Moskau. Unüberlegte Aktion des Geheimdienst-Nachwuchses: Die Absolventen der FSB-Akademie feiern ihren Abschluss. Und stellen das ins Netz.

Es gibt noch echte Kaderschmieden in Moskau. Etwa die „Akademie des Föderalen Sicherheitsdienstes“, die künftige Beamte des Inlandsgeheimdienstes FSB ausbildet, des Auslandsaufklärungsdienstes WSR, des Militärgeheimdienstes GRU und anderer Sicherheitsorgane.

Mehrere Dutzend Absolventen haben diese Lehranstalt gründlich blamiert. Mitte Juni feierten sie ihren Abschluss mit einem Korso von 30 Mercedes-Geländewagen in der Moskauer Innenstadt. Nicht nur, dass der FSB-Nachwuchs hupend und winkend alle Fahrspuren okkupierte und andere Verkehrsteilnehmer zu heftigen Bremsmanövern oder völligem Stillstand nötigte. Man filmte einander auch, ließ sich auf den Sperlingsbergen gemeinsam ablichten und stellten Videos- und Fotos ins Internet. Aus den sozialen Netzen schwappte die Schau jetzt an die Öffentlichkeit.

Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Liberale Facebook-Nutzer empörten sich ebenso über die Dummdreistigkeit des FSB-Nachwuchses wie KGB-Veteranen. Die Leitung der Akademie schweigt konsterniert, Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte den Kreml für nicht zuständig, der FSB selbst startete ein Dienst-Aufsichtsverfahren. Aber es wird in den Sicherheitsorganen auch geschmunzelt. „Seinen Abschluss möglichst spektakulär zu feiern, gehört zur Tradition“, sagte ein Moskauer Polizeioffizier dieser Redaktion.

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„Wir sind etwa alle in Uniform in den Nachtclub Hungry Duck gegangen, haben dort mit den Mädchen auf den Tischen getanzt“. Allerdings hätten die FSB-Absolventen ihr Jubelfahrt niemals ins Internet stellen dürfen. Zumal sie es versäumten, sich mit Sonnenbrillen, falschen Bärten oder einfach Putin-Masken zu tarnen. Als Geheimagenten sind die Jungs schlichtweg verbrannt.

Noch mehr frappiert die Arroganz, mit der ein Teil der Kursanten sich rechtfertigt. Der FSB-General a.D. Alexander Michailow hatte ihnen Vaterlandsverrat vorgeworfen und gefordert, sie aus dem Staatsdienst zu feuern. Einer der Burschen konterte auf Radio Govorit Moskva, Michailow habe nur an einer Journalismus-Fakultät, aber nicht an ihrer Akademie studiert, er möge zum Zwecke der Geheimhaltung gefälligst selbst schweigen. Ansonsten hätten ihnen ältere Gönner in den Organen ihre Mercedes-Jeeps für die Tour zu Verfügung gestellt. „Diese Herrensöhnchen sind sicher, sie dürften sich alles erlauben“, sagt unser Polizeioffizier, „weil sie jetzt zur Kaste der Unantastbaren gehören.“ „Vitamin B“ scheint für Jungtschekisten jedenfalls mehr zu zählen als alle geistigen und moralischen Fähigkeiten.