Lilongwe. Ihre Körperteile gelten als Wundermittel: Im afrikanischen Malawi sind Menschen mit der Pigmentstörung Albinismus in Lebensgefahr.

In Malawi sind einem Bericht von Amnesty International zufolge seit November 2014 mindestens 18 Menschen mit Albinismus getötet worden. Der Amnesty-Direktor für das südliche Afrika, Deprose Muchena, sprach am Dienstag in der Hauptstadt Lilongwe von einer „noch nie da gewesenen Welle von brutalen Angriffen“.

Der örtlichen Polizei warf die Organisation Untätigkeit vor. Fünf Menschen mit Albinismus werden dem Bericht zufolge noch vermisst. In Malawi herrscht der Aberglaube, dass Körperteile von Menschen mit Albinismus Glück und Wohlstand brächten.

Kriminelle Banden organisieren das Geschäft

Die Tötungen führten zu einem Klima der Angst unter den schutzlosen Betroffenen, sagte Muchena. Malawis Behörden habe sie „kläglich im Stich gelassen“ und kriminellen Banden ausgeliefert. Die Organisation wirft den Behörden auch Vertuschung weiterer Fälle vor.

„Menschen sagen mir ins Gesicht, dass sie mich verkaufen wollen“, wird ein 37-Jähriger in dem Bericht zitiert. „Ein Mal sagte mir jemand, dass ich 7500 Euro wert sei.“

Amnesty zufolge leben bis zu 10.000 der insgesamt 16 Malawier mit Albinismus. Bei Betroffenen ist die Bildung des Pigments Melanin gestört, ihre Haut ist besonders hell. Der Begriff Albinismus leitet sich vom lateinischen Wort albus (weiß) ab. (dpa)