Frankfurt/Main. Eigentlich sollte die Polizei einen agressiven Mann in einer Frankfurter Psychatrie beruhigen. Doch vor Ort eskalierte die Situation.

In einer geschlossenen Psychiatrie hat ein Patient am Dienstagmorgen drei Menschen durch Schüsse verletzt, darunter auch sich selbst. Zuvor hatte er einem Polizisten die Dienstwaffe entrissen und so lange geschossen, bis das Magazin mit 15 Kugeln leer war. Der hoch aggressive 33-Jährige aus dem Raum Karlsruhe war zuvor wegen Suizidabsichten in die geschlossene Psychiatrie zwangseingewiesen worden, wie die Polizei mitteilte.

Beschäftigte des Städtischen Klinikums Höchst hatten gegen drei Uhr die Polizei alarmiert und um Unterstützung gebeten, weil der randalierende Patient nicht in den Griff zu kriegen war. Muskulöse, athletische Männer seien in Ausnahmesituationen manchmal schwer zu fixieren, erläuterte das Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie (DGPPN), Prof. Peter Falkai.

Beamter wird mehrfach ins Bein getroffen

Als drei Beamte in in das Patientenzimmer kamen, habe er sie sofort angegriffen. Er würgte einen der Polizisten und entriss ihm kurz darauf die Pistole. „Damit schoss er im Zimmer und dem angrenzenden Flur um sich“, sagte der Polizeisprecher.

Ein Polizist wurde bei der wilden Schießerei mehrfach am Bein getroffen, ein Beschäftigter der Psychiatrie am Arm. Lebensgefahr bestand aber nicht. Mit Unterstützung zahlreicher Polizeikräfte sei es letztlich gelungen, den aggressiven Randalierer unter erheblichem Widerstand festzunehmen.

Der Mann aus dem Raum Karlsruhe war zuvor im Frankfurter Stadtteil Bockenheim aufgegriffen worden, weil er „ziellos umher irrte“. Auf dem Polizeirevier gab der 33-Jährige an, nicht mehr leben zu wollen und wurde daraufhin nach Mitternacht in die Psychiatrie zwangseingewiesen. Warum und wie lange er sich in Frankfurt aufhielt, stand zunächst nicht fest. Ob der Mann Drogen genommen hatte, war auch noch unklar. „Das muss die Blutentnahme zeigen“, sagte der Polizeisprecher.

Polizisten konnten selbst nicht schießen

Wie es dem Patienten gelang, dem Polizisten die Waffe zu entreißen, war zunächst ebenfalls nicht ganz klar. „Das war ein hochaggressives Gerangel“, sagte der Polizeisprecher. Die anderen Polizisten hätten in der unübersichtlichen Situation in dem Patientenzimmer nicht schießen können. „Da hielten sich zehn oder elf Menschen auf.“

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Grün, sowie der Münchener Facharzt für Psychiatrie Falkai sprachen von einem seltenen Ausnahmefall. „Wenn jemand außer sich ist, so voll Adrenalin, dass er keinen Schmerz und nichts mehr spürt, ist das eine Ausnahmesituation“, sagte Grün. Die Dienstwaffen seien im Holster zwar gesichert, aber nur einfach. „Der Kollege muss sie im Zweifelsfall ja auch schnell bedienen können“, erläuterte der Polizeisprecher. Möglicherweise habe sich der Sicherheitsmechanismus der Waffe während der Rangelei gelöst, sagte Grün. (dpa)