Berlin. Zum letzten Mal traf Historiker Nils Oermann Margot Honecker vier Wochen vor ihrem Tod. Aus den Begegnungen ist ein Buch entstanden.

Auch im chilenischen Exil liebte es Margot Honecker preußisch-penibel. Die Böden ihres Hauses in Santiago waren blitzblank, kein Staubkorn wurde geduldet, wie der Historiker Nils Ole Oermann in dem neuen Buch „Zum Westkaffee bei Margot Honecker“ schreibt. Mehrmals war er zu Interviews bei der früheren DDR-Ministerin für Volksbildung in Santiago, zuletzt im April 2016. Da sei Margot Honecker allerdings schon schwer an Brustkrebs erkrankt gewesen. Die einstige First Lady der DDR starb am 6. Mai im Alter von 89 Jahren.

In seinem Buch hat der Lüneburger Professor, der in Sachsen-Anhalt lebt, noch einmal seine „Begegnungen mit einer Unbeirrten“ zusammengefasst. Der Autor rätselt dabei selbst, warum die sonst so misstrauische Honecker gerade ihm ihr Vertrauen schenkte. Schließlich stammte er aus der „BRD“, dem Staat des Klassenfeindes. Oermann vermutet, dass es vor allem seine Rolle als Professor war, als ein Mann der Bildung, die der Autodidaktin Respekt einflößte. „Sie hatte ein Leben lang zweifellos einen Irrweg verfolgt – hart und unerbittlich“, schreibt der Autor.

Margot Honecker siedelte 1992 nach Santiago de Chile über. Dort lebte ihre Tochter, die zu DDR-Zeiten einen Exil-Chilenen geheiratet hatte. Nach der Einstellung seines Prozesses 1993 folgte ihr der damals schon schwer kranke Erich Honecker, der am 29. Mai 1994 in Santiago starb. Margot Honecker war von 1963 bis 1989 Ministerin für Volksbildung in der DDR, sie galt als kommunistische Hardlinerin. Bis zu ihrem Tod lebte sie zurückgezogen in La Reina, einem Vorort von Santiago. (dpa)