Berlin. Der „Tatort“-Star Axel Prahl über Stress, Genuss, Erfolg und seine neue Kinorolle als Stimme von Ferkel „Waldemar“ in „Mullewapp“.

Nein zu sagen, fällt ihm schwer, sagt er selbst. Aber warum auch, wenn die Angebote so charmant sind. Axel Prahl (56), der als Münsteraner Kommissar Frank Thiel zu den beliebtesten der „Tatort“-Reihe zählt, leiht für den Animationsfilm „Mullewapp – Eine schöne Schweinerei“ (aktuell im Kino) einem dicken, abenteuerlustigen Schwein seine Stimme. Kristina Thomas sprach mit Axel Prahl über Genuss, Verzicht und Entschleunigung im Alltag.

Herr Prahl, Schwein Waldemar kann sich bei seiner Geburtstagstorte gar nicht beherrschen. Wofür würden Sie alles stehen und liegen lassen?

Axel Prahl: Jeder gute Braten, Coniglio alla Cacciatora ... es gibt so vieles! Ein guter Wein, ein guter Whiskey. Also gerade bei Whiskeys gibt es ja so verdammt viele Unterschiede. Da bin ich für alles zu begeistern.

Man kann auch zu viel genießen im Leben ...

Prahl: Ja, kann man. Das kann man bestimmt. Beziehungsweise ist Maß halten etwas, das sicherlich empfehlenswert ist. Es ist ja dann auch kein Genuss mehr, wenn man es jeden Tag genießen könnte.

Also mehr verzichten, weniger Bücher und CDs zum Beispiel?

Prahl: Ich habe schon gefühlt 50.000 Bücher und weiß schon gar nicht mehr, wohin damit. Außerdem fehlt mir ganz einfach die Zeit zum Lesen. Ich glaube: Das größte Gut, das man in der heutigen Zeit verschenken kann, ist Zeit.

Warum fehlt es heute an Zeit?

Prahl: Uns wird auch von den Konzernen immer mehr aufgeladen. Wir müssen die Rechnungen selber ausdrucken, Tarife vergleichen, Formulare ausfüllen – Computerkenntnisse werden vorausgesetzt. Wo früher noch Service war, wird heute alles an den Kunden delegiert. Früher konnte man die Bahnfahrkarte beim Schaffner im Zug lösen, ohne Aufpreis. Heutzutage gibt es ein Reisezentrum am Bahnhof und davor eine Schlange von 70 Leuten. Dann noch diese Zeitfressmaschinen à la Tablet, Spielkonsolen und Co. Dadurch wird die Zeit für uns heute viel, viel wichtiger.

Haben Sie ein Smartphone?

Prahl: Ja, natürlich. In den 90er-Jahren am Grips-Theater im „Café Mitte“ haben wir noch gesungen „Ich bin der Handymann, der alles kann“ und haben uns lustig gemacht darüber, wie diese Wichtigtuer mit ihren Handys rumlaufen. Das dauerte kein Jahr, und dann hatten auch alle am Theater ein Handy. Damit kamen die permanente Erreichbarkeit und der Stress.

Sie sind also für mehr Entschleunigung?

Prahl: Ich wünschte, ich hätte die Kraft, Nein zu sagen, und: Ich geh da jetzt nicht hin. Kann ich aber irgendwie auch nicht. Ich hetze ja oft nur von einem Termin zum anderen.

Sie leben inzwischen vor den Pforten Berlins, direkt am See.

Prahl: Ich vermeide die Stadt. Ich fühle mich so viel wohler da draußen am Wasser. Ich hab auch eine Stadtwohnung, aber das ist nur noch eine berufliche Dependance.

Mit Ihrer CD „Blick aufs Mehr“ stehen Sie selbst auf der Bühne. Es scheint, Sie sind den Menschen die Anreise wert.

Prahl: Anscheinend.

Das klingt, als würden Sie dem Erfolg selbst nicht ganz trauen.

Prahl: Ich bin von Hause aus zu Bescheidenheit erzogen worden. Deshalb versuche ich es in dem Rahmen zu sehen, dass es auch jederzeit ganz schnell wieder vorbei sein kann mit dem Erfolg.

Ist diese Angst ein ständiger Begleiter?

Prahl: Ich denke immer, irgendwann ist vielleicht die Nachfrage nicht mehr da. Dass man sagt: „Och nö, nicht schon wieder der Prahl, der turnt da überall rum!“ Das ist ja auch immer ein Drahtseilakt. Mutter hat immer gesagt: „Willst du gelten, mach dich selten.“ Von daher schaue ich immer, dass ich die Balance halte.