Kabul. Nach dem Axt-Attentat bei Würzburg ist ein Video des mutmaßlichen Attentäters aufgetaucht. Nach der Prüfung steht fest: Es ist echt.

Das bayerische Innenministerium hat die Echtheit des im Internet verbreiteten Bekennervideos zum Attentat von Würzburg bestätigt. „Der Mann auf dem Video ist der Täter von Würzburg“, sagte ein Sprecher von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur in München.

Das IS-Sprachrohr Amak hatte zuvor ein Video verbreitet, das den Angreifer aus dem Regionalzug bei Würzburg vor dem Attentat zeigt. Zunächst war unklar, ob es sich um ein authentisches Video handelte.

Video zeigt den Täter mit einem Messer

„Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates und beginne eine heilige Operation in Deutschland“, sagte der Mann mit einem Messer in der Hand in dem Video, das am Dienstag von Amak im Internet veröffentlicht wurde.

Weiter erklärt er auf Paschtu: „Die Zeiten sind vorbei, in denen ihr in unsere Länder gekommen seid, unsere Frauen und Kinder getötet habt und euch keine Fragen gestellt wurden (...) So Gott will, werdet ihr in jeder Straße, in jedem Dorf, in jeder Stadt und auf jedem Flughafen angegriffen. (...) Ihr könnt sehen, dass ich in eurem Land gelebt habe und in eurem Haus. So Gott will, habe ich diesen Plan in eurem eigenen Haus gemacht. Und so Gott will, werde ich euch in eurem eigenen Haus abschlachten.“

Die dem IS nahestehende Agentur Amak verbreitete ein 2:13 Minuten langes Drohvideo. Mittlerweile steht fest: Der Mann in dem Video ist der Attentäter von Würzburg.
Die dem IS nahestehende Agentur Amak verbreitete ein 2:13 Minuten langes Drohvideo. Mittlerweile steht fest: Der Mann in dem Video ist der Attentäter von Würzburg. © Screenshot: Video Amak | Screenshot: Video Amak

IS reklamierte Tat schon vor dem Video für sich

Bereits zuvor hatte der IS die Axt-Attacke für sich reklamiert. Bei dem Angreifer handele es sich um einen IS-Kämpfer, teilte Amak am Mittag mit. Er habe auf Aufrufe reagiert, die Länder der internationalen Koalition anzugreifen, die den IS bekämpfen.

17-Jähriger verübt Axt-Attacke im Zug

Ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan hat in einem Regionalzug Fahrgäste mit Axt und Messer attackiert. Der Zug hatte das Ziel Würzburg fast erreicht, als der Täter losschlug.
Ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan hat in einem Regionalzug Fahrgäste mit Axt und Messer attackiert. Der Zug hatte das Ziel Würzburg fast erreicht, als der Täter losschlug. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Vier Menschen wurden schwer verletzt, ein weiterer leicht. Außerdem erlitten 14 Reisende einen Schock.
Vier Menschen wurden schwer verletzt, ein weiterer leicht. Außerdem erlitten 14 Reisende einen Schock. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Als der Zug per Notbremse stoppte, sprang der Täter aus dem Zug und flüchtete. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig in der Nähe war, nahm die Verfolgung auf.
Als der Zug per Notbremse stoppte, sprang der Täter aus dem Zug und flüchtete. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig in der Nähe war, nahm die Verfolgung auf. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Als der Jugendliche auch auf die Einsatzkräfte losgegangen sei, erschossen die Beamten den jungen Mann.
Als der Jugendliche auch auf die Einsatzkräfte losgegangen sei, erschossen die Beamten den jungen Mann. © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Wegen des Einsatzes wurde die Bahnstrecke zwischen Ochsenfurt und Würzburg zeitweise gesperrt. Der 17-jährige Täter kam ohne seine Eltern nach Deutschland. Zunächst hat er in einer Einrichtung in Ochsenfurt gelebt, danach bei einer Pflegefamilie.
Wegen des Einsatzes wurde die Bahnstrecke zwischen Ochsenfurt und Würzburg zeitweise gesperrt. Der 17-jährige Täter kam ohne seine Eltern nach Deutschland. Zunächst hat er in einer Einrichtung in Ochsenfurt gelebt, danach bei einer Pflegefamilie. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Nach einer Aussage soll der Täter einen islamischen Ausruf gemacht haben, kurz bevor er von der Polizei erschossen wurde. In einem Internetvideo bekannte sich der Täter zur Terrormiliz Islamischer Staat.
Nach einer Aussage soll der Täter einen islamischen Ausruf gemacht haben, kurz bevor er von der Polizei erschossen wurde. In einem Internetvideo bekannte sich der Täter zur Terrormiliz Islamischer Staat. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
1/6

Ein 17-Jähriger unbegleiteter Flüchtling war am Montagabend mit einer Axt und einem Messer auf Fahrgäste in einem Regionalzug bei Würzburg-Heidingsfeld losgegangen. Fünf Menschen wurden verletzt, zwei schweben noch in Lebensgefahr. Zunächst hatte es geheißen, bei dem Täter handle es sich um einen jungen Mann afghanischer Herkunft.

Mutmaßlicher Täter wahrscheinlich doch kein Afghane

Deutsche Ermittler bezweifeln einem Medienbericht zufolge mittlerweile, dass der Täter von Würzburg wirklich aus Afghanistan stammt. Vor allem das Bekennervideo nähre diese Zweifel, berichtet das ZDF „heute-journal“ am Dienstagabend unter Berufung auf Sicherheitskreise. Der Mann rede in Paschtu, einer Sprache, die am Hindukusch benutzt wird, aber deutliche Unterschiede in der afghanischen und der pakistanischen Ausprägung aufweise. Für Begriffe wie „Selbstmord“, „Regierungen“, „Militär“, „Körper“ und „Muslime“ verwende der Täter die pakistanische Variante.

Auch seine Aussprache sei nach Einschätzung von Sprachexperten eindeutig pakistanisch. Der vom IS angegebene Name des Mannes stimme zudem nicht mit dem Namen überein, mit dem er in Deutschland registriert worden sei. Nach Einschätzung von Ermittlern gebe es Anhaltspunkte, dass sich der Täter bei seiner Registrierung als Afghane ausgegeben habe, um seine Chance zur Anerkennung als Flüchtling in Deutschland zu erhöhen, berichtete das ZDF weiter. In seinem Zimmer habe die Polizei auch ein pakistanisches Dokument gefunden.

• Das Video im Wortlaut:

Nach einer Übersetzung der Deutschen Presse-Agentur hat die Botschaft folgenden Wortlaut:

„Im Namen Gottes, ich bin ein Soldat des IS und beginne eine heilige Operation in Deutschland. Die Zeiten sind vorbei, in denen Ihr in unsere Länder gekommen seid, unsere Frauen und Kinder getötet habt und Euch keine Fragen gestellt wurden. Die ungläubigen Regierungen saßen einfach da und taten nichts. Sie hatten nicht ein bisschen Ehre im Leib, dass sie sich nicht gegen Euch ausgesprochen haben. Aber diese Zeiten sind vorbei. Bei Gott, das Islamische Kalifat herrscht jetzt im Irak, in Syrien, in Khorasan, in Libyen und dem Jemen. So Gott will wird Euch jeder Kämpfer des Islamischen Staates finden, so Gott will werden sie Euch in euren Häusern abschlachten. So Gott will (...) werden die heiligen Krieger starke Festungen bauen in Euren eigenen Ländern. So Gott will, werdet Ihr in jeder Straße, in jedem Dorf, in jeder Stadt und auf jedem Flughafen angegriffen.

Bei Gott, der Islamische Staat hat so viel Macht, der allmächtige Gott hat so (ihm) viel Macht verliehen, dass Ihr überall angegriffen werden könnt und Euer Parlament auch.

Ihr könnt sehen, dass ich in Eurem Land gelebt habe und in Eurem Haus. Bei Gott, ich habe diesen Plan in Eurem eigenen Haus gemacht. Und so Gott will werde ich Euch in Eurem eigenen Haus abschlachten.Ich werde so ein Durcheinander in Euren Straßen anrichten, dass Ihr Frankreich vergessen werdet.

Wenn Gott will und ich Luft und Blut in meinem Körper haben, werde ich bis zum letzten Moment kämpfen. So Gott will werde ich Euch mit diesem Messer abschlachten und Eure Schädel mit Äxten brechen.

Oh, Muslime, wann hört Ihr auf, Euch gleichgültig schlafen zu legen? Wacht auf. Das Kalifat ist da. Bekennt Euch zum Kalifat. Bekennt Euch zu Abu Bakr Al-Baghdadi Al Quraishi als Hussaini. Geht in Eure Provinzen. Khurasan ist für Euch eingerichtet (wörtlich ausgesucht) worden, in jedem Land der Welt ist eine Provinz für euch eingerichtet (ausgesucht) worden. Geht in Eure Provinzen. Ihr könnt nicht in den Irak oder Syrien gehen - aber tut wenigstens das. In Eurem Land ... die ungläubige Polizei und Armee ...“ Das Video bricht ab.

(dpa)