Washington. Mehrere Kinder sind durch umstürzende Ikea-Kommoden gestorben. Der Möbelhändler beginnt deshalb einen riesigen Rückruf – in den USA.

Nach dem Tod von drei amerikanischen Knirpsen hat Ikea in beispielloser Weise die Reißleine gezogen. 36 Millionen Kommoden der beliebten Serie „Malm“ werden in den Vereinigten Staaten und Kanada offiziell zurückgerufen. Theodore McGee, Camden Ellis und Curren Callas, keiner älter als zwei, waren auf Schränke des schwedischen Einrichtungsriesen geklettert und beim Umkippen von den Möbeln erschlagen worden.

Das ist die Kommode Malm von Ikea.
Das ist die Kommode Malm von Ikea. © Presse

Amerikas Ikea-Präsident Lars Peterson ging am Montagabend ins Fernsehen. Er forderte Kunden eindringlich auf, die besagten Möbel entweder umgehend an der Wand zu befestigen oder sie aus dem Zimmer zu schaffen, weil sie für Kinder eine „Gefahr“ darstellen können.

Kommode wird auch in Deutschland verkauft

Das Problem ist nicht neu, das Ausmaß war aber bisher weitgehend unbekannt. Wie Ikea laut Medienberichten einräumt, sind seit 1989 in den USA 36 Kinder von umkippenden Schränken verletzt worden. Sechs Todesfälle sind der US-Behörde für Produktsicherheit CPSC bekannt, der jüngste tragische Fall ereignete sich demnach im Februar.

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Auch in Deutschland wird die Kommoden-Serie „Malm“ verkauft. Auf eine Anfrage unserer Redaktion beim deutschen Ableger heißt es jedoch, bei der Aktion „handelt es sich um einen lokalen Rückruf, von dem nur Nordamerika betroffen ist“. Der lokale Rückruf erfolge in Absprache von Ikea mit den nordamerikanischen Verbraucherschutzbehörden. Ikea betont, dass der Rückruf freiwillig erfolge. „IKEA Kommoden erfüllen alle vorgeschriebenen Stabilitätskriterien auf allen Märkten, auf denen sie verkauft werden“, teilt eine Sprecherin mit.

Alle zwei Wochen stirbt ein Kind an ähnlichen Unfällen

Im vergangenen Sommer startete der Konzern eine breite Aufklärungskampagne und bot für die knapp 70 Zentimeter hohen „Malm“-Kommoden kostenlose Montage-Sets zur Befestigung an der Wand an. Produktsicherheit, so Unternehmens-Sprecherin Mona Astra Liss, habe für Ikea oberste Priorität.

300.000 Nachrüstungs-Bausätze seien seither in den USA abgerufen worden – zu wenig, befand die zuständige Behörde. Ihren Untersuchungen nach stirbt in den USA statistisch gesehen alle zwei Wochen ein Kind, weil ein Möbelstück oder der Fernseher umkippt. Alle halbe Stunde wird ein Kind bei solchen Unfällen im Haushalt verletzt. Die US-Verbraucherschutzbehörde zeigt in einem YouTube-Video, wie gefährlich umstürzende Möbel für Kinder sind, aber auch wie diese Gegenstände günstig gesichert werden können.

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„Das ist ein wirklich gefährliches Produkt“

Jackie Collas aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania erlebte dabei eine Tragödie. Ihr zweijähriger Sohn wurde 2014 unter einer „Malm“-Kommode, die frei im Raum stand, gefunden. Das Kleinkind starb noch an der Unfallstelle. Callas klagte nach Informationen des TV-Senders ABC gegen Ikea. Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass der Schrank an die Wand gedübelt werden muss. „Das ist ein wirklich gefährliches Produkt. Es muss weg.“

Ikea, an Rückrufe für einzelne Produkte gewöhnt, bietet Kunden in Amerika jetzt an, das Möbelstück zum vollen Kaufpreis zu erstatten. Alternativ können Besitzer auch Techniker des Konzerns bestellen, die die Kommode fachgerecht installieren. Was die Rückrufaktion im globalen Maßstab bedeutet, ist noch unklar. Laut Ikea wurden in den vergangenen 13 Jahren weltweit 65 Millionen Kommoden der Serie „Malm“ verkauft.