Dallas. Der Schütze von Dallas wurde mit Hilfe eines Roboters getötet. Ging nicht anders, sagt die Polizei. Es ist der erste Fall dieser Art.

Ferngesteuerte Technikkästen, die auf Rädern oder Ketten in die Gefahrenzone fahren und verdächtige Pakete untersuchen oder Bomben unschädlich machen: Das kennt man. Ein funkgesteuertes Gerät aber, das Sprengstoff heranrollt, um einen Verbrecher außer Gefecht zu setzen, das ist neu.

Nach einem mehrstündigen Feuergefecht und erfolglosen Verhandlungen war der Angreifer in Dallas mit Hilfe eines Roboters getötet worden, an dem ein Sprengsatz angebracht war. Der Mann habe zuvor gesagt, er habe alleine gehandelt und sei kein Mitglied einer Organisation, sagte Dallas’ Polizeichef David Brown weiter. Bürgermeister Mike Rawlings bestätigte am Abend den Einsatz von C4-Sprengstoff.

Attentäter erschießt fünf US-Polizisten

Fassungslosigkeit und Trauer in Dallas: Bei einem Protestmarsch von friedlichen Demonstranten gegen Polizeigewalt sind in der texanischen Großstadt mehrere Polizisten von einem Scharfschützen getötet und verletzt worden.
Fassungslosigkeit und Trauer in Dallas: Bei einem Protestmarsch von friedlichen Demonstranten gegen Polizeigewalt sind in der texanischen Großstadt mehrere Polizisten von einem Scharfschützen getötet und verletzt worden. © dpa | Ralph Lauer
Anlass für den Protestmarsch am Donnerstagabend (Ortszeit) war der Tod von zwei Afro-Amerikanern, die in anderen US-Städten innerhalb von zwei Tagen von Polizisten erschossen worden waren.
Anlass für den Protestmarsch am Donnerstagabend (Ortszeit) war der Tod von zwei Afro-Amerikanern, die in anderen US-Städten innerhalb von zwei Tagen von Polizisten erschossen worden waren. © dpa | Ralph Lauer
Gegen 20.45 Uhr fielen die ersten Schüsse. Zwölf Polizisten wurden getroffen.
Gegen 20.45 Uhr fielen die ersten Schüsse. Zwölf Polizisten wurden getroffen. © dpa | Smiley N. Pool
Stundenlang war die Lage unklar. Ein Mann hatte sich in einem Parkhaus verschanzt, die Innenstadt von...
Stundenlang war die Lage unklar. Ein Mann hatte sich in einem Parkhaus verschanzt, die Innenstadt von... © dpa | Maria R. Olivas
...Dallas war weiträumig abgeriegelt. Während der stundenlangen Verhandlungen mit dem...
...Dallas war weiträumig abgeriegelt. Während der stundenlangen Verhandlungen mit dem... © dpa | Ralph Lauer
...später von der Polizei getöteten Verdächtigen habe der Mann gesagt, er habe Weiße, vor allem weiße Polizisten, töten wollen.
...später von der Polizei getöteten Verdächtigen habe der Mann gesagt, er habe Weiße, vor allem weiße Polizisten, töten wollen. © dpa | Ralph Lauer
Der Verdächtige hat laut Polizei in den Verhandlungen gesagt, er habe in der Stadt mehrere Bomben versteckt. Einsatzkräfte durchsuchten mehrere Blocks im Stadtzentrum, fanden aber keine Sprengsätze.
Der Verdächtige hat laut Polizei in den Verhandlungen gesagt, er habe in der Stadt mehrere Bomben versteckt. Einsatzkräfte durchsuchten mehrere Blocks im Stadtzentrum, fanden aber keine Sprengsätze. © dpa | Ralph Lauer
Die Beamten seien aus dem Hinterhalt angegriffen worden, sagte der Polizeichef von Dallas, David Brown. Einigen sei in den Rücken geschossen worden.
Die Beamten seien aus dem Hinterhalt angegriffen worden, sagte der Polizeichef von Dallas, David Brown. Einigen sei in den Rücken geschossen worden. © dpa | Ralph Lauer
Die Behörden baten die Bevölkerung um Hilfe. „Wir brauchen Ihre Unterstützung, um Sie vor denjenigen zu beschützen, die für diese tragischen Ereignisse verantwortlich sind“, sagte Polizeichef Brown in einem eindringlichen Appell.
Die Behörden baten die Bevölkerung um Hilfe. „Wir brauchen Ihre Unterstützung, um Sie vor denjenigen zu beschützen, die für diese tragischen Ereignisse verantwortlich sind“, sagte Polizeichef Brown in einem eindringlichen Appell. © dpa | Mark Kaplan
Die Polizisten hätten unter Einsatz ihres Lebens für die Sicherheit von Zivilisten gesorgt.
Die Polizisten hätten unter Einsatz ihres Lebens für die Sicherheit von Zivilisten gesorgt. © dpa | Mark Kaplan
Dabei hätten sie kaum eine Chance gehabt, sich vor den Schüssen zu schützen.
Dabei hätten sie kaum eine Chance gehabt, sich vor den Schüssen zu schützen. © dpa | Mark Kaplan
Das erste Opfer, dessen Identität bekannt wurde, war Brent Thompson, ein Polizist, der bei dem Nahverkehrsunternehmen „Dallas Area Rapid Transit“ (DART) arbeitete.
Das erste Opfer, dessen Identität bekannt wurde, war Brent Thompson, ein Polizist, der bei dem Nahverkehrsunternehmen „Dallas Area Rapid Transit“ (DART) arbeitete. © REUTERS | HANDOUT
Drei weitere DART-Polizisten wurden verletzt. Freunde und Kollegen zeigten ihre Trauer vor einem Krankenhaus.
Drei weitere DART-Polizisten wurden verletzt. Freunde und Kollegen zeigten ihre Trauer vor einem Krankenhaus. © dpa | Ralph Lauer
Nach den Worten von US-Präsident Barack Obama war die Bluttat von Dallas ein gezielter Angriff auf Polizisten. Es handele sich um eine „bösartige, kalkulierte und verabscheuungswürdige“ Tat, sagte Obama. Die Polizisten seien dabei gewesen, Menschen zu beschützen, als sie angegriffen worden seien.
Nach den Worten von US-Präsident Barack Obama war die Bluttat von Dallas ein gezielter Angriff auf Polizisten. Es handele sich um eine „bösartige, kalkulierte und verabscheuungswürdige“ Tat, sagte Obama. Die Polizisten seien dabei gewesen, Menschen zu beschützen, als sie angegriffen worden seien. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Tödliche Gewalt in den USA: Die Karte zeigt, wo in den Tagen vor dem Angriff auf die Polizisten andere Beamte Afro-Amerikaner bei Kontrollen erschossen hatten.
Tödliche Gewalt in den USA: Die Karte zeigt, wo in den Tagen vor dem Angriff auf die Polizisten andere Beamte Afro-Amerikaner bei Kontrollen erschossen hatten. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
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„Ich kann mich nicht erinnern, dass Polizisten so ein Gerät als Liefermechanismus tödlicher Gewalt eingesetzt hätten“, sagt Juraprofessor Seth Stoughton von der Universität South Carolina, ein früherer Polizist, dem „Atlantic“. „Dies ist ein neuer Horizont für Polizeitechnologie. Er wirft einige Fragen auf.“

Drohnen werden schon länger genutzt - aber eine Roboter-Bombe?

Ferngesteuerte Gewalt wird in den Kriegen und Konflikten der Gegenwart zwar immer wieder moralisch und rechtlich hinterfragt, sie ist in Gestalt von großen oder kleineren Drohnen aber gang und gäbe. Die Polizei in den USA nutzt ferngesteuerte Geräte für die Aufklärung per Kamera, das Ausbringen von Tränengas und sogar zur Rettung Verwundeter, wie das „Policemag“ berichtet. Betritt die Polizei mit der Robo-Bombe Neuland?

Nicht unbedingt, meint Professor Stoughton. „Wenn jemand auf die Polizei schießt, können sie ihn eliminieren, indem sie ihn niederschießen, mit einem Messer erstechen oder mit einem Fahrzeug überrollen. Ich halte die Methode rechtlich für irrelevant.“

„The Verge“ berichtet, mit einem ferngesteuerten Roboter habe die Polizei einen Mann vom Suizid abgehalten: Sie brachte ihm Pizza und ein Telefon. 2014 setzte die Polizei in New Mexico einen kleinen Roboter ein, um einen hartleibigen Verdächtigen in einem Motel unschädlich zu machen. Das Gerät fuhr in das Zimmer, eine Kartusche chemischer Munition wurde gezündet, fertig. Aber ist das so einfach?

Dem Einsatz neuer Technik folgen immer Fragen

Der Einsatz neuer Polizeitechnik werfe seit jeher Fragen auf, sagt Jurist Stoughton: Von Schusswaffen selbst bis zu modernen Eletroschockpistolen (Taser) habe sich noch jedes Mal die Frage angemessenen Einsatzes gestellt. „Ich glaube, wir werden ähnliche Gespräche über Roboter haben, die den Tod bringen.“

Die Polizei von Dallas fällte die Entscheidung, dass ihr Einsatz nicht zu vermeiden war. Die Entscheidung fällten Menschen. Das Gerät war der Lieferant. (dpa)