Dhaka. Blutiges Ende einer Geiselnahme mit terroristischem Hintergrund in Bangladesch. Auch zwei Polizisten und sechs Geiselnehmer sterben.

Mindestens neun Italiener sind bei der Terrorattacke in der Hauptstadt von Bangladesch ums Leben gekommen. Wie das Außenministerium in Rom am Samstag mitteilte, starben bei der Geiselnahme fünf Frauen und vier Männer aus Italien. Einem japanischen Regierungssprecher zufolge befinden sich auch sieben Japaner unter den Opfern. Auch ein US-Bürger wurde getötet. Das bestätigte das Außenministerium in Washington, ohne weitere Details zu nennen. Die indische Regierung in Neu Delhi bestätigte den Tod einer 19-jährigen Studentin.

Das Schicksal eines weiteren italienischen Staatsbürgers sei noch ungeklärt, sagte Außenminister Paolo Gentiloni. Es könne sein, dass die Person unter den Verletzten sei oder sich versteckt halte, sagte der Minister. „Wir suchen nach ihr.“ Die italienische Fußballmannschaft will wegen der Terrortat in Bangladesch beim Viertelfinalspiel der Europameisterschaft gegen Deutschland am Abend mit schwarzen Armbinden antreten.

Nach Angaben eines Armeesprechers in Bangladesch handelt es sich bei den von Islamisten getöteten Geiseln wohl nicht nur um Ausländer. Zunächst hatte das Militär erklärt, alle 20 in dem Restaurant getöteten Geiseln seien Ausländer. Vermutlich seien aber doch Einheimische unter den Todesopfern, sagte der Sprecher am Samstag.

Terrormiliz IS bekannte sich zu dem Attentat

In der Nacht zum Samstag hatten sieben Bewaffnete das bei Ausländern beliebte Restaurant „Holey Artisan Bakery“ angegriffen und sich dort mit Geiseln verschanzt. Nach stundenlanger Belagerung stürmten Sicherheitskräfte am Samstagmorgen das Gebäude. Neben den 20 Geiseln wurden auch sechs Terroristen und zwei Polizisten getötet. Zu der Gewalttat bekannte sich nach Angaben der US-Terrorbeobachtungsstelle SITE die Terrororganisation Islamischer Staat (IS).

SITE berief sich auf Berichte der IS-nahen Nachrichtenagentur „Amaq“. Zudem veröffentlichte SITE über Twitter ein Poster der dem IS nahe stehenden „Sons Caliphate Army“, das sich auf den Anschlag bezieht. Die Behörden haben sich noch nicht zu den Tätern geäußert.

Bisher keine Hinweise auf deutsche Opfer

Das Auswärtige Amt hat bisher keine Hinweise darauf, dass Deutsche getötet oder verletzt wurden. Es aktualisierte nach der Geiselnahme seine Reisewarnung für Bangladesch. „Auch wenn derzeit keine konkreten Hinweise auf eine spezifische Gefährdung deutscher Interessen vorliegen, wird Reisenden landesweit zu besonderer Wachsamkeit geraten“, erklärte das Ministerium.

Ein Regierungssprecher in Tokio sagte, neben den getöteten sieben Japanern sei ein weiterer durch Schüsse verletzt worden. Unter den ins Krankenhaus gebrachten Geiseln waren ein Japaner und zwei Sri-Lanker, wie das Militär bestätigte.

Spezialeinsatzkräfte hatten vor dem Restaurant schweres Gerät aufgefahren.
Spezialeinsatzkräfte hatten vor dem Restaurant schweres Gerät aufgefahren. © REUTERS | REUTERS TV

Heftige Schusswechsel bei Befreiungsaktion

Bei der Befreiungsaktion, an der mehr als 100 Einsatzkräfte beteiligt waren, kam es zu heftigen Schusswechseln. Spezialeinheiten von Polizei und Militär hatten zuvor das Gebiet rund um das spanische Restaurant im Diplomatenviertel von Dhaka abgeriegelt und schweres Gerät aufgefahren.

Bemühungen um Verhandlungen mit den Geiselnehmern waren erfolglos geblieben, wie die Behörden erklärten. Die Angreifer hätten über mehrere Stunden immer wieder die Polizei beschossen und mit Sprengsätzen attackiert, erklärten die Behörden.

Nach zwölf Stunden beendete ein Sondereinsatzkommando die Geiselnahme.
Nach zwölf Stunden beendete ein Sondereinsatzkommando die Geiselnahme. © REUTERS | REUTERS TV

Serie islamistisch motivierter Anschläge

In dem mehrheitlich muslimischen Bangladesch haben in den vergangenen Monaten Anschläge radikaler Islamisten-Gruppen zugenommen. Ziele sind unter anderem Atheisten und religiöse Minderheiten in dem Land mit 160 Millionen Einwohnern. Zu den Angriffen haben sich die IS-Miliz und auch die Al-Kaida bekannt. Die Regierung verneint dagegen eine Beteiligung ausländischer Islamisten-Organisationen und macht die einheimische Gruppen Ansar-al-Islam und Jamaat-ul-Mujahideen für die Anschläge verantwortlich. (rtr/dpa)