Bottrop. Ein Hundetrainer hat sich bei mehr als 30 Grad Außentemperatur in sein Auto eingeschlossen. Er litt im wahrsten Sinne wie ein Tier.

Ein später Sommernachmittag vor einem Supermarkt in Bottrop im Ruhrgebiet. Die Außentemperatur liegt bei knapp über 30 Grad, die Sonne knallt auf die Autos, und in einem Wagen mit geschlossenen Fenstern sitzt – nein, kein Hund , sondern Daniel Strothe. 40 Minuten hat der Hundetrainer in seinem aufgeheizten Fahrzeug ausgeharrt und sich bei dieser Qual gefilmt. Mit dem Video möchte er darauf aufmerksam machen, wie sehr Hunde leiden, die bei hohen Temperaturen im Auto zurückgelassen werden. Der zehnminütige Zusammenschnitt wurde über Nacht zum Facebook-Hit.

„Man liest immer wieder zwischendurch, dass ein Hund aus einem Auto befreit werden musste, und im Internet sieht man manchmal die Warnungen, wie heiß es in Autos werden kann. Aber ich habe das Gefühl, dass das die Leute nicht interessiert“, sagt Daniel Strothe. Um die Menschen doch zu erreichen und zu sensibilisieren, hat er das Video gemacht. „Sie sollten es mal bildlich sehen, nicht nur davon lesen.“

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Hunde können nicht schwitzen wie Menschen

Vor einem knappen Jahr hat Strothe die Hundeschule „lead and care“ eröffnet, er ist zertifizierter Hundetrainer und hat den Ansatz, dass Herrchen und Frauchen Führung nicht mit Gewalt und Unterdrückung gleichsetzen, sondern Verantwortung übernehmen und den Tieren ein stressfreies Leben ermöglichen sollen. Längere Zeit habe er überlegt, wie er das Problem von Hunden in überhitzten Autos angehen könnte, bis ihm die Idee mit dem Selbstversuch kam. Bei dem, erzählt Strothe, käme aber ein Mensch sogar noch besser davon als ein Hund. „Sie schwitzen nicht wie wir und können damit nicht ihre Körpertemperatur herunterfahren“, sagt der 28-Jährige.

Schon nach kurzer Zeit im Auto sagt Strothe in die Kamera: „Es ist jetzt schon heiß, ich bin jetzt schon am Schwitzen“. Nach einer Minute sammeln sich Schweißtropfen auf seiner Stirn, nach drei Minuten klagt er über die Luft. „Eigentlich hätte ich mir einen Pullover anziehen müssen, eine Wollmütze, weil viele Hunde ein extremes Haarkleid haben“, sagt er, sein graues T-Shirt ist da schon längst fleckig und durchnässt. Nach einer halben Stunde: „Ich fühle mich wie in einem Ofen. Es wird immer heißer, die Luft wird immer stickiger“, von seiner Nasenspitze tropft der Schweiß.

„Ich denke, das war deutlich“

40 Minuten hält er im Auto durch, die beschlagene Brille hat er längst abgenommen, seine Finger sind schrumpelig wie nach einem Bad. Nachdem er einige Meter geht, sich sammelt und tief durchatmet, wendet er sich noch einmal der Kamera zu: „Kein Hund, kein Mensch bleibt im Auto allein. Ich denke, das war deutlich. Passt auf eure Vierbeiner und Zweibeiner auf.“

Während seines Experiments musste Daniel Strothe einem Passanten, der sich besorgt dem Auto näherte, signalisieren, dass er keine Hilfe benötigt. Und viele Facebook-Kommentatoren wiesen ihn später darauf hin, dass der Versuch auch für ihn nicht ungefährlich gewesen sei. „Aber ich habe gehofft, dass so die Botschaft deutlicher wird“, sagt Strothe. „Ich konnte selbst entscheiden, wann ich das Auto verlasse. Das können Hunde nicht. Im schlimmsten Fall führt das bei ihnen zum Hitzetod.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf derwesten.de