Berlin. Immer wieder kommt es in den USA zu Schießereien und Anschlägen mit Dutzenden Toten. Eine Chronik dokumentiert die Gewalt deutlich.

Terroranschläge, Amokläufe, koordinierte Bluttaten: Immer wieder sind die Menschen in den USA Ziel von Angriffen – sei es durch Extremisten und Terroristen oder durch unpolitische Einzeltäter. Der weltweit bislang größte Terroranschlag waren die Angriffe auf das World Trade Center in New York 2001, mit 3000 Opfern. Doch die USA führen auch die Liste der Attentate durch Schusswaffen an. Obwohl nur fünf Prozent aller Menschen in den Vereinigten Staaten leben, wurden laut US-Medien seit 1966 mehr als 30 Prozent aller Gewalttaten in dem Land verübt: Angriffe auf Schulen, Militärbasen oder Verwaltungsgebäude. Manchmal waren die Täter Schüler oder Studenten, manchmal Islamisten, manchmal Neonazis. Gemein ist ihnen vor allem eines: Sie agierten aus Hass und Fanatismus.

Beim gestern Nacht in Orlando verübten Attentat ist vieles noch unklar. Polizei und Staatsanwälte untersuchen die Hintergründe der Tat. Fest steht: Der Anschlag auf den Club für Homosexuelle überragt alle Angriffe mit Schusswaffen, „shootings“ genannt, der US-Geschichte. Ein Blick in eine traurige Chronik.

1966, Austin: Der 25 Jahre alte Student Charles Whitman postierte sich am 1. August mit Gewehr auf dem Turm der Universität von Texas in der Stadt Austin. Wie ein Heckenschütze feuert der ausgebildete Soldat wahllos auf Passanten unter ihm. Er traf 49 Menschen, mehr als ein Dutzend starben. Fast anderthalb Stunden dauerte es, bis er von Polizisten überwältigt wurde. Schon am Morgen hatte Whitman seine Frau und seine Mutter getötet. Er hinterließ einen „Abschiedsbrief“. Das Motiv: Hass auf den eigenen Vater. Der Amoklauf gilt in den USA als erster Massenmord in der Öffentlichkeit. Nach dem Vorfall wurden in vielen Bundesstaaten spezielle Eingreiftruppen gegen Amokläufer von der Polizei gegründet.

1995, Oklahoma City: Timothy McVeigh, Golfkriegsveteran, 26 Jahre alt, fuhr am 19. April 1995 einen Lieferwagen vor ein Hochhaus in Oklahoma City. Darin eine Bombe, die so stark war, dass sie ein Drittel des Hochhauses zerstörte. 168 Menschen starben, darunter 19 Kinder. McVeigh sympathisierte mit rechtsradikalen, regierungskritischen Milizen. Ihn trieb der Hass gegen die Regierung in Washington, unter anderem weil diese Waffengesetze einführte. In dem Hochhaus arbeiteten viele Mitarbeiter einer Verwaltungsbehörde der Zentralregierung. Er wurde zum Tode verurteilt und schließlich im Sommer 2001 mit einer Giftspritze hingerichtet.

1999, Columbine: Am 20. April 1999 um 11.19 Uhr betraten Eric Harris, 18, und Dylan Klebold, 17, die Columbine High School in Denver – und erschossen zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Die Täter erschossen sich schließlich selbst. Ursprünglich wollten sie die Schule mit 2000 Schülern in die Luft jagen. Doch ihre Sprengsätze zündeten nicht. Ihre Motive sind bis heute unklar. Die USA debattierten danach hitzig über die liberalen Waffengesetze. Der Dokumentarfilmer Michael Moore drehte 2002 den Film „Bowling for Columbine“.

2015, Charleston: Im 17. Juni 2015 betrat der weiße Nazi Dylann Roof die Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston, South Carolina, und erschoss neun schwarze Menschen, drei Frauen, sechs Männer, die die Bibelstunde besuchten. Nach der Tat entkam Roof. Doch seine Schwester erkannte ihn auf einem Fahndungsfoto. Roof wurde festgenommen. Der 21-Jährige sagte der Polizei, er habe einen „Krieg der Rassen“ entfachen wollen. Die Regierung in Washington fordert die Todesstrafe für Dylann Roof. Die Gerichtsverhandlungen laufen noch.

2015, San Bernadino: Am 2. Dezember töteten die mutmaßlichen IS-Sympathisanten Syed F. und Tashfeen M. in einer Sozialeinrichtung in Kalifornien 14 Menschen. Die beiden Islamisten stürmten mit Gewehren eine Weihnachtsfeier und schossen wild um sich. Polizisten töteten die Angreifer. Später fanden Beamte in der Wohnung weitere Waffen und auch Rohrbomben. Dass der Terroranschlag durch den „Islamischen Staat“ gesteuert war, ist bisher nicht bekannt.