Medellín. In Kolumbien merkte niemand, wie ein 44-Jähriger über Jahre 25 Menschen tötet. Dabei hätten mehrere Morde verhindert werden können.

Ein Kolumbianer hat sich als Serienmörder zu erkennen gegeben und damit das ganze Land geschockt. Das Geständnis des Verdächtigen sei glaubwürdig, sagte der Direktor für öffentliche Sicherheit bei der Staatsanwaltschaft, Luis González. Der 44-Jährige habe die Ermittler zu der Stelle geführt, wo er vier seiner Opfer verscharrt hatte. Insgesamt soll er 25 Menschen umgebracht haben, darunter seine Frau und seine beiden Stiefkinder.

Die Leichen wurden auf einem Gutshof in der Ortschaft Guarne im Department Antioquia im Nordwesten Kolumbiens exhumiert. „Die Personen wurden mit einem Nylonband erdrosselt. Ein Leichnam wurde verbrannt“, sagte González am Dienstag. Der Verdächtige habe die Taten ruhig eingeräumt. „Er wusste, was er tat“, sagte der Ermittler.

Mord an Stiefkindern wäre vermeidbar gewesen

Zumindest der Mord an den fünf und sieben Jahre alten Kindern hätte möglicherweise verhindert werden können. Weil Lehrer ihrer Schule den Verdacht geäußert hatten, die Kinder würden zu Hause misshandelt, verbrachten sie drei Tage in einem Heim. Nachdem ein Arzt den Eltern jedoch ein positives Gutachten ausstellte, mussten die Stiefkinder in das Haus des Mannes zurückkehren.

Die meisten Opfer des Gutsverwalters seien Frauen gewesen, teilten die Ermittler mit. Nach den Taten habe er persönliche Gegenstände wie Kleidung seiner Opfer behalten. Über die Handys der Toten habe er Kontakt zu den Angehörigen gehalten und sie glauben lassen, seine Opfer hätten die Region verlassen und seien noch am Leben. Bei einer Hausdurchsuchung entdeckten die Ermittler 16 Mobiltelefone.

Arbeitskollegen glaubten ihm nicht

Vor seinen Arbeitskollegen soll der Mann mit seinen Taten geprahlt haben. Die glaubten ihm allerdings nicht. „Er hat uns von den Stricken erzählt, aber wir haben es nicht geglaubt. Das ist ja sehr makaber, und wir dachten, er sei verrückt“, sagte ein Kollege dem Fernsehsender RCN.
Die Nachbarn wollen lange nichts Außergewöhnliches an dem Gutsverwalter bemerkt haben. „Er war ein normaler Typ. Er nahm an den Fußballturnieren teil und war Teil der Gemeinschaft. Man glaubt ja nicht, dass er ein Monster war“, sagte der Gemeinderat Enrique Carvajal der Zeitung „El Tiempo“.

Allerdings hätten die anderen Dorfbewohner auch nicht viel über den Mann, seine Vergangenheit oder Herkunft gewusst. „Es bleibt ein Trauma. Die Gemeinschaft hat einen Psychopathen genährt“, sagte Carvajal. „Gesichter können wir sehen, aber in Herzen können wir nicht schauen.“ (bk/dpa)