O'Fallon. Bei „Pokémon Go“ sollen Spieler mit ihren Smartphones Zeichentrickfiguren in der Landschaft finden. In den USA nutzen Kriminelle das aus.

„Pokémon Go“ ist noch keine zwei Wochen auf dem Markt, aber Kriminelle haben schon eine ganz eigene Verwendung für das Smartphone-Spiel: Vier Jugendliche in den USA sollen die App genutzt haben, um Raubüberfälle zu begehen. Die jungen Männer im Alter zwischen 16 und 18 Jahren wurden in der Nacht zu Sonntag (Ortszeit) in O'Fallon im Bundesstaat Missouri festgenommen, wie die örtliche Polizei bei Facebook mitteilte. Die Verdächtigen sollen „Pokémon Go“-Spieler zu einem sogenannten Poké-Stop ins Freie gelockt und mit einer Waffe ausgeraubt haben. Die Spieler waren im Jagdfieber nach Pokémons und gingen dabei selbst in die Falle.

Die Zeitung „USA Today“ berichtet von mittlerweile „zehn bis elf bewaffneten Raubüberfällen“. Das Spiel kann seit vergangener Woche in den USA heruntergeladen werden. Wie früher auf dem Gameboy muss man bei dem Spiel auch mit dem Smartphone Pokémons fangen, trainieren und mit ihnen zum Duell gegen andere antreten. Doch anders als in vorherigen Spielen sind die virtuellen Monster wie Pikachu oder Bisasam nicht mehr nur im Spiel, sondern in der realen Welt zu finden. Wie das geht? Auf einer virtuellen Karte werden die Orte angezeigt, an denen sich ein Pokémon in der realen Umgebung befindet. Geht man zu der per GPS ermittelten Position, kann man das Pokémon einfangen – wenn es sich in der Zwischenzeit nicht schon an einer anderen Stelle versteckt hat. Nintendo demonstrierte das in einem zum Start der App gedrehten Video.

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Pokémon-Jägerin findet Leiche

Steht man unmittelbar in der Nähe eines Pokémons oder spielt gegen einen anderen „Pokémon-Trainer“, verwandelt sich das Smartphone mithilfe der Technik „Augmented Reality“ (dt.: „erweiterte Realität“) in das virtuelle Auge des Spielers. Ähnlich wie auf Foto-Apps – in denen Nutzer beispielsweise Informationen zu Gebäuden angezeigt werden – sehen Spieler des Spiels plötzlich Pokémons durch das Smartphone-Display springen.

Die Jagd treibt viele Spieler ins Freie und kann schnell süchtig machen. Schon am Samstag hatte eine 19-jährige Frau beim Spielen von „Pokémon Go“ im US-Bundesstaat Wyoming eine Leiche in einem Fluss gefunden. Hinweise auf ein Verbrechen gab es aber nicht.

Australische Polizei warnt vor dem Spiel

So viel Freude wie das Spiel fast 20 Jahre nach seiner erstmaligen Veröffentlichung bei seinen mittlerweile wohl erwachsenen Pokémon-Fans ausgelöst hat – nicht alle sind darüber auch gleichermaßen glücklich. Die Beamten einer Polizeistation in Australien, wo das Spiel bereits verfügbar ist, mussten sogar ein Schild aufstellen, weil etliche Spieler vorbeikamen, um die zuvor dort auf der virtuellen Karte angezeigten Pokémons einzufangen.

Zudem warnten die Polizisten die Spieler davor, sich nicht zu sehr auf ihr Smartphone zu konzentrieren. Das könnte gefährlich werden, wenn man sich auf den Straßenverkehr konzentrieren muss. „Es ist außerdem eine gute Idee, vor dem Überqueren einer Straße vom Handy weg nach oben und in beide Richtungen zu schauen. Passt auf euch auf und fangt sie alle!“, heißt es auf dem Schild. Nun muss vielleicht noch der Hinweis dazu kommen, sich nicht in die Falle locken zu lassen ...

Sicherheitsforscher entdecken Kopie mit Trojaner

Pokémon-Fans in Deutschland laufen vorerst noch keine Gefahr: Das kostenlose Spiel ist für Nutzer hierzulande noch nicht aufs Smartphone ladbar, der Termin ist wegen des Ansturms auch verschoben worden. Wer nicht warten will, kann die App zwar über einen etwas umständlichen Trick schon jetzt herunterladen. Im Internet warnen Nutzer jedoch vor diesem Schritt, weil man damit riskieren würde, vom Entwickler Niantic für die App gänzlich gesperrt zu werden. heise.de berichtet zudem, dass Sicherheitsforscher bereits manipulierte Kopien des Spiels entdeckt haben, die Spionagesoftware enthalten. Der Droid Jack genannte Trojaner erlaubt die Kontrolle des Smartphones und den Abgriff von Daten aus der Ferne. (bk/dpa)