Berlin. Wer selbst nicht merkt, ob sein Softdrink kalt genug ist, bekommt jetzt Hilfe vom Etikett. Der bekannte Cola-Schriftzug verfärbt sich.

In diesem Sommer bekommt das markante Rot-Weiß von Coca-Cola zusätzliche Farben – wenn es denn kalt genug ist. Seit Dienstag sind Flaschen und Dosen im Handel, die mit Thermoetiketten ausgestattet sind. Ist das Getränk schön kühl, wechselt der weiße Coca-Cola-Schriftzug in ein Blau-Weiß-Pink. Bei zwölf Grad setzt der Farbwechsel ein, bei drei Grad sind die Farben am kräftigsten: Das ist aus Sicht von Coca-Cola die optimale Trinktemperatur.

85 Millionen Einheiten der normalen Cola und der Varianten light und Zero sind produziert, erläutert das Unternehmen in einem Blog-Beitrag. Bis zum 22. August sollen Händler sie bestellen können, ein Sprecher rechnet damit, dass der Großteil am Ende des Sommers getrunken ist.

Auch auf Nachfrage macht das Unternehmen keine Angaben dazu, was es sich die eingebauten Temperaturfühler kosten lässt. Pro Etikett könne das aber durchaus einige Cent kosten, schätzt Dr. Christian Rabe im Gespräch mit unserer Redaktion. Er forscht als Leiter der Abteilung Chromogene Polymere am Fraunhofer-Institut in Berlin zu dem Thema und kennt einige Unternehmen, die kommerzielle Lösungen in dem Bereich anbieten. Diese zielten wie im Fall von Coca-Cola meist auf einen kurzfristigen Werbeeffekt ab.

Brauerei nutzt Technik schon lange

Für manche Kunden hat das Brause-Unternehmen auch eine drängendere Baustelle: Manche Regale sind leer, Supermärkte verweisen auf Lieferprobleme. Coca-Cola-Pressesprecher Martin Gosen räumt Schwierigkeiten bei den Sorten light und Zero in der koffeinfreien Variante ein. Dies sei auf die „starke saisonale Nachfrage“ zurückzuführen und betreffe Ein-Liter-PET-Mehrwegflaschen. Auf diesen Flaschen sind auch keine Thermoetiketten vorgesehen.

Während Coca-Cola seine Farb-Aktion auch befristet, hält ein Bierbrauer aus Südhessen seit Ende der 90er-Jahre an seinem „Frische-Stern“ fest. So nennt die Pfungstädter Brauerei das Symbol auf dem Hals der Flaschen, der sich bei optimaler Trinktemperatur grün färbt. Und wer ein Zunft Kölsch mit der richtigen Temperatur in Händen hält, kann dann ein „Prost“ lesen.

Pigmente ändern je nach Temperatur Farbe

Die Technik dahinter ist die sogenannte Thermochromie. Im Lack auf den Packungen sind Pigmente eingearbeitet, die bei unterschiedlichen Temperaturen jeweils eine andere Farbe haben. Sinkt die Umgebungstemperatur unter einen bestimmten Wert, beginnt der Farbwechsel der einzelnen Pigmente. Grund dafür sind Änderungen der Molekülstruktur.

Thermochromie findet sich als Gimmick zum Beispiel in Kaffeebechern verwendet. Wird heiße Flüssigkeit eingeschüttet, erscheinen bestimmte Motive oder verändern sich. Auch Stimmungsringen, die ihre Farbe je nach Gemütszustand des Trägers verändern sollen, liegt das Prinzip zu Grunde. Doch die Technik ist mehr als Spielerei: Sie kann auch dazu dienen, in der Lebensmittelindustrie eine durchgängig eingehaltene Kühlkette zu dokumentieren, wie das Deutsche Lackinstitut erläutert. Auch in Sonnenschutzgläsern, die ein zu starkes Aufheizen von Räumen verhindern sollen, kommt die Thermochromie zum Einsatz. In Österreich wurden zudem im Winter 2013 auf der Autobahn 2 Markierungen getestet, die bei Erreichen einer Temperatur von Null Grad die Farbe wechseln, um Autofahrer vor Glätte zu warnen.