Berlin. Seitdem „Pokémon Go“ in Deutschland zugänglich ist, sorgt das Spiel für Zwischenfälle. Die Polizei befindet sich in Habacht-Stellung.

Polizeieinsätze, Schamhaftes im Park und drohende Straßenkarambolagen – so ganz ungefährlich ist es nicht, das neue Handyspiel „Pokémon Go“. Mit dem Smartphone suchen die Nutzer in ihrer Umgebung nach virtuellen Monster-Figuren mit so klingenden Namen wie Pikachu, Rettan oder Nidoran, und produzieren dabei einen Zwischenfall nach dem anderen. Das Online-Spiel von Nintendo entwickelt sich in Deutschland immer mehr zu einem Sicherheitsrisiko – und produziert in zuverlässiger Regelmäßigkeit peinliche Situationen.

So etwa in Neu-Ulm in Bayern: Ein junger Mann von 18 Jahren suchte in der Nacht zum Montag in einer Grünanlage nach kleinen Pokémon-Monstern. Ob er dort welche gefunden hat, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass er ein Pärchen beim Sex entdeckte, das sich in ihrem Alkohol- und Lustrausch hierher zurückgezogen hatte. Der 33-jährige Mann und die 48-jährige Frau ließen sich von der Anwesenheit des jungen Pokémon-Jägers nicht stören. Was dann genau passierte, ist nicht ganz klar. Jedenfalls wurde gegen das Liebespaar ein Strafverfahren wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses eingeleitet.

Pokémon-Suche auf dem Dach

Nicht nur in Deutschland: Hier posieren spanische Polizisten mit einigen Pokémon-Figuren.
Nicht nur in Deutschland: Hier posieren spanische Polizisten mit einigen Pokémon-Figuren. © REUTERS | HANDOUT

Zeitgleich zu dem Pokémon-Sucher in der Parkanlage von Neu-Ulm kletterten in Frankfurt am Main drei Jugendliche auf das Dach eines Einkaufszentrums. Nachts und in zehn Metern Höhe stolperten die 15- und 16-Jährigen ihrem Smartphone hinterher. Man will sich nicht ausmalen, welchen Ausgang die Geschichte hätte nehmen können, wäre nicht kurz darauf die Polizei angerauscht und hätte das Treiben beendet. Die virtuelle Suche hatte für die Jugendlichen sehr reale Konsequenzen: Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruchs.

Aber nicht nur im Süden von Deutschland, auch weit im Norden, in Niedersachsen, sorgt „Pokémon Go“ für Aufregung. Im ostfriesischen Kreis Aurich stoppte die Polizei an Wochenende 14 Fahrradfahrer, die mit dem Blick auf das Smartphone in Schlangenlinien durch die Gegend radelten und dabei nach virtuellen Gestalten suchten.

Bewaffnete Überfälle mit Pokémon

Ein Sicherheitsrisiko, das Polizeisprecherin Sabine Kahmann nur allzu bekannt vorkam: „Es hatte zum Teil den Anschein als würden die Radfahrer unter dem Einfluss alkoholischer Getränke stehen.“ Und: „Sie zeigten eine absolut unsichere Fahrweise und hielten sich nicht an das Rechtsfahrgebot.“

Die Liste an Pokémon-Zwischenfällen in Deutschland ließe sich problemlos erweitern, dabei sind die hiesigen Vorfälle noch harmlos. Im US-Bundesstaat Missouri nutzten bewaffnete Verbrecher „Pokémon Go“, um Spieler in abgelegene Gegenden zu locken und auszurauben, wie die Zeitung „The Guardian“ berichtete.