Berlin. An ihren EM-Erfolg hatten die Waliser wohl nicht so ganz geglaubt. Denn nun müssen sie Hochzeiten absagen und teure Strafzettel zahlen.

Für die Europameisterschaft nehmen die Waliser einiges auf sich: Hochzeiten werden abgesagt, Geburtstermine verpasst und horrende Strafzettel kassiert. Denn dass Wales so erfolgreich bei der EM ist und es sogar ins Halbfinale schafft, hätte fast keiner geglaubt – am wenigstens die Waliser selbst.

So rechnete der ehemalige walisische Nationalspieler Dean Saunders anscheinend nur mit einer walisischen Stippvisite bei der EM. Er parkte sein Auto am Flughafen in Birmingham – aber nur auf dem Kurzzeitparkplatz. Seit dem Viertelfinale gegen Belgien muss der BBC-Experte nun jeden Tag 100 Pfund Strafgebühren zahlen, berichtet die britische „Daily Mail“. Die Strafzettel sollen sich schon jetzt auf mehr als 1000 Pfund belaufen. Und Saunders hat noch ein Problem. Wie er BBC Radio Five Live erzählte, hat er bald keine frischen Klamotten mehr. „Ich flog nur mit einem kleinen Koffer und jetzt wird meine Kleidung knapp. Und nun habe ich auch noch einen 1000-Pfund-Strafzettel, wenn ich zurück nach Birmingham komme, weil sie dort ein Vermögen verlangen. Aber ich bin glücklich hier zu sein.“

Spieler sagen Hochzeiten ab

Joe Ledley und seine Tochter nach dem EM-Spiel gegen Russland.
Joe Ledley und seine Tochter nach dem EM-Spiel gegen Russland. © dpa | Armando Babani

Der walisische Mittelfeldspieler Joe Ledley musste nach dem Erfolg im Achtelfinale seine Hochzeit absagen. Die sollte nämlich am Samstag auf Ibiza stattfinden. „Fußball kommt zuerst“, sagte Ledley und versicherte, seine Verlobte Ruby May Ridgeway würde das verstehen. „Er hat es offensichtlich schon vor langer Zeit geplant, vor der Qualifikation“, kommentierte Teamkollege Gareth Bale die Planänderung. Ledley und seine zukünftige Frau, die bereits zwei gemeinsame Kinder haben, suchen nun einen neuen Termin für die Hochzeit.

Auch Verteidiger Chris Gunter musste seine Teilnahme an einer Hochzeit absagen, wie „Wales Online“ schreibt. An diesem Donnerstag sollte er eigentlich im mexikanischen Cancun der Trauzeuge für seinen Bruder Marc sein. Doch daraus wird bekanntlich nichts, das Halbfinale am Mittwoch macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Gunter kündigte aber an, seine Trauzeugendienste via Skype zu erfüllen: „Ich glaube, das wäre die erste Rede eines Trauzeugen via Skype.“

Ob aber überhaupt noch jemand an der Hochzeit von Marc teilnehmen wird, ist eine andere Frage. Nicht nur der andere potenzielle Trauzeuge sagte seine Teilnahme ab, um in Frankreich bleiben zu können. Sogar die Eltern Sarah und Gerald Gunter werden nicht zur Hochzeit reisen, sondern zum Halbfinale der „Drachen“ in Frankreich bleiben. „Unsere Mutter war ein wenig verärgert, wählen zu müssen. Es hat eine Menge Chaos kreiert“, erzählte Chris Gunter dem „Mirror“. „Ich bin nicht sicher, was Marc machen wird, wenn wir ins Finale kommen. Vielleicht ist er bis dahin wieder geschieden.“

Hochschwanger zum Halbfinale

Charlotte Jackson (rechts) ist hochschwanger und will zum Halbfinale nach Lyon reisen.
Charlotte Jackson (rechts) ist hochschwanger und will zum Halbfinale nach Lyon reisen. © Getty Images | Stu Forster

Auch die Spielerfrauen nehmen einiges für die EM in Kauf. Sollte Wales am Mittwoch gegen Portugal gewinnen und ins Finale ziehen, will die Frau des Nationaltrainers Chris Coleman nach Paris reisen – hochschwanger und trotz eines prognostizierten Entbindungstermins in nur fünf Wochen. Bereits zum Halbfinale in Lyon am Mittwoch wolle sie kommen, sagte Charlotte Jackson dem „Mirror“. Das sei auch die letzte Woche in der sie fliegen könne. Zum Finale in Paris würde sie dann einfach den Zug nehmen. Dass Chris Coleman im Falle einer vorzeitigen Entbindung seine Heimreise antritt, hat seine Ehefrau aber verboten: „Er sagt immer, dass er für die Geburt zurückkommen würde, aber ich würde ihn nicht lassen.“