London. Die Romane über Harry Potter gehören zu den meistverkauften aller Zeiten. Nun wird die Zauberer-Geschichte als Theaterstück inszeniert.

„Liebe Fahrgäste, bitte schalten Sie nun Ihre Handys aus, wir werden gleich losfahren“, lautet die Durchsage kurz vor Showbeginn des ersten Teils von „Harry Potter and the Cursed Child“ (Harry Potter und das verwunschene Kind). Und schwupps befinden sich die Zuschauer an Bahngleis neundreiviertel, dort wo der Zug in die Zauberschule Hogwarts abfährt.

Nicht nur, aber vor allem Mittzwanziger hatten bei den Voraufführungen den Saal gefüllt – die sogenannte Potter-Generation. Einige tragen Hogwarts-Umhänge, andere Gryffindor-Schals oder Zeitumkehrer-Ketten. Es sind Fans in ihrem Element, bereit, insgesamt knapp fünf Stunden lang im Palace Theatre in London bezaubert zu werden. Zur Premiere am Samstag waren dort vor allem Freunde und Familien der Protagonisten geladen.

Rowling freut sich über die Masse von Fans

Auch Potter-Autorin Joanne K. Rowling ist am Samstag dabei. Hocherfreut sei sie über die Fans, ließ Rowling wissen, die trotz zahlreicher Previews nur wenig über den Inhalt nach außen dringen ließen. „Das ist die außergewöhnlichste Art des Fanseins“, sagt die 51-Jährige, die sich wünscht, dass das Theaterstück nach London auch in anderen Städten auf der ganzen Welt zu sehen sein wird.

Harry-Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling.
Harry-Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling. © REUTERS | NEIL HALL

Die Handlung setzt dort ein, wo der siebte und letzte Teil der Harry-Potter-Romane endet. Harry Potters beste Freunde, Hermine und Ron, sind inzwischen miteinander verheiratet. Die strebsame Hermine hat es bis zur Magie-Ministerin geschafft. Harry (Jamie Parker) ist ein überarbeiteter Beamter am Ministerium für Zauberei, verheiratet mit Rons Schwester Ginny (Poppy Miller).

Zum gemeinsamen Sohn Albus Severus (Sam Clemmett) hat Harry eine schwierige Beziehung. Albus leidet unter dem hohen Erwartungsdruck, den der Ruhm seines Vaters mit sich bringt. Sehr zum Missfallen seines Vaters freundet er sich mit Scorpius Malfoy (Anthony Boyle) an, dem Sohn von Harrys früherem Widersacher Draco.

Harrys Narbe fängt wieder an, zu schmerzen

Um sich zu beweisen, will Albus mithilfe einer Zeitreise einen Fehler seines Vaters korrigieren. Dabei richten er und Scorpius aber mehr Schaden an als sie gutmachen. So fängt Harrys geheimnisvolle Narbe nach 19 Jahren wieder an, zu schmerzen, es plagen ihn Alpträume von dem Erzbösewicht Lord Voldemort. Was folgt, ist ein turbulentes Wettrennen durch die Zeit. Vor und zurück, mit verschiedenen Szenarien, je nachdem wie Vergangenheit verändert wird.

Die Inszenierung knüpft an die aufwendigen Spezialeffekte der Filme an. „Es übertrifft alle meine Erwartungen, es ist einfach unglaublich“, hatte Zuschauerin Maddie Purver bei einer der Voraufführungen gesagt. „Das muss Magie sein!“ Nicht nur sie fragt sich: Wie haben die das gemacht? Mal eben so verschwinden mehrere Menschen auf der Bühne in Telefonzellen, Besen fliegen durch die Luft, es gibt Slow-Motion-Zauberduelle à la Matrix und Seelen saugende Dementoren kommen dem Publikum schaurig nahe.

Das Fazit: Die Magie von Harry Potter funktioniert nicht nur im Roman und auf der Leinwand, sondern auch hervorragend auf der Bühne.