Sulzano. Die schwimmenden Stege des Installationskünstlers Christo in Italien sind beliebt. Tausende pilgern hin – aber viele müssen warten.

Der Andrang auf Christos neues Projekt „The Floating Piers“ im norditalienischen Iseo-See bleibt auch einige Tage nach der Eröffnung gewaltig. Für etwa 3000 Menschen sei die Reise zu den schwimmenden Stegen des Installationskünstlers vorerst auf dem Hauptbahnhof der naheliegenden Stadt Brescia zu Ende gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Mittwoch. Sie durften zunächst nicht weiter in Richtung des Sees fahren, weil die Region völlig überfüllt sei, hieß es. Freiwillige Helfer des Zivilschutzes kümmerten sich um die Menschen.

Mit Christo übers Wasser gehen

Über das Wasser wandeln: Seit Samstag sind die spektakulären „Floating Piers“ (schwimmenden Stege) des Künstlers Christo im italienischen Iseo-See für das Publikum zugänglich. Der Andrang war gleich nach Öffnung der Stege groß.
Über das Wasser wandeln: Seit Samstag sind die spektakulären „Floating Piers“ (schwimmenden Stege) des Künstlers Christo im italienischen Iseo-See für das Publikum zugänglich. Der Andrang war gleich nach Öffnung der Stege groß. © dpa | Michael Kappeler
Christo hat einen Steg vom lombardischen Paratico zur Insel Pesciera bauen lassen und Steg und Ufer mit Stoff verhüllt.
Christo hat einen Steg vom lombardischen Paratico zur Insel Pesciera bauen lassen und Steg und Ufer mit Stoff verhüllt. © dpa | Michael Kappeler
Das Kunstprojekt wird bis 3. Juli Tag und Nacht für die Besucher geöffnet sein.
Das Kunstprojekt wird bis 3. Juli Tag und Nacht für die Besucher geöffnet sein. © dpa | Michael Kappeler
Der Stoff für Christos „Floating Piers“ (schwimmende Stege) auf dem italienischen Iseo-See ist von der Lübecker Firma „Geo – Die Luftwerker“ zusammengenäht und verlegt worden.
Der Stoff für Christos „Floating Piers“ (schwimmende Stege) auf dem italienischen Iseo-See ist von der Lübecker Firma „Geo – Die Luftwerker“ zusammengenäht und verlegt worden. © dpa | Michael Kappeler
Mehrere Monate lang hatten die Näherinnen des Unternehmens in einer Werkhalle in Lübeck 18.000 Meter Stoff mit einer Breite von fünf Metern in der vom Künstler gewünschte Form zusammengenäht.
Mehrere Monate lang hatten die Näherinnen des Unternehmens in einer Werkhalle in Lübeck 18.000 Meter Stoff mit einer Breite von fünf Metern in der vom Künstler gewünschte Form zusammengenäht. © dpa | Michael Kappeler
Anschließend wurde der Stoff für den Transport nach Italien vorbereitet.
Anschließend wurde der Stoff für den Transport nach Italien vorbereitet. © dpa | Filippo Venezia
Die Besucher sollten das Werk „mit allen Sinnen“ genießen und wie einen „Boulevard“ im Wasser betrachten, der zu ausgedehnten Spaziergängen einlade - am besten barfuß, sagte Christo der Deutschen Presse-Agentur.
Die Besucher sollten das Werk „mit allen Sinnen“ genießen und wie einen „Boulevard“ im Wasser betrachten, der zu ausgedehnten Spaziergängen einlade - am besten barfuß, sagte Christo der Deutschen Presse-Agentur. © dpa | Filippo Venezia
Das in Münster produzierte Polyamid-Gewebe sei von einem Hubschrauber an festgelegten Stellen der Stege abgeworfen worden, sagte Megan Sheekey von Christos Team der Deutschen-Presse-Agentur.
Das in Münster produzierte Polyamid-Gewebe sei von einem Hubschrauber an festgelegten Stellen der Stege abgeworfen worden, sagte Megan Sheekey von Christos Team der Deutschen-Presse-Agentur. © dpa | Michael Kappeler
In den vergangenen Tagen hätten schließlich der Lübecker Firmenchef Robert Meyknecht und sein Team vor Ort letzte Hand an das Kunstwerk gelegt, erklärte eine Mitarbeiterin.
In den vergangenen Tagen hätten schließlich der Lübecker Firmenchef Robert Meyknecht und sein Team vor Ort letzte Hand an das Kunstwerk gelegt, erklärte eine Mitarbeiterin. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
Christo (81) und sein Team hatten in den vergangenen Monaten 220 000 Schwimmwürfel aus Kunststoff zusammengeschraubt und dann mit dem dahliengelb-leuchtendem Polyamidgewebe überzogen, das je nach Lichteinfall die Farbe wechselt.
Christo (81) und sein Team hatten in den vergangenen Monaten 220 000 Schwimmwürfel aus Kunststoff zusammengeschraubt und dann mit dem dahliengelb-leuchtendem Polyamidgewebe überzogen, das je nach Lichteinfall die Farbe wechselt. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
Insgesamt kostete das Projekt, das für jedermann rund um die Uhr gratis zugänglich ist, 15 Millionen Euro.
Insgesamt kostete das Projekt, das für jedermann rund um die Uhr gratis zugänglich ist, 15 Millionen Euro. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
„Man spürt die Wellen im Gehen, ein ganz tolles Gefühl“, schwärmte eine deutsche Besucherin, die extra vom Chiemsee aus an den Iseo-See gereist war. Besucher aus aller Welt waren gekommen, um am Eröffnungstag dabei zu, darunter viele Deutsche.
„Man spürt die Wellen im Gehen, ein ganz tolles Gefühl“, schwärmte eine deutsche Besucherin, die extra vom Chiemsee aus an den Iseo-See gereist war. Besucher aus aller Welt waren gekommen, um am Eröffnungstag dabei zu, darunter viele Deutsche. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
Auch das Wetter spielte mit, nachdem Meteorologen zuvor noch vor möglichen Gewittern gewarnt hatten. Die meisten Hotels in der Region sind schon seit Wochen ausgebucht.
Auch das Wetter spielte mit, nachdem Meteorologen zuvor noch vor möglichen Gewittern gewarnt hatten. Die meisten Hotels in der Region sind schon seit Wochen ausgebucht. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
Der Steg wurde aus 200.000 Kunststoffelementen zusammengefügt.
Der Steg wurde aus 200.000 Kunststoffelementen zusammengefügt. © dpa | Klaus-Dieter Hammacher
Das Besondere an dem Steg: Er bewegt sich synchron zu den Wellen des Wassers, so dass er nicht schaukelt. Christo persönlich testete das im Oktober 2015.
Das Besondere an dem Steg: Er bewegt sich synchron zu den Wellen des Wassers, so dass er nicht schaukelt. Christo persönlich testete das im Oktober 2015. © dpa | Wolfgang volz
Die Polyester-Kuben wurden mit dahliengelb-schimmerndem Polyamidgewebe überzogen.
Die Polyester-Kuben wurden mit dahliengelb-schimmerndem Polyamidgewebe überzogen. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
Italiens Kulturminister Dario Franceschini schwärmte im Vorfeld der Eröffnung mit folgenden Worten: „Man hat wirklich das Gefühl, über Wasser zu gehen, so flexibel ist die Struktur.“ Stöckelschuhe, Fahrräder und Skateboards sind aber verboten.
Italiens Kulturminister Dario Franceschini schwärmte im Vorfeld der Eröffnung mit folgenden Worten: „Man hat wirklich das Gefühl, über Wasser zu gehen, so flexibel ist die Struktur.“ Stöckelschuhe, Fahrräder und Skateboards sind aber verboten. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
„Die Stege sollten nicht auf Fotos angeschaut werden, sondern man muss über sie laufen“, sagt der 81-jährige Christo.
„Die Stege sollten nicht auf Fotos angeschaut werden, sondern man muss über sie laufen“, sagt der 81-jährige Christo. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
„Der Stoff ist nicht das Kunstwerk, sondern er ist das Material, aus dem das Kunstwerk gefertigt ist“. Er sei wie ein abstraktes Gemälde, so Christo. Ein Zusammenspiel aus Ästhetik, Kunst, Mensch und Natur.
„Der Stoff ist nicht das Kunstwerk, sondern er ist das Material, aus dem das Kunstwerk gefertigt ist“. Er sei wie ein abstraktes Gemälde, so Christo. Ein Zusammenspiel aus Ästhetik, Kunst, Mensch und Natur. © REUTERS | STEFANO RELLANDINI
1/19

Das Projekt war am vergangenen Samstag eröffnet worden. Bereits am ersten Tag waren 55.000 Menschen auf die Stege geströmt. Das gesamte Wochenende über mussten Zug- und Fährverbindungen immer wieder unterbrochen werden. Insgesamt werden bis zum 3. Juli bis zu eine Million Besucher erwartet.

Schließung wegen Wartungsarbeiten

Christo (81) und sein Team haben drei Kilometer lange Stege vom Ort Sulzano auf die vorgelagerte Insel Monte Isola und von dort zu dem kleineren Eiland San Paolo verlegt. Sie sind aus 220.000 Schwimmwürfeln zusammengesetzt, mit einem leuchtend gelben Stoff bezogen – und sollen das Gefühl geben, über Wasser zu wandeln.

Die „Floating Piers“ sind gratis zugänglich und normalerweise rund um die Uhr geöffnet. Jedoch werden sie nach Angaben der Veranstalter in der Nacht zum Freitag ab Mitternacht für Wartungsarbeiten geschlossen. Sie öffnen wieder am Freitagmorgen um 7.30 Uhr. (dpa)