Orlando. Einreiseverbot für Muslime, Rücktritt von Obama: Bevor Details zur Tat in Orlando bekannt sind, nutzt sie Trump für den Wahlkampf.

Chris Enzo verliert für einen Moment die Fassung, als am späten Sonntagabend keine drei Blocks vom Nachtclub „Pulse“ entfernt der Name Donald Trump fällt. Der junge Geschäftsmann bangt um seinen Freund Rodney. Der ist Barmann am Schauplatz des größten Einzeltäter-Massakers in der amerikanischen Geschichte und hat „drei Kugeln abbekommen“, wie Enzo vor einer Traube von Kameraleuten und Journalisten auf der abgesperrten South Grand Avenue berichtete. Dass der republikanische Präsidentschaftskandidat schon wenige Stunden nach der Schreckensbotschaft von Orlando versucht hat, den Massenmord für sich „nutzbar zu machen“, widert den 27-Jährigen nach eigenen Worten an.

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Der Geschäftsmann, der am Dienstag 70 Jahre alt wird, hat sich über sein bevorzugtes Kommunikationsmittel – den Kurzmitteilungsdienst Twitter – früh in die Riege der Ferndiagnostiker eingereiht, die den Amoklauf des 29-jährigen Omar Mateen bereits bewerteten, als noch nichts über die möglichen Hintergründe bekannt war.

Trump erneuerte seine nach dem Amoklauf von San Bernardino im vergangenen Dezember erhobene Forderung nach einem US-Einreiseverbot für Muslime, die nicht in den USA geboren wurden. Das Täter-Paar von damals hatte pakistanische Wurzeln. Dass der Mörder von Orlando in New York auf die Welt kam, amerikanischer Staatsbürger war und nicht vorbestraft, ließ Trump unerwähnt.

Trump verlangt Rücktritt von Obama

Stattdessen rühmte er sich, mit seinen Kassandra-Rufen – „es wird alles noch schlimmer mit dem radikalen Islam, es werden wieder Flugzeuge in Türme fliegen“ – den Nagel auf den Kopf getroffenen zu haben. Noch am Sonntag verstieg sich der Milliardär zu der Formulierung, er „begrüße“ die „Gratulationen“, mit seinen Warnungen vor dem radikalen Islam richtig gelegen zu haben. Er wolle aber keine Glückwünsche. „Ich will Stärke und Wachsamkeit. Wir müssen schlau sein.“ Wie das Massaker von Orlando hätte verhindert werden können, sagte Trump nicht.

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Stattdessen ging er die Spitze des Staates frontal an. Weil Präsident Obama „verharmlosend“ darauf verzichtet habe, in seiner Ansprache am Sonntag den „radikalen Islam“ für die Tat verantwortlich zu machen, verlangte Trump den sofortigen Rücktritt des Amtsinhabers. Seine Rivalin im Rennen um die Präsidentschaft, die Demokratin Hillary Clinton, müsse ihre Bewerbung zurückziehen, falls sie die Dinge nicht beim Namen nenne. US-Beobachter gehen davon aus, dass Trump im Bereich innere Sicherheit in den fünf Monaten bis zur Wahl seine Positionen „noch weiter verschärfen wird“.

Pauschales Einreiseverbot verfassungswidrig

Dass die republikanische Partei Trumps auf Ausgrenzung zielende Rhetorik weitgehend stützt, obwohl dessen Forderung nach einem pauschalen Einreiseverbot für Muslime gegen die Verfassung verstößt, liegt am Zuspruch in Teilen der konservativen Wählerschaft. Wenige Forderungen Trumps sind laut Umfragen so populär wie sein Ruf, Angehörigen des islamischen Glaubens bis auf weiteres den Zutritt zu Amerika zu verwehren. Trumps Konkurrentin Hillary Clinton schlug eine andere Tonlage an, versagte sich voreilige Schlüsse und verlangte, dass Amerika seine Anstrengungen „verdoppeln“ müsse, Waffen wie sie Omar Mateen eingesetzt hat, „aus den Fängen von Terroristen und anderen gewalttätigen Kriminellen“ fernzuhalten.

Orlando: So trauern die Promis

Sänger und Produzent Pharrell Williams (43): „Ich werde nie verstehen, warum Menschen hassen. Keine Worte können jemals ausdrücken, wie traurig ich mich nach der Tragödie in Orlando fühle.“
Sänger und Produzent Pharrell Williams (43): „Ich werde nie verstehen, warum Menschen hassen. Keine Worte können jemals ausdrücken, wie traurig ich mich nach der Tragödie in Orlando fühle.“ © REUTERS | © Stefano Rellandini / Reuters
US-Musikerin Lady Gaga (30): „Es ist eine traumatische und emotionale Zeit für viele Menschen. Ich träume von einer Welt, die sich darüber Gedanken macht, wie wir diese Gewalt ändern können.“
US-Musikerin Lady Gaga (30): „Es ist eine traumatische und emotionale Zeit für viele Menschen. Ich träume von einer Welt, die sich darüber Gedanken macht, wie wir diese Gewalt ändern können.“ © Getty Images | Takashi Aoyama
Popstar Justin Timberlake (35): „Ich versuche Musik zu machen, zu der Menschen hoffentlich Freude haben, tanzen, sich frei fühlen und lieben. Weil es nichts Reineres und Schöneres als diesen Akt gibt. Aber der Fakt, dass dies in der schlimmsten Massenerschießung der US-Geschichte resultierte, macht mich untröstlich... Ich hoffe, wir wachen irgendwann auf und realisieren, dass wir alle gleich sind. Nur Menschen. Eine Gattung. Die nur geliebt werden will.“
Popstar Justin Timberlake (35): „Ich versuche Musik zu machen, zu der Menschen hoffentlich Freude haben, tanzen, sich frei fühlen und lieben. Weil es nichts Reineres und Schöneres als diesen Akt gibt. Aber der Fakt, dass dies in der schlimmsten Massenerschießung der US-Geschichte resultierte, macht mich untröstlich... Ich hoffe, wir wachen irgendwann auf und realisieren, dass wir alle gleich sind. Nur Menschen. Eine Gattung. Die nur geliebt werden will.“ © REUTERS | © Lucas Jackson / Reuters
US-Sängerin Cher (70): „Es gibt dafür keine Worte. Wenn du verletzt, verwundet, ermordet wirst, weinen wir alle. Wir trauern alle. Wir sind alle weniger wert ohne euch.“
US-Sängerin Cher (70): „Es gibt dafür keine Worte. Wenn du verletzt, verwundet, ermordet wirst, weinen wir alle. Wir trauern alle. Wir sind alle weniger wert ohne euch.“ © dpa | Jens Kalaene
„Fast & Furious“-Star und Wrestler Dwayne Johnson (44): „Es ist lange überfällig, aber die Zeit ist reif, um zu handeln. Ich glaube an das Recht, Waffen zu tragen und seine Familien zu beschützen. Aber ich glaube auch an strengere Waffenkontrollen ... Als Folge dieser Terrorattacke werden wir vereint, beharrlicher und gestärkt zurückkommen. Zusammen. Sie können nicht etwas kaputtmachen, was sie nicht aufgebaut haben.“
„Fast & Furious“-Star und Wrestler Dwayne Johnson (44): „Es ist lange überfällig, aber die Zeit ist reif, um zu handeln. Ich glaube an das Recht, Waffen zu tragen und seine Familien zu beschützen. Aber ich glaube auch an strengere Waffenkontrollen ... Als Folge dieser Terrorattacke werden wir vereint, beharrlicher und gestärkt zurückkommen. Zusammen. Sie können nicht etwas kaputtmachen, was sie nicht aufgebaut haben.“ © REUTERS | REUTERS/Mario Anzuoni
Latino-Sänger Ricky Martin (44): „Ich bin schwul, und ich habe keine Angst. Liebe besiegt alles.“
Latino-Sänger Ricky Martin (44): „Ich bin schwul, und ich habe keine Angst. Liebe besiegt alles.“ © REUTERS | © Lucas Jackson / Reuters
US-Schauspielerin Lena Dunham (30): „Wir leiden mit der schwul-lesbischen Gemeinschaft in Orlando. Unsicher, sogar an einem Ort, den sie sich selbst geschaffen haben. Wir leiden mit einem Land, wo die Nachrichten Tag für Tag so aussehen. Die besorgten Bürger der USA verlangen einen Wechsel.“
US-Schauspielerin Lena Dunham (30): „Wir leiden mit der schwul-lesbischen Gemeinschaft in Orlando. Unsicher, sogar an einem Ort, den sie sich selbst geschaffen haben. Wir leiden mit einem Land, wo die Nachrichten Tag für Tag so aussehen. Die besorgten Bürger der USA verlangen einen Wechsel.“ © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Whistleblower Edward Snowden (32): „Wenn er gemordet hat, weil er zwei küssende Männer gesehen hat, sage ich: Findet jemanden zum Küssen. #WähltLiebe.“
Whistleblower Edward Snowden (32): „Wenn er gemordet hat, weil er zwei küssende Männer gesehen hat, sage ich: Findet jemanden zum Küssen. #WähltLiebe.“ © imago/Manngold | imago stock&people
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