Berlin . Der Facebook-Post einer Frau sorgt für Diskussion. Sie hat ihre Tochter fotografiert, die übt, sich vor Attentätern zu verstecken.

Auf den ersten Blick, denkt Stacey Wehrman Feeley, ist es ein lustiger Schnappschuss. Lustig, wie ihre dreijährige Tochter auf der Kloschüssel steht und sich von der Wand abstützt. Lustig, was das freche Mädchen im Schilde führt. Doch als die Mutter aus Michigan erfährt, was ihr Kind wirklich macht, bricht sie zusammen. Die Dreijährige übt das Verstecken auf der Toilette – vor einem potenziellen Attentäter. Eine Routine-Übung, die sie in der Vorschule gelernt hat.

Zusammen mit einem emotionalen Appell hat Wehrman Feeley das Bild ihrer Tochter bei Facebook gepostet und damit eine virale Diskussion um das Waffengesetz in den USA ausgelöst. Knapp 29.000 Mal wurde der Post innerhalb von sechs Tagen geteilt, mehr als 3500 Mal wurde er kommentiert. Entstanden ist das Bild nur wenige Tage nach dem Massaker in Orlando, bei dem ein Attentäter in einem Nachtclub 49 Menschen erschoss. Vielen von ihnen waren in einer Toilette eingeschlossen gewesen.

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„Politiker – schaut hin. Das ist euer Kind“

„Politiker – schaut hin. Das ist euer Kind, es sind eure Kinder, eure Enkel, eure Urenkel und Generationen, die noch kommen werden“, schreibt die Mutter. „Sie werden ihr Leben leben und in einer Welt aufwachsen, die auf euren Entscheidungen aufbaut. Sie sind knapp drei Jahre alt und stehen in einer Toiletten-Kabine auf einer Kloschüssel, um sich zu verstecken. Ich weiß nicht, was härter für sie sein wird: Zu versuchen, über längere Zeit ruhig zu bleiben oder zu versuchen, das Gleichgewicht zu halten, damit kein Fuß unterhalb der Kabinentür zu sehen ist?“ All die Unschuld ihrer Tochter sei in diesem Moment verschwunden, so Wehrman Feeley.

„Das zerreißt mir das Herz“, schreibt eine Facebook-Nutzerin als Reaktion. Andere bringen in Kommentaren ihr Unverständnis über den Umgang der Amerikaner mit Waffen zum Ausdruck. Wehrman Feeley nennt den Artikel in der amerikanischen Verfassung, der den Waffenbesitz in den USA regelt, ein „Beast“, das bekämpft werden müsse. „Ich tue nicht so, als hätte ich alle Antworten, ich habe nicht mal einen Hauch davon. Aber wenn ihr nicht wollt, dass eure Kinder auf einer Kloschüssel stehen, müssen wir etwas tun!“, appelliert die Mutter gegen das Waffengesetz.

Doch gibt es im Streit um eine Verschärfung des US-Waffenrechts momentan keine Bewegung. Wenige Tage nach der viralen Diskussion scheiterten am Mittwoch im US-Senat mehrere Vorstöße zur Verschärfung der Waffenregeln. Die Ansichten der Demokraten und der Republikaner gehen bei dem Thema weit auseinander. Mithilfe der neuen Regeln hätte verhindert werden sollen, dass Menschen, die auf einer Terror- oder Flugverbotsliste geführt werden, Waffen kaufen können.