Düsseldorf. Zehn Millionen Euro Schaden nach Großbrand: Die Polizei Düsseldorf verdächtigt Flüchtlinge, in ihrer Unterkunft Feuer gelegt zu haben.

Der Großbrand in einer Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft mit rund zehn Millionen Euro Schaden soll von zwei Bewohnern gelegt worden sein. Einer der beiden 26-Jährigen aus Nordafrika sei beobachtet worden, wie er brennbare Flüssigkeit auf eine Matratze geschüttet und angezündet habe, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Der andere habe die Tat gegenüber Bewohnern und Journalisten gestanden: „Wir mussten das tun, damit sich etwas ändert“, habe er gesagt.

Er gelte als Rädelsführer einer achtköpfigen Gruppe von Unzufriedenen, die schon häufiger in der Halle für Ärger gesorgt habe. Beide Männer werden wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung einem Haftrichter vorgeführt. Obwohl in der Halle zur Tatzeit auch Menschen schliefen, wertete die Staatsanwaltschaft die Tat nicht als versuchten Mord.

Verdächtige nannten zunächst falsche Nationalitäten

Die insgesamt acht festgenommenen Männer hätten zunächst falsche Nationalitäten genannt und sich als Syrer oder Iraker ausgegeben. Auslöser sei die Mittagessen-Ausgabe gewesen. Die Muslime, die sich nicht an den Fastenmonat Ramadan halten wollten, hätten sich über das aus ihrer Sicht zu dürftige Mittagessen beschwert. „In diesem Bereich ist das Motiv zu suchen“, sagte ein Ermittler.

Düsseldorfer Flüchtlingsheim brennt

Ein Großaufgebot von Einsatzwagen am Messegelände in Düsseldorf vor einer brennenden Halle, die als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird.
Ein Großaufgebot von Einsatzwagen am Messegelände in Düsseldorf vor einer brennenden Halle, die als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird. © dpa | Rolf Vennenbernd
Bewohner und Mitarbeiter blieben nach den ersten Erkenntnissen weitgehend unversehrt, 21 Flüchtlinge zogen sich leichte Rauchgasvergiftungen zu, hieß es. In der Unterkunft waren nach Angaben der Stadt 282 Männer untergebracht, von denen beim Ausbruch des Brandes etwa 130 anwesend waren.
Bewohner und Mitarbeiter blieben nach den ersten Erkenntnissen weitgehend unversehrt, 21 Flüchtlinge zogen sich leichte Rauchgasvergiftungen zu, hieß es. In der Unterkunft waren nach Angaben der Stadt 282 Männer untergebracht, von denen beim Ausbruch des Brandes etwa 130 anwesend waren. © dpa | Rolf Vennenbernd
Manche der Bewohner wirkten geschockt. Die Wenigsten hatten wohl Zeit, ihre Habseligkeiten zu retten. „Die meisten haben nur noch das, was sie am Leibe haben“, sagt Jürgen Riegener vom städtischen Sozialamt.
Manche der Bewohner wirkten geschockt. Die Wenigsten hatten wohl Zeit, ihre Habseligkeiten zu retten. „Die meisten haben nur noch das, was sie am Leibe haben“, sagt Jürgen Riegener vom städtischen Sozialamt. © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
Über der Halle stieg eine weithin sichtbare Rauchwolke auf.
Über der Halle stieg eine weithin sichtbare Rauchwolke auf. © dpa | Rolf Vennenbernd
Der Messebetrieb mit der weltgrößten Druckermesse drupa  und der Flugbetrieb des Düsseldorfer Flughafens gingen trotzdem weiter. Die Bevölkerung wurde gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Der Messebetrieb mit der weltgrößten Druckermesse drupa und der Flugbetrieb des Düsseldorfer Flughafens gingen trotzdem weiter. Die Bevölkerung wurde gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. © dpa | Rolf Vennenbernd
Die Einrichtung fungiert als Drehkreuz für NRW, hieß es. Von dort aus werden die Flüchtlinge in andere Städte weitervermittelt.
Die Einrichtung fungiert als Drehkreuz für NRW, hieß es. Von dort aus werden die Flüchtlinge in andere Städte weitervermittelt. © dpa | Rolf Vennenbernd
Feuerwehrmänner bei den Löscharbeiten.
Feuerwehrmänner bei den Löscharbeiten. © dpa | Rolf Vennenbernd
Dabei agierten die Brandbekämpfer auch von der Drehleiter aus.
Dabei agierten die Brandbekämpfer auch von der Drehleiter aus. © dpa | Rolf Vennenbernd
Brandort. Feuerwehrleute richteten von außen Wasserrohre von mehreren Seiten auf die verbogene und verkohlte Metallverkleidung. Im Inneren könne nicht gelöscht werden, sagte ein Feuerwehrmann.
Brandort. Feuerwehrleute richteten von außen Wasserrohre von mehreren Seiten auf die verbogene und verkohlte Metallverkleidung. Im Inneren könne nicht gelöscht werden, sagte ein Feuerwehrmann. © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
Die Feuerwehr war den Angaben zufolge mit rund 70 Einsatzkräften vor Ort.
Die Feuerwehr war den Angaben zufolge mit rund 70 Einsatzkräften vor Ort. © dpa | Rolf Vennenbernd
Aus der ausgebrannten Halle steigt Wasserdampf und leichter Rauch.
Aus der ausgebrannten Halle steigt Wasserdampf und leichter Rauch. © dpa | David Young
Die betroffene Halle ist völlig ausgebrannt.
Die betroffene Halle ist völlig ausgebrannt. © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
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In der Halle habe es bereits vier Ermittlungen wegen Bränden gegeben und vor zwei Wochen eine versuchte Brandstiftung im gleichen Bereich der Flüchtlingsunterkunft.

Dem Großbrand sei eine Drohung vorangegangen: Es werde etwas passieren, wenn sich nichts ändere. Einer der Männer aus der achtköpfigen Gruppe sei bereits als nordafrikanischer Intensivtäter registriert und mit Diebstählen und Drogendelikten aufgefallen. Am Dienstag waren 300 Polizisten im Einsatz, davon 100 Ermittler.

Halle komplett zerstört – zehn Millionen Euro Schaden

Durch den Brand am Dienstag wurde die Unterkunft, in der 282 Männer lebten, komplett zerstört. Der Abriss der 6000 Quadratmeter großen Halle der Düsseldorfer Messe habe bereits begonnen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Feuerwehr hatte in der Nacht noch Glutnester gelöscht und war am Mittwochmorgen abgezogen.

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In der Halle hätten Christen und Muslime unter einem Dach gelebt, sagte eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes. Die Stimmung sei schwierig gewesen und habe sich mit Beginn des Ramadans noch verschlechtert. Es sei zu Gewalttätigkeiten gekommen. DRK-Mitarbeiter, Wachleute und Polizisten seien bespuckt und mit Schuhen beworfen worden.

Die unterschiedlichen Gruppen hätten sich jeweils benachteiligt gefühlt, obwohl mit einer zusätzlichen Essensausgabe um 22 Uhr auf die Belange der Muslime im Ramadan Rücksicht genommen worden sei. Hinweise auf eine Brandstiftung von außen oder gar einen fremdenfeindlichen Hintergrund gibt es nicht. Videoaufnahmen von Bewohnern sollen zeigen, wie das Feuer in einer Ecke der Halle ausbricht.

30 Männer wurden bei dem Großbrand verletzt

In der ehemaligen Lagerhalle der Düsseldorfer Messe waren vor allem Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Nordafrika untergebracht. Beim Ausbruch des Brandes waren den Angaben zufolge etwa 130 Menschen im Gebäude, einige von ihnen schliefen. 28 Flüchtlinge zogen sich leichte Rauchvergiftungen zu. Auch ein Feuerwehrmann und ein Helfer aus der Unterkunft wurden leicht verletzt.

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In der Landeshauptstadt gibt es seit einiger Zeit Probleme mit Zuwanderern aus Nordafrika. Beim Auswerte- und Analyseprojekt „Casablanca“ hatte die Polizei 2244 Verdächtige aus Nordafrika erfasst, die in der Landeshauptstadt als Trick- und Taschendiebe ihr Unwesen treiben sollen.

Wegen der Zuständigkeiten beim Bundesamt für Migration waren nordafrikanische Zuwanderer überwiegend Nordrhein-Westfalen zugeteilt worden. Inzwischen gibt es einen Zuweisungsstopp für Flüchtlinge aus mehreren nordafrikanischen Ländern nach NRW.

In Düsseldorf seien derzeit rund 7000 Flüchtlinge untergebracht, sagte Jürgen Riegner vom städtischen Sozialamt. Die Unterbringungssituation sei angespannt. Für die aus der Halle geretteten Bewohner stellte das Land in der Nähe eine Landesunterkunft zur Verfügung. (dpa)