Brüssel. Drei Tote und viele Verletzte bei einem Zugunglück in Belgien. Ein Passagierzug hat am Sonntagabend bei Lüttich einen Güterzug gerammt.

Nach dem folgenschweren Zusammenstoß zweier Züge nahe der belgischen Stadt Lüttich befürchten die Rettungskräfte einen weiteren Anstieg der Opferzahlen. Es sei nicht auszuschließen, dass neben den drei geborgenen Leichen noch weitere aus den Trümmern befreite Insassen ihren schweren Verletzungen erliegen, teilten die Behörden bei einer Pressekonferenz am frühen Montagmorgen mit. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, war auch Stunden nach der Kollision weiter unklar. Ein Krisenstab wurde eingerichtet.

Am Sonntagabend kurz nach 23 Uhr war ein Passagierzug mit rund 40 Insassen bei der Ortschaft Hermalle-sous-Huy in das Heck eines Güterzugs auf demselben Gleis gekracht. Der Passagierzug mit sechs Waggons war zu diesem Zeitpunkt mit ungefähr 90 Stundenkilometern unterwegs, wie des Bürgermeister der Ortschaft Saint-Georges-Sur-Meuse, Françis Dejon, laut Medienberichten erklärte. Nach Angaben der Bahngesellschaft SNCB entgleisten die vorderen zwei Waggons und kippten auf die Seite.

Augenzeuge berichtet von chaotischen Szenen

Der Unglücksort bei Hermalle-sous-Huy am Morgen nach der Kollision.
Der Unglücksort bei Hermalle-sous-Huy am Morgen nach der Kollision. © dpa | Olivier Hoslet

Neun Zuginsassen seien mit Verletzungen unterschiedlichen Grades ins Krankenhaus gebracht worden, hieß es auf der Pressekonferenz, bei der neben Dejon auch Verkehrsminister François Bellot sowie Vertreter des Schienennetzbetreibers Infrabel, der Kommunalbehörden, der Rettungskräfte und von SNCB anwesend waren. Um weitere 27 Menschen mussten sich die Rettungskräfte nur kurz kümmern. „Wir haben großes Glück, dass es nicht mehr Opfer gegeben hat“, sagte Dejon laut Belga.

Ein Augenzeuge berichtete dem Nachrichtenportal „L’Avenir“ zufolge von „chaotischen Szenen“. Laut dem jungen Mann, der in dem Passagierzug gesessen habe, seien die vorderen beiden Waggons völlig zerstört worden. Ein Großaufgebot an Rettungskräften aus der ganzen Region eilte zum Unglücksort und barg eingeschlossene Menschen aus den Trümmern. Sanitäter und Seelsorger kümmerten sich um die befreiten Passagiere.

Drei Tote bei Zugunglück in Belgien

Das Unglück ereignete sich am Sonntagabend um kurz nach 23 Uhr bei der Ortschaft Hermalle-sous-Huy.
Das Unglück ereignete sich am Sonntagabend um kurz nach 23 Uhr bei der Ortschaft Hermalle-sous-Huy. © dpa | Olivier Hoslet
Offenbar hat ein Passagierzug mit sechs Waggons und rund 40 Fahrgästen einen Güterzug gerammt, der auf demselben Gleis rangierte.
Offenbar hat ein Passagierzug mit sechs Waggons und rund 40 Fahrgästen einen Güterzug gerammt, der auf demselben Gleis rangierte. © dpa | Olivier Hoslet
Am Montagmorgen berichteten die Behörden von drei Toten, neun Verletzten und 27 Menschen, die ambulant versorgt wurden.
Am Montagmorgen berichteten die Behörden von drei Toten, neun Verletzten und 27 Menschen, die ambulant versorgt wurden. © dpa | Olivier Hoslet
Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Opferzahl noch steigt.
Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Opferzahl noch steigt. © dpa | Olivier Hoslet
Rettungskräfte aus der gesamten Region wurden am Sonntagabend zu der Unglücksstelle gerufen.
Rettungskräfte aus der gesamten Region wurden am Sonntagabend zu der Unglücksstelle gerufen. © dpa | Olivier Hoslet
Bei den Opfern soll es sich größtenteils um Studenten handeln, die auf dem Weg nach Lüttich waren.
Bei den Opfern soll es sich größtenteils um Studenten handeln, die auf dem Weg nach Lüttich waren. © dpa | Olivier Hoslet
Die Bergung der Verletzten und Toten dauerte bis zum Montagmorgen.
Die Bergung der Verletzten und Toten dauerte bis zum Montagmorgen. © dpa | Marius Becker
Der getroffene Güterzug soll kein Gefahrengut geladen haben.
Der getroffene Güterzug soll kein Gefahrengut geladen haben. © dpa | Olivier Hoslet
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Studenten auf dem Weg nach Lüttich

Der Frachtzug hatte Medienberichten zufolge keine Gefahrengüter geladen. In dem Passagierzug saßen laut Verkehrsminister Bellot viele Studenten, die am Sonntagabend auf dem Weg nach Lüttich waren.

Ermittler und Staatsanwaltschaft nahmen Untersuchungen zum Unfallhergang auf. Ein Infrabel-Sprecher wollte zunächst keine Einschätzung dazu abgeben, wodurch das Unglück ausgelöst wurde. Er erwähnte Medienberichten zufolge aber, dass es auf der betroffenen Strecke zuvor einen Blitzeinschlag gegeben habe. Auf der Twitter-Seite von SNCB gab es am Abend einen Hinweis auf eine Signalstörung auf dieser Route. Ob und inwiefern ein Zusammenhang mit der späteren Kollision besteht, war zunächst unklar. (dpa)