Frankfurt. Unternehmer, Politiker, TV-Showman – Vural Öger hat eine schillernde Karriere hingelegt. Nun hat er Ärger mit Gläubigern und Justiz.
Das Landgericht Frankfurt/Main hat einen Arrestbefehl gegen den ehemaligen Touristik-Unternehmer und Gründer von Öger Tours, Vural Öger, erlassen. Das berichtet „Spiegel Online“. Der von einem Gläubiger erwirkte Arrestbefehl habe für Öger eine Einschränkung seines persönlichen Vermögens zur Folge. Demnach erging der Arrestbefehl bereits am 6. Mai.
Der Hintergrund des Falls ist die Pleite von Ögers Reiseanbieter V.Ö. Travel und seines Flugveranstalters Türk Tur. Dem Bericht zufolge hatte Öger einem Gläubiger gegenüber eine Bürgschaft unterzeichnet. Diese verpflichtete ihn, Außenstände seiner Firma privat zu begleichen. Der Vorwurf gegen Öger: Um möglichst wenig Privatvermögen angeben zu müssen, habe er viele seiner Immobilien, Grundstücke und Unternehmensanteile unter Wert veräußert, heißt es. Der Arrestbefehl soll der Justiz nun ermöglichen, schnellen und direkten Zugriff auf Ögers Vermögen zu bekommen.
Grundstück an der Hamburger Elbchaussee
Zu den betreffenden Objekten, die Öger an Freunde und Bekannte verkauft haben soll, gehören laut dem Bericht unter anderem ein Grundstück an der noblen Hamburger Elbchaussee, drei Immobilien im türkischen Bodrum sowie zwei Zitronen- und Feigenhaine. Dazu kommen verschiedene Firmenanteile.
Der Verkauf großer Teile seiner Immobilien und Grundstücke konnte für Öger anscheinend nur einen Zweck haben: sich gegenüber den Behörden ärmer zu rechnen. Denn: Gläubiger können Gebäude und Grundstücke pfänden lassen, wenn sie sonst nicht an ihr Geld kommen. Wenn sich die Immobilien aber gar nicht mehr im Besitz des Schuldners befinden, dürfte das schwierig werden.
Bundesverdienstkreuz und Sitz im EU-Parlament
Bevor Vural Öger (74) mit seinem Reiseunternehmen insolvent wurde, galt er lange Zeit als deutsch-türkischer Vorzeigeunternehmer. 1970 eröffnete er in Hamburg sein erstes Reisebüro. Es folgten Hotels und Pauschalreise-Veranstalter, Öger avancierte zum größten Reiseanbieter der Region. 2001 erhielt der das Bundesverdienstkreuz. Von 2004 bis 2009 saß Öger für die SPD im Europaparlament.
2010 dann verkaufte Öger seine Firma Öger Tours für etwa 30 Millionen Euro an den Touristikkonzern Thomas Cook. Vier Jahre später gründete er den Reiseveranstalter V.Ö. Travel – doch der Erfolg des Neuanfangs blieb aus. Zeitweise versuchte sich Öger auch im TV-Geschäft – und zwar vor der Kamera: Ab 2014 war er einer der Juroren in „Die Höhle der Löwen“, eine Casting-Show des Senders Vox. Dabei müssen Start-up-Unternehmen um Investorengelder buhlen.
Offenbar ist auch der Justiz derzeit nicht bekannt, wo Öger sich aktuell aufhält. Der Anwalt Ögers schreibe, sein Mandant halte sich nach wie vor in Deutschland auf, heißt es bei „Spiegel Online“. Der Arrestbeschluss sei an eine Adresse in München geschickt worden. (W.B.)