Berlin. Nach Wochen voller Dramen, Tränen, Schweiß und Knochenbrüchen hätten einige eine andere Siegerin im „Let’s Dance“-Finale erwartet.
Es war eng. So gute Tänzerinnen, so viel Ausstrahlung, so harte Arbeit. 87 Jury-Punkte ertanzten sich Kristall-Erbin Victoria Swarovski und ihr Profi-Partner Erich Klann im Finale der RTL-Show „Let’s Dance“, mit 86 Punkten würdigte die Jury die Leistung von Jana Pallaske und deren Partner Massimo Sinató. Doch als die Schauspielerin und der Tänzer nur auf dem dritten Platz landeten, waren nicht nur viele Zuschauer überrascht – die anderen Profi-Tänzer der Show konnten ihren Schock nicht verbergen.
Dass Swarovski gute Chancen auf den Sieg habe würde, war keine Überraschung. Dass Pallaske und Sinató noch hinter dem sympathischen Tanz-Pärchen Sarah Lombardi und Robert Beisch (78 Jury-Punkte) landen würden, allerdings schon. Immerhin hatten erstere von der Jury über die gesamte Staffel mehr Punkte bekommen als irgendein „Let’s Dance“-Tanzpaar vor ihnen. Aber: Es gibt Schlimmeres.
Die „Let’s Dance“-Kandidaten 2016
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Swarovskis Hintern-Wackeln fast einer Beyoncé würdig
Zum Beispiel Niels Ruf: Der Moderator lief wie die anderen ausgeschiedenen Kandidaten zum finalen Treffen der 9. Staffel auf, tat nicht mal so, als ob er sich beim Wiener Walzer mit Oti Mabuse Mühe geben würde und versuchte, auf Kosten anderer Witze zu machen. Nach seinem so stil- wie pietätlosen Tweet über den plötzlichen Tod des Sängers Roger Cicero wird sich niemand gewundert haben. Man hätte aber gut drauf verzichten können.
Im Gegensatz zu Swarovskis und Klanns Samba zu „Lean On“: Mit getanzter Lebensfreude und Swarovskis Hintern-Wackeln unterm Feder-Puschel, das sich hinter Beyoncé nicht verstecken müsste, begeisterte das Paar Publikum und Jury und lieferte einen der Höhepunkte des Finales. Jorge González’ Lob beinhaltete wahrscheinlich die Worte „Karneval in Rio“, und selbst Joachim Llambi fand nichts zu meckern: „Wenn das Mädchen gut tanzt, was sollen wir denn machen?“
„Erotik pur“ beim Tango und eine Erkenntnis fürs Leben
Noch begeisterter sein, wenn die nächste Kandidatin im Frauen-Finale antritt und einen Tango zum Niederknien aufs Parkett legt: In für die Show und das Metier ungewöhnlich stilvollen Kostümen schmachteten Jana Pallaske und Massimo Sinató mit so viel Eleganz, Ausstrahlung und Haltung über die Tanzfläche, dass es bei der Bewertung kein Halten mehr gab. „Erotik pur“, urteilte Llambi, „magisch“, befand Motsi Mabuse und González fehlten Steigerungsmöglichkeiten: „Ooooohhh Jana, was machst du mit mir?“ Zehn Punkte vergab jedes Jury-Mitglied, mehr geht nicht.
Oder vielleicht doch – wenn man Juroren zu Tränen rührt, und sich selbst zur Erkenntnis tanzt, nämlich. Wie „Deutschland sucht den Superstar“-Finalistin Sarah Lombardi, die mit Robert Beisch eine Freestyle-Choreographie zu einem Medley aus Disney-Songs zeigte. Motsi Mabuse war ganz aufgelöst: „Mit dem, was du hast, hast du gekämpft, das finde ich ganz toll.“ Auch Llambi lobte die „Riesen-Entwicklung“, und der 23-Jährigen Tänzerin kullerten ebenfalls die Tränen über die Wangen. Mit ihren Moves begeistert sie nicht nur ihren Mann, DSDS-Sieger Pietro Llombardi („Woah, das ist meine Frau!“), für sich hatte Sarah auch etwas gelernt: „Ich weiß, dass ich nicht perfekt sein muss – ich will so bleiben wie ich bin.“
Damit landete Sarah Lombardi auf dem zweiten Platz. Und während es vom späteren „Dancing Star 2016“ Victoria Swarovski in der Vier-Stunden-Show sehr viele Kusshände und Handherzchen für die Kameras gab, teilte die Drittplatzierte Jana Pallaske diese Weisheit mit dem Publikum: „Genießt das Leben, habt keine Angst – es ist ein Tanz.“