Berlin. Kinderschokolade, Pegida, Boateng: Ein Werber greift die Debatte auf und versteigert signierte Tafeln auf eBay – für den guten Zweck.

Die Aufregung um den Nationalspieler Jérôme Boateng und die Sonderedition der Kinderschokolade fängt ein Berliner Werber und Flüchtlingshelfer mit einer wohltätigen Aktion auf: Bei Ebay versteigert er mehrere Tafeln Kinderschokolade, die der Fußballer persönlich signiert hat, um den Verein Flüchtlingspaten Syrien zu unterstützen. Am Mittwochabend lag das höchste Gebot für eine Tafel bei 1100 Euro. Dass sich der Spieler an der Aktion beteiligt hat, verdankt der Verkäufer Martin Keune einem Zufall.

„Nach dem ganzen Wirbel um Pegida, die Kinderschokolade und Alexander Gauland, der sich an der Sache abgearbeitet hat, bot sich die Aktion an“, sagt Keune. Anhänger von Pegida hatten sich zuvor in sozialen Netzwerken über die Jugendfotos von Fußball-Nationalspielern auf der EM-Edition des Süßigkeiten-Klassikers abschätzig geäußert.

Angebot greift Debatte um Gauland auf

Später sorgten besonders die Äußerungen von AfD-Vize Gauland für Empörung. „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Gauland bestritt daraufhin, sich über den Fußballer als Person geäußert zu haben, was die Zeitung zurückwies. In der Sendung „Anne Will“ sagte er am Sonntagabend, er habe nicht gewusst, dass Boateng ein dunkelhäutiger Fußballer sei.

Fußballer Boateng hat für die Aktion mit einer Tafel Kinderschokolade posiert.
Fußballer Boateng hat für die Aktion mit einer Tafel Kinderschokolade posiert. © Screenshot Ebay / Martin Keune

Diese Behauptung greift der Versteigerer der Boateng-Tafeln auf. Er schreibt ironisch in der Beschreibung des Angebots: „Deshalb, lieber Herr Gauland, wenn Sie hier mitsteigern wollen, vorsichtshalber die Warnung: Innerhalb der Packung befindet sich Schokolade, und die ist (...) auch farbig.“ Der Kontakt zu dem Nationalspieler lief über einen Arbeitskollegen, der mit Boateng zur Schule gegangen sei, erklärt Keune. „Er hat ihn am Wochenende noch zwischendurch erwischt, bevor es nach Frankreich ging.“

Keune, der auch Geschäftsführer einer Berliner Werbeagentur ist, erhofft sich von den Versteigerungen der drei Tafeln rund 100 Euro pro Exemplar. Die Angebote laufen noch ein paar Tage. Der Werber ist gleichzeitig auch einer der Vorsitzenden des Vereins Flüchtlingspaten Syrien, den er gegründet hat, um ein Signal gegen die Syrien-Politik der Bundesregierung zu setzen.

Der Verein eröffnet Syrern die Möglichkeit, legal in Deutschland einzureisen. „Das funktioniert über sogenannte Verpflichtungserklärungen“, so Keune. Diese sind eine finanzielle Bürgschaft eines Paten, für den Lebensunterhalt eines Syrers aufzukommen – dann darf der Flüchtling bleiben. Das Prinzip des Vereins: Die große finanzielle Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt. „Mittlerweile haben wir mehr als 3100 Paten. Sie unterstützen 104 Syrer“, so Keune. Und auch das passt zu den Schokoladen-Tafeln: Die Mehrheit der Unterstützten sind Kinder.

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