Buenos Aires. Nach 142 Jahren endet die Zeit des Zoos in Buenos Aires. Wegen unwürdiger Haltung wird er geschlossen und die Tiere freigelassen.

Cecilio, Mara, Charly und Sandra steht auf ihre alten Tage noch eine ziemliche Veränderung bevor. Die vier Tiere – ein Klammeraffe, ein Panther, ein Orang-Utan und ein Elefant – sind die Senioren im Zoo der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Und bald stehen sie ziemlich alleine da. Denn nach 142 Jahren wird der Tierpark im großbürgerlichen Stadtteil Recoleta in einen Öko-Park umgewandelt. Die 1500 Tiere des Zoos, unter ihnen 77 Exoten, sollen in Schutzgebiete in Argentinien und im Ausland umgesiedelt werden. Am Donnerstag verließen bereits vier Sumpfohreulen ihre Käfige.

Bevor es in die Wildnis geht – ihr natürlicher Lebensraum ist die Pampa im Süden des Landes – werden sie schrittweise an immer größere Gehege gewöhnt, in denen sie Muskulatur zum Fliegen aufbauen und jagen lernen sollen. „Sie haben bisher keine Ahnung, wie das geht“, erklärt ein Mitarbeiter.

Nur rund 50 alte oder kranke Tiere bekommen in dem 18 Hektar großen Areal ihr Gnadenbrot. Denn für sie könnte eine Verlegung den Tod bedeuten. Zu ihnen gehören Cecilio, Mara, Charly und Sandra.

Zoo sei nicht mehr angesagt, argumentiert der Bürgermeister von Buenos Aires, Horacio Rodríguez Larreta. „Das Konzept eines Tiergeheges ist heute nicht mehr zeitgemäß. Die Ausstellung der Tiere in Gefangenschaft ist nicht die richtige Art, sie zu schützen.“ Die Stadt sei überzeugt, dass ein ökologischer Park zur Umwelterziehung besser sei, betont Rodriguez Larreta. Die Programme für verletzt aufgefundene oder beschlagnahmte Tiere sollen im neuen Öko-Park allerdings fortgeführt werden. So wird auch die Elefantendame Maria bleiben, die in einem Zirkus misshandelt wurde.

Mit der Schließung des Zoos entspricht Buenos Aires den schon seit vielen Jahren vorgetragenen Forderungen von Tierschützern.

Orang-Utan bekam Personenrechte

Die Tierschutzorganisation SinZoo (Deutsch: ohne Zoo) begrüßt die Entscheidung der Stadtregierung. „Ein solches Tiergehege sendet eine perverse Botschaft“, sagt Gerardo Biglia, Rechtsvertreter von SinZoo. „Kinder wachsen mit der Idee auf, dass es in Ordnung ist, wenn wir Tiere einsperren, damit sie uns Menschen erfreuen“, kritisiert er. Das sei nicht mehr auf der Höhe der Zeit. „Wenn man den Kindern aber heute erklärt, dass es nicht gut ist, Tiere einzupferchen, wird es für sie selbstverständlich.“

Die 30 Jahre alte Orang-Utan-Dame Sandra, die im Zoo Rostock geboren wurde, ist ein Stück weit für die Schließung des Zoos von Buenos Aires mitverantwortlich. 2015 ordnete ein Gericht an, sie in ein Schutzgehege zu verlegen und gab damit der Klage einer Tierschutzorganisation statt. Die Justiz folgte der Argumentation der Tierschützer, Sandra sei eine „nicht menschliche Person mit Rechten“.

Aber Sandra wird nun nicht mehr verlegt. Das Schutzgehege kommt sozusagen zu ihr, denn der Tierpark wird ja in eine Art Sanatorium mit weitläufigen Gehegen verwandelt. „Wichtig ist, dass das Modell von Gefangenschaft und Ausgestelltsein durchbrochen wird“, sagt der SinZoo-Anwalt Biglia.

Der Tierpark der argentinischen Metropole wurde 1874 vom damaligen Präsidenten Domingo Faustino Sarmiento gegründet. Damals war Recoleta noch ein Naherholungsgebiet für die Bewohner vor den Toren von Buenos Aires. Als Vorbild dienten den Architekten die Tierparks der großen europäischen Städte. Insgesamt 52 Gebäude und Ställe wurden für die tierischen Bewohner gebaut. Aber die Unterhaltung wurde über die Jahre teuer, die Anziehung auf die Besucher ließ nach. 1991 wurde er nochmal renoviert und privatisiert, ein Aquarium gebaut, für die Löwen ein Freigehege und für die Eisbären ein Schwimmbecken angelegt.

Skandale beschleunigten das Ende des Zoos. Weihnachten 2012, im heißen und schwülen Sommer der argentinischen Hauptstadt, starb ein Eisbär an Überhitzung, was zu großen Protesten von Tierschützern führte. Damals verabschiedete der Zoo sich bereits von der Eisbärenhaltung. Der Anfang vom Ende.