Mendig/Koblenz. 51 Menschen sind bei einem Blitzeinschlag am Freitagabend bei „Rock am Ring“ verletzt worden. Das Festival musste unterbrochen werden.
Wegen einer Gewitterzelle ist das Festivalgelände von „Rock am Ring“ in Mendig am Freitagabend geräumt worden. Die Polizei bestätigte unserer Redaktion, dass durch Blitzschlag mehrere Menschen verletzt worden sind.
Die Polizei korrigierte die Zahl der Verletzten inzwischen von 42 auf 51. „15 sind schwer verletzt worden. Zwei davon wurden erfolgreich reanimiert“, sagte ein Polizeisprecher am Samstagmorgen. Der Veranstalter hatte am Freitag unter Berufung auf Rettungskräfte gemeldet, es seien acht Menschen schwer verletzt worden. Auch am Samstag verzögerte sich noch die Fortsetzung des Festivals.
Der Wetterdienst Kachelmannwetter hatte am Freitag um 20.26 Uhr einen sehr starken Blitz auf dem Gelände registriert. Möglicherweise wurde der Blitz in diesem Video eingefangen.
Nach Angaben von Jörg Kachelmann auf Twitter hatte ein beim Festival tätiger Kollege am Freitag um 19.28 Uhr dem Veranstalter die Unterbrechung empfohlen. Über Lautsprecherdurchsagen wurden die Zuschauer aufgefordert, den Bühnenbereich zu verlassen.
Meteorologe forderte Absage
Die Live-Auftritte waren daraufhin etwa eineinhalb Stunden lang unterbrochen. Erst dann durften Fans wieder vor die Bühnen, und die Bands machten sich bereit, das Festival fortzusetzen. Es war zunächst unklar, ob an dem Abend noch Bands spielen werden. Marek Lieberberg erklärte laut „Rhein-Zeitung“ zunächst: „Bitte habt Geduld. Es könnte sein, dass es eine zweite Gewitterfront gibt. Wir beraten mit den Experten.“
Auf Twitter forderte der TV-Meteorologe Frank Abel den Abbruch. „Es besteht die Gefahr von ca. 100 Gewittern. Es ist noch lange nicht zu Ende. Das ist eine besondere Lage!“, schrieb er am Freitag. Es handele sich nicht um Wärmegewitter. „Das ist ein Isobarensumpf mit einem deutlich sichtbaren Schwerpunkt.“ Seiner Meinung nach hätte das Festival gar nicht erst starten dürfen, twitterte er. Bereits am Vormittag hatte der Meteorologe von MeteoGroup auf verschiedenen Sendern und Twitter vor erheblicher Gefahr gewarnt.
In der Nacht wurden noch größere Kräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten aus dem Nachbarkreis Neuwied aufgefordert, sich für einen möglichen Einsatz an einem Bereitstellungsraum zu sammeln.
Im vergangenen Jahr waren bei Blitzeinschlägen auf dem Festivalgelände insgesamt 33 Menschen verletzt worden. Fast alle hatten die Krankenhäuser aber noch am gleichen Tag verlassen können. Polizei und Veranstalter hatten von insgesamt drei Gewittern berichtet.
Der Deutsche Wetterdienst hielt es für möglich, dass es am Wochenende in Rheinland-Pfalz lokal zu extremen Unwettern mit Hagel und Starkregen von mehr als 40 Liter pro Quadratmeter kommen könnte. Das Gelände ist nach tagelangen Regenfällen völlig verschlammt. Gummistiefel sind rund um „Rock am Ring“ fast ausverkauft. Zahlreiche Geschäfte zum Beispiel in Mayen und Koblenz konnten zum Auftakt des dreitägigen Musikspektakels am Freitag nur noch Restposten in sehr wenigen Größen anbieten. In einem Mayener Schuhgeschäft hing ein Schild: „Keine Herren-Gummistiefel – ausverkauft! Damen-Gummistiefel nur in Größe 37+.“ Eine Verkäuferin sagte: „Schon die ganze Woche fragen die hier nach Gummistiefeln. Ich erkenne diese Kunden sofort: Die kommen hier gleich mit so einem Gummistiefel-Suchblick rein.“ (law/dpa)