Bochum. Nach dem Tod von Ex-Bundesligatrainer Sascha Lewandowski in Bochum schließen Staatsanwaltschaft und Polizei ein Fremdverschulden aus.

Fünf Tage, nachdem Sascha Lewandowski leblos in seiner Bochumer Wohnung gefunden wurde, bestätigte die Staatsanwaltschaft am Montag, dass der Fußballtrainer Suizid begangen hat. Die Obduktion des Leichnams hat ergeben, dass „ein Fremdverschulden am Versterben auszuschließen ist“. Das von der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Bochum geführte Todesermittlungsverfahren wird daher eingestellt.

Die Nachricht Lewandowskis Tod hat viele Menschen erschüttert. Womöglich sind schwerwiegende Vorwürfe gegen den Bochumer Hintergrund des Suizids. Nach Informationen der WAZ wurde gegen den 44-Jährigen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes ermittelt. Staatsanwaltschaft und Polizei haben bislang offiziell jede Stellungnahme zu diesem gravierenden Vorwurf verweigert.

Im Bahnhofsviertel unterwegs mit einem Zwölfjährigen

Im März war Lewandowski als Trainer des Zweitligisten Union Berlin wegen eines Burn-Outs zurückgetreten. So die offizielle Mitteilung des Vereins, die auf Lewandowskis Wunsch veröffentlicht worden war. Doch das ist offenbar nicht die ganze Wahrheit: Die „Bild“-Zeitung meldete am Donnerstagabend, Lewandowski sei am vergangenen Freitagabend von der Polizei in Dortmund angetrunken (0,88 Promille) bei einer Fahrzeugkontrolle angehalten worden. Er sei nicht allein gewesen. Laut SAT.1 habe die Polizei seine Kleidung sichergestellt, er habe sich von einem Polizisten Kleidung ausgeliehen.

Das deckt sich mit Informationen unserer Redaktion, die noch weit drastischer sind. Von den Behörden werden diese offiziell nicht bestätigt, die Quellen sind jedoch glaubwürdig: Lewandowski fuhr demnach mit seinem Auto im Dortmunder Bahnhofsviertel. Er kennt sich dort aus, weil er in der Westfalenmetropole aufgewachsen ist. Die Polizei stoppte ihn, mit im Auto saß ein zwölf Jahre alter Junge. Offenbar hegten die Beamten den Verdacht eines sexuellen Missbrauchs. Sie nahmen Lewandowski fest, die Nacht zu Samstag soll er im Polizeigewahrsam verbracht haben.

Heftiger Streit mit der Lebensgefährtin

Die Beweislage war offenbar nicht eindeutig. Denn anders als bei anderen Fällen des sexuellen Missbrauchs eines Kindes unter 14 Jahren wurde von der Staatsanwaltschaft kein Haftbefehl beantragt. Lewandowski kam nach einigen Stunden wieder frei, muss aber nach WAZ-Informationen einen heftigen Streit mit seiner Lebensgefährtin gehabt haben. Konsequenz: Er verbrachte die Nacht zu Sonntag in einem Hotel.

Die Partnerin reiste danach beruflich ins Ausland. Lewandowski sei in die Wohnung zurückgekehrt. Dort habe er einen Abschiedsbrief sowie ein Testament verfasst und sich getötet.

Die Polizei darf nichts mehr sagen

Offiziell bestätigt ist all das nicht. Denn die Polizei in Bochum, die am Donnerstagmorgen noch den Tod des 44-Jährigen bestätigt hatte, darf seitdem nichts mehr sagen. Auskunft darf nur noch die Staatsanwaltschaft geben. Das bringt wenig, denn Staatsanwalt Andreas Bachmann sagt offiziell, dass er in einem laufenden Verfahren keine Auskunft geben wird. Man müsse erst einmal ermitteln, ob Lewandowski tatsächlich durch Selbstmord aus dem Leben schied.

Der nächste Schritt ist die Nachfrage des Journalisten im Justizministerium NRW in Düsseldorf. Marcus Strunk, Sprecher von Justizminister Thomas Kutschaty, versucht es rein hypothetisch: „Wir verbreiten keine Gerüchte. Und wenn der Verdächtige tot ist, gibt es kein Ermittlungsverfahren mehr, um Vorwürfe aufzuklären.“