New York. Nach fünf Jahren im Weltall erreicht die US-Sonde „Juno“ den Jupiter. Das Milliarden-Projekt soll Geheimnisse des Gasriesen lüften.

Das Ziel verbirgt sich hinter Wolken aus orange-weiß-rot-braunem Gas: Jupiter. Rund 2800 Millionen Kilometer hat die Raumsonde „Juno“ seit ihrem Start 2011 zurückgelegt und soll nun am 5. Juli (MESZ) endlich den größten Planeten unseres Sonnensystems erreichen und dort in eine stark elliptische Umlaufbahn einschwenken. Bis auf 4667 Kilometer solle sich „Juno“ dann den Gaswolken des Jupiters nähern, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit – so nah wie kein anderes Raumfahrzeug zuvor.

Sonde ist so groß wie ein Basketballplatz

Anfang August 2011 hatte die unbemannte und hauptsächlich solarbetriebene Sonde, die etwa so groß wie ein Basketballplatz ist und rund 3500 Kilogramm wiegt, an Bord einer „Atlas“-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida abgehoben. Nach Angaben der Weltraumbehörde Nasa hatte es kurz vor dem Start noch Probleme mit der Heliumversorgung gegeben. Zudem war plötzlich im Meer ein Boot in der Gefahrenzone von Cape Canaveral aufgetaucht.

Fünf Jahre später sei die Sonde nun bereit, die „Geheimnisse im Inneren des Planeten zu lüften“, sagt Nasa-Missionschefin Diane Brown. Bis Februar 2018 soll „Juno“ den Jupiter umkreisen, insgesamt 37-mal, und ihn mit ihren zahlreichen wissenschaftlichen Instrumenten untersuchen. Danach will die Nasa die Sonde gezielt zum Absturz in den Planeten bringen.

Mission kostet rund eine Milliarde Euro

Von der rund eine Milliarde Euro teuren Mission erhoffen sich die Nasa-Forscher neue Erkenntnisse über die Entstehung des Gasriesen – und damit auch über die Entstehung des gesamten Sonnensystems. Klar ist, dass Jupiter mit einem Durchmesser von etwa 143.000 Kilometern der größte Planet des Systems ist. Er hat auch am meisten Masse, mehr als doppelt so viel wie alle anderen sieben Planeten zusammen. Und er ist der erste Planet, der sich nach der Entstehung der Sonne formte, das heißt, er verleibte sich den größten verbliebenen Teil an Staub und Gasen im frühen Sonnensystem ein. Aber wie genau ist Jupiter entstanden und wie ist er aufgebaut? Hat der Planet einen festen Kern? Wie viel Wasser oder Sauerstoff enthält er? Wie sehen seine Pole aus? Und wie funktioniert das Magnetfeld des Gasriesen?

Einfach wird die Forschung am Jupiter nicht, fürchtet Nasa-Wissenschaftler Scott Bolton. „Wir suchen keinen Ärger, wir suchen Daten. Das Problem ist aber, dass wenn man beim Jupiter nach der Sorte Daten sucht wie bei ‚Juno‘, dann muss man in die Viertel gehen, in denen man schnell Ärger bekommt.“ Jupiters Strahlung ist extrem hoch, in unserem Sonnensystem übertrifft ihn dabei nur die Sonne. Und unter seinen Wolken befindet sich ein starkes Magnetfeld mit Wasserstoff unter Hochdruck.

Während der Zeit am Jupiter wird die Sonde so viel Strahlung ausgesetzt sein, wie mehr als 100 Millionen Röntgenbilder beim Zahnarzt verursachen. „Juno“ hat deshalb eine Titanhülle und sei praktisch ein „bewaffneter Panzer“, sagt Bolton. Die Sonde wird dem Jupiter zwar so nah kommen wie kein Raumfahrzeug zuvor, aber der Gasriese hatte schon häufiger Besuch von der Erde. Unter anderem sammelten „Pioneer 10“ 1973 und die beiden „Voyager“-Sonden 1979 im Vorbeiflug Daten von dem Planeten. Die deutsch-amerikanische Sonde „Galileo“ flog um Jupiter herum, stürzte 2003 wie geplant in die Atmosphäre des Planeten und verglühte dort.

Fast zwölf Jahre für einen Umlauf um die Sonne

Jupiter ist der bei Weitem größte Planet unseres Sonnensystems und nach Sonne, Mond und Venus das hellste Objekt am Himmel. Im Vergleich zu diesem „König aller Planeten“ wirkt die Erde wie ein Winzling: Jupiter hat einen elfmal so großen Durchmesser wie unser Heimatplanet. Für einen Umlauf um die Sonne braucht der Gasriese fast zwölf Jahre, für eine Drehung um die eigene Achse aber weniger als zehn Stunden.

Die Atmosphäre des nach dem römischen Göttervater benannten Planeten besteht vor allem aus Wasserstoff und Helium. Durch das Teleskop betrachtet bietet Jupiter einen fantastischen Anblick: Er ist von dunklen Streifen überzogen, die parallel zum Äquator verlaufen. Jupiter hat 64 Monde, kein Planet unseres Sonnensystems hat mehr. Die von Galileo Galilei im Jahr 1610 entdeckten ersten vier Trabanten wurden nach den Geliebten des griechischen Gottes Zeus benannt: Io, Europa, Ganymed und Kallisto.