Köln. Die Männer sollen im Juni drei Spanier am Kölner Dom brutal attackiert haben. Die Hooligans waren offenbar auf Rückreise von der EM.

In der kommenden Woche beginnt in Köln der Prozess gegen fünf russische Hooligans, die spanische Touristen am Kölner Dom brutal attackiert haben sollen. Die Verhandlung sei für den 29. Juli angesetzt, sagte ein Sprecher des Kölner Amtsgerichts am Donnerstag und bestätigte damit einen Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“. Ein Urteil soll noch am selben Tag gefällt werden.

Die Männer sind wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Ein sechster Mann war im Juni freigelassen worden, weil sich der Tatverdacht gegen ihn nicht hatte begründen lassen.

Die fünf Männer sollen Mitte Juni am Kölner Dom drei Spanier – zwei Männer und eine Frau – verprügelt haben, als diese Aufkleber mit antifaschistischen Aufdrucken verteilten. Die beiden Männer wurden durch Schläge und Tritte verletzt. Seit dem Angriff sitzen die Beschuldigten in Untersuchungshaft.

Waren die Männer auch an Ausschreitungen während der Fußball-EM beteiligt?

Nach Erkenntnissen der Ermittler waren die Hooligans auf der Durchreise von der Fußball-EM in Frankreich zurück nach Moskau. Nach der Festnahme hatten die Ermittler bei ihnen Eintrittskarten für EM-Spiele gefunden und festgestellt, dass sie zuvor in Marseille gewesen waren.

Ob die Angeklagten auch an den schweren Ausschreitungen russischer Hooligans bei der EM in Marseille beteiligt waren, ist unklar. Dies müsse von den französischen Behörden untersucht werden, sagte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft.

Bilder der Ausschreitungen in Marseille während der EM zeigten vor allem russische und britische Hooligans:

Hooligan-Krawalle in Marseille

Es sind Szenen, die niemand bei einer Fußball-EM sehen möchte. Die Partie zwischen England und Russland (1:1) war fast vorbei, als russische Anhänger über Absperrungen kletterten und auf englische Fans losgingen. Viele Briten versuchen, aus ihrem Fanblock zu fliehen.
Es sind Szenen, die niemand bei einer Fußball-EM sehen möchte. Die Partie zwischen England und Russland (1:1) war fast vorbei, als russische Anhänger über Absperrungen kletterten und auf englische Fans losgingen. Viele Briten versuchen, aus ihrem Fanblock zu fliehen. © dpa | Daniel Dal Zennaro
Es sind Jagdszenen: Dutzende russische Gewaltfans greifen im Stade Vélodrome englische Anhänger an, beschießen sie auch mit Leuchtraketen.
Es sind Jagdszenen: Dutzende russische Gewaltfans greifen im Stade Vélodrome englische Anhänger an, beschießen sie auch mit Leuchtraketen. © dpa | Daniel Dal Zennaro
Menschen, die bereits am Boden liegen, werden weiter verprügelt. Insgesamt wurden am Samstag laut Angaben der französischen Behörden 35 Menschen verletzt, davon vier schwer.
Menschen, die bereits am Boden liegen, werden weiter verprügelt. Insgesamt wurden am Samstag laut Angaben der französischen Behörden 35 Menschen verletzt, davon vier schwer. © imago/Sportimage | imago sportfotodienst
Dieser britische Fan wird von gleich mehreren Hooligans geschlagen und getreten.
Dieser britische Fan wird von gleich mehreren Hooligans geschlagen und getreten. © dpa | Peter Powell
Einige Fans können sich in den Innenraum des Stadions retten.
Einige Fans können sich in den Innenraum des Stadions retten. © Getty Images | Alex Livesey
Die Ordner waren mit der Situation sichtlich überfordert.
Die Ordner waren mit der Situation sichtlich überfordert. © imago/Bildbyran | imago sportfotodienst
Bereits während des Spiels hatten sich russische Fans vermummt und Bengalos abgefackelt.
Bereits während des Spiels hatten sich russische Fans vermummt und Bengalos abgefackelt. © imago/BPI | imago sportfotodienst
Anschließend gingen die Ausschreitungen im alten Hafen von Marseille und an anderen Orten der Stadt weiter.
Anschließend gingen die Ausschreitungen im alten Hafen von Marseille und an anderen Orten der Stadt weiter. © REUTERS | JEAN-PAUL PELISSIER
Polizisten der Compagnies Républicaines de Sécurité (CRS), vergleichbar mit der deutschen Bereitschaftspolizei, patrouillieren im Zentrum der Stadt. Die Polizei hatte angekündigt, hart gegen die Gewalt vorzugehen, ...
Polizisten der Compagnies Républicaines de Sécurité (CRS), vergleichbar mit der deutschen Bereitschaftspolizei, patrouillieren im Zentrum der Stadt. Die Polizei hatte angekündigt, hart gegen die Gewalt vorzugehen, ... © dpa | Oliver Weiken
... und setzte dabei auch Wasserwerfer ...
... und setzte dabei auch Wasserwerfer ... © dpa | Tolga Bozoglu
... und Tränengas ein. Kritiker werfen den französischen Sicherheitsbehörden vor, dass die Polizisten überfordert und übermüdet seien. Seit den Pariser Terroranschlägen im November 2015 hat die Belastung für die Beamten stark zugenommen.
... und Tränengas ein. Kritiker werfen den französischen Sicherheitsbehörden vor, dass die Polizisten überfordert und übermüdet seien. Seit den Pariser Terroranschlägen im November 2015 hat die Belastung für die Beamten stark zugenommen. © dpa | Tolga Bozoglu
Bereits am Samstagnachmittag war es am alten Hafen von Marseille zu Ausschreitungen gekommen.
Bereits am Samstagnachmittag war es am alten Hafen von Marseille zu Ausschreitungen gekommen. © dpa | Daniel Dal Zennaro
Neben russischen und englischen Anhängern waren auch Einheimische beteiligt – vermutlich Ultras von Olympique Marseille.
Neben russischen und englischen Anhängern waren auch Einheimische beteiligt – vermutlich Ultras von Olympique Marseille. © dpa | Guillaume Horcajuelo
Die Polizei nahm einige Randalierer fest. Auch zivile Streifen waren im Einsatz.
Die Polizei nahm einige Randalierer fest. Auch zivile Streifen waren im Einsatz. © REUTERS | JEAN-PAUL PELISSIER
Der Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern zeigte oft nur kurz Wirkung. Immer wieder gingen die Hooligans aufeinander los – oder lieferten sich eine Straßenschlacht mit der Polizei.
Der Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern zeigte oft nur kurz Wirkung. Immer wieder gingen die Hooligans aufeinander los – oder lieferten sich eine Straßenschlacht mit der Polizei. © dpa | Guillaume Horcajuelo
Zehn Personen waren laut der französischen Nachrichtenagentur am Sonntag noch in Polizeigewahrsam. Auch aus Nizza wurden am Samstagabend Ausschreitungen gemeldet.
Zehn Personen waren laut der französischen Nachrichtenagentur am Sonntag noch in Polizeigewahrsam. Auch aus Nizza wurden am Samstagabend Ausschreitungen gemeldet. © Carl Court
Viele Geschäfte und Bars am alten Hafen waren geschlossen. Der Platz, auf dem sich sonst Touristen tummeln, ist an vielen Ecken von zerbrochenen Bierflaschen bedeckt – neben Stühlen das wohl beliebteste Wurfgeschoss der Gewaltfans.
Viele Geschäfte und Bars am alten Hafen waren geschlossen. Der Platz, auf dem sich sonst Touristen tummeln, ist an vielen Ecken von zerbrochenen Bierflaschen bedeckt – neben Stühlen das wohl beliebteste Wurfgeschoss der Gewaltfans. © dpa | Guillaume Horcajuelo
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(dpa/br)