Friedrichskoog. Eine Woche alt war der Heuler Brexit, als er in die Aufzuchtstation Friedrichskoog kam. Der Name geht auf den Tag seines Fundes zurück.

Wer die „Brexit-Kosten“ übernehmen will, kann sich an die Seehundstation Friedrichskoog in der Nähe von Dithmarschen (Schleswig-Holstein) wenden: Denn Brexit ist ein Heuler, wohnt derzeit in Becken H10, trägt die Flossenmarke-Nummer 1678 und sucht einen Paten. „Wir päppeln ihn zwei oder drei Monate bei so wenig Kontakt wie möglich auf und wildern ihn dann wieder aus“, sagt Eva Baumgärtner, Mitarbeiterin der Aufzuchtstation an der Nordsee. Die Kosten für Futter und Logis soll durch eine Patenschaft gedeckt werden.

Was der ins Auge springende Name über seinen Träger aussagt? „Brexit wurde am 24. Juni bei uns eingeliefert und an dem Tag bestimmte eben das Votum in Großbritannien die Medien“, sagt Baumgärtner. Nach Schätzungen war der Heuler – so werden Seehund-Jungtiere genannt, die ihre Mutter verloren haben – zu diesem Zeitpunkt gerade einmal eine Woche alt. „Es gibt Teilpatenschaften für 50 Euro und eine Vollpatenschaft, die 250 Euro kostet“, erklärt die Mitarbeiterin. Im Vergleich zu erwartenden Folgekosten für das britische Votum – ein Schnäppchen.

Heuler im Aufzuchtbecken: Seit rund 31 Jahren päppeln die Mitarbeiter der Seehundstation Friedrichskoog Robben-Waisen auf.
Heuler im Aufzuchtbecken: Seit rund 31 Jahren päppeln die Mitarbeiter der Seehundstation Friedrichskoog Robben-Waisen auf. © dpa | Axel Heimken

Heuler-Rekord in Friedrichskoog

Brexit ist nur einer von bislang 218 Seehund-Waisen, die das Team der Seehundstation Friedrichskoog in diesem Jahr aufgenommen hat. Damit verzeichnet die Aufzuchtstation einen Heuler-Rekord. Im vergangenen Jahr waren 184 Seehund-Jungtiere vor dem Hungertod gerettet worden.

Diplom-Biologin Tanja Rosenberger, Stationsleiterin der Seehundstation, füttert die Heuler in einem Aufzuchtbecken.
Diplom-Biologin Tanja Rosenberger, Stationsleiterin der Seehundstation, füttert die Heuler in einem Aufzuchtbecken. © dpa | Axel Heimken

Seit Gründung der Station vor 31 Jahren kamen knapp 2000 Seehund-Babys nach Friedrichskoog, sagte Stationsleiterin Tanja Rosenberger am Montag. Die Biologin hofft, dass sich die ersten jungen Seehunde spätestens in einer Woche das für die Auswilderung erforderliche Mindestgewicht von 25 Kilogramm angefuttert haben.

Bis die Seehunde in die Freiheit entlassen werden können, müssen sie ordentlich zulegen. Erst wenn sie sich das Mindestgewicht von 25 Kilo angefuttert haben, werden sie ausgewildert.
Bis die Seehunde in die Freiheit entlassen werden können, müssen sie ordentlich zulegen. Erst wenn sie sich das Mindestgewicht von 25 Kilo angefuttert haben, werden sie ausgewildert. © dpa | Axel Heimken

Kosten belaufen sich auf 1300 Euro pro Robben-Waisen

Die Robben-Waisen bleiben bis zu ihrer Auswilderung meist zwei bis drei Monate in der Obhut der Tierschützer. Die Kosten dafür summieren sich für jedes Tier auf mindestens 1300 Euro. Die Seehundstation wurde unter der Trägerschaft des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein gegründet. Neben der Betreuung von Heulern und verletzten Seehunden sowie der Bergung toter Seehunde und Schweinswale zählen auch die Informations- und Aufklärungsarbeit zu den Aufgaben der Seehundstation. Sie finanziert sich seit 1996 ohne staatliche Zuschüsse ausschließlich mit Spenden und dem Verkauf von Eintrittskarten. (les/dpa)

Telefon Seehundstation Friedrichskoog e.V.: 04854 / 13 72.