizei bereits wegen eines Raubes gesucht.

Polizei warnte Ecclestone davor, sich einzuschalten

„Ich verlange nur, dass die Verbrecher niemanden mehr in São Paulo entführen, dass sie ins Gefängnis kommen“, sagt Aparecida Schunck. Am 22. Juli war sie zu Hause entführt worden. Die Entführer hatten sich als Paketboten ausgegeben und an der Tür geklingelt. Mit ihren 67 Jahren ist Schunck 18 Jahre jünger als ihr 85-jähriger Schwiegersohn. 2012 hatte er Schuncks Tochter Fabiana Flosi geheiratet, sie ist 38. Zuvor war er fast 25 Jahre mit dem früheren jugoslawischen Model Slavica Radic (58) verheiratet.

Die Polizei in Brasilien hatte Ecclestone örtlichen Medienberichten zufolge geraten, in Europa zu bleiben und sich nicht in die Verhandlungen mit den Kidnappern einzuschalten. Wie die BBC berichtet, hatte er angeboten, nach Brasilien zu kommen, „um bei den Ermittlungen zu helfen“. Zudem wollte er eine private Sicherheitsfirma einschalten. Doch die Polizei warnte, seine Anwesenheit könne mehr schaden als nutzen.

Das Haus von Aparecida Schunck in Sao Paulo. Von hier wurde die 67-Jährige entführt.
Das Haus von Aparecida Schunck in Sao Paulo. Von hier wurde die 67-Jährige entführt. © REUTERS | PAULO WHITAKER

Die Do-it-yourself-Mentalität ist typisch für den 85-Jährigen, der sich vom Gebrauchtwagenhändler zu einem der mächtigsten Sportfunktionäre hochgearbeitet hat. Seit den siebziger Jahren ist der Brite das Gesicht der Formel 1. Und trotz Versuchen, seine Macht zu begrenzen, kommt an Ecclestone noch immer niemand vorbei. Das US-Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 3,1 Milliarden US-Dollar (2,8 Mrd Euro).

Prekäre Sicherheitslage in Brasilien

Legendär ist, wie Ecclestone auf einen Raubüberfall auf sich und Flosi im Herbst 2010 in London reagierte. Vor seinem Haus in der Nähe des Londoner Hyde Parks wurde er von mehreren Angreifern mit Schlägen und Tritten traktiert. Die Räuber nahmen dem Paar Schmuck im Wert von mehreren hunderttausend Euro ab. Ecclestone trug ein blaues Auge davon. Kurz darauf gab es ein Porträtfoto von ihm mit dem Veilchen als Plakatwerbung. „Schaut, was Leute für eine Hublot tun“, wurde Ecclestone auf dem Werbeplakat zitiert, das ihn mit einem Bluterguss über dem rechten Auge zeigte.

Die Entführung wirft kurz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro auch ein Schlaglicht auf die prekäre Sicherheitslage im fünftgrößten Land der Welt. 85.000 Sicherheitskräfte, darunter 38.000 Militärs sollen die Spiele schützen – und Entführungen von Sportlern verhindern. Überall patrouillieren Soldaten mit schweren Waffen. (dpa)