Fermo/Berlin. Er floh mit seiner Frau vor Islamisten des Boko Haram aus Nigeria. Nun wurde der 36-Jährige getötet – von einem Fußball-Ultra.

Der Mord an einem nigerianischen Flüchtling sorgt für Trauer und Empörung in Italien. Regierungschef Matteo Renzi und Parlamentspräsidentin Laura Boldrini haben sich eingeschaltet, die Medien berichten an exponierter Stelle über den Fall, der sich am Dienstag in dem Städtchen Fermo in der Region Marken zutrug. Auch in den sozialen Medien wird ausführlich darüber debattiert.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Es ist die tragische Geschichte von Emmanuel Chidi Namdi. Wie das Onlineportal der Tageszeitung „Corriere delle Sera“ berichtet, spazierte der 36-Jährige gemeinsam mit seiner 24-jährigen Frau Chimiary am Dienstag durch die Innenstadt von Fermo, nicht weit entfernt vom Gebäude des Bischöflichen Seminars, in dem sie untergekommen waren. Die beiden waren im vergangenen September aus Nigeria über Libyen mit einem Boot übers Mittelmeer nach Italien geflüchtet und lebten jetzt als Asylbewerber in Fermo.

Beim Spaziergang beschimpft und geschlagen

Bei dem Spaziergang wurde das Paar von zwei jungen Männern bedrängt und beschimpft, berichtet der frühere Provinzpräsident von Ascoli Piceno. Beide sollen als Mitglieder der gewalttätigen Ultra-Szene von Fermo bekannt sein, heißt es dort. Einer der Männer habe die Frau als „afrikanischer Affe“ beschimpft, worauf ihr Mann Emmanuel eingriff. Einer der beiden Angreifer habe darauf ein Verkehrsschild aus der Verankerung gerissen und mit der Stange auf Emmanuel Chidi Namdi eingeschlagen. Seine Verletzungen waren so schwer, dass die alarmierten Rettungskräfte den Mann nicht mehr retten konnten. Gegen einen der beiden Männer wird den Berichten zufolge nun wegen Mordes ermittelt.

Laut „La Repubblica“ telefonierte Ministerpräsident Matteo Renzi mit Don Vinicio Albanesi, dem Leiter des Sozialzentrums von Fermo, wo Flüchtlinge betreut werden, um sein Beileid zum Tod Emmanuels auszudrücken. Renzi rief per Twitter zum Kampf „gegen Hass, gegen Rassismus und gegen Gewalt“ auf.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der Premier kündigte an, Innenminister Angelino Alfano werde sich vor Ort über die Ereignisse informieren. Laura Boldrini, Präsidentin des Parlaments in Rom, meldete sich am Mittwoch über Twitter: Emmanuel Chidi Namdi sei vor den Islamisten von Boko Haram geflohen und in Italien durch rassistischen und fremdenfeindlichen Hass ums Leben gekommen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auf vielstimmige Kritik im Internet stieß ein Facebook-Post von Matteo Salvini, Chef der separatistischen Partei Lega Nord. Darin äußert Salvini zum einen seinen Abscheu über den Mord von Fermo, erklärt aber gleich im nächsten Satz: „Es wird immer offensichtlicher, dass die illegale Einwanderung außer Kontrolle geraten ist und die organisierte Einwanderung bringt nichts Gutes.“ Politiker der Lega Nord hatten in der Vergangenheit immer wieder mit mehr oder minder fremdenfeindlichen Parolen Wahlkampf gemacht.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auf der Homepage des Sozialzentrums von Fermo wird der Leidensweg von Emmanuel Chidi Namdi und seiner Frau Chimiary geschildert: Demnach flüchteten die beiden aus ihrer Heimat Nigeria, nachdem bei einem Bombenanschlag auf eine christliche Kirche in ihrem Heimatort beide Elternpaare getötet wurden. In Libyen wurden sie von Verbrechern überfallen; Chimiary, die schwanger war, verlor ihr ungeborenes Baby. Schließlich gelang es ihnen, auf ein Boot für die Überfahrt nach Italien zu gelangen, nach Palermo auf Sizilien. Im September vorigen Jahres kamen sie schließlich nach Fermo.

In Italien ist es bereits mehrfach zu Übergriffen und Gewalt gegen Flüchtlinge gekommen. Das Land ist durch den Flüchtlingsstrom übers Mittelmeer besonders belastet. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben in diesem Jahr schon mehr als 227.000 Migranten Europa auf dem Seeweg erreicht – davon kamen mehr als 67.000 in Italien an. Allein am Dienstag – der Tag, an dem Emmanuel Chidi Namdi erschlagen wurde – nahmen die Rettungseinheiten der Marine mehr als 4500 Bootsflüchtlinge an Bord.