Offenbach. Sturzregen mit Schlammlawinen, verwüstete Ortschaften, Tote. In Deutschland drohen künftig häufiger Hochwasser und Extremwetterlagen.

Starkregen an der Ahr, Hochwasser in Niederbayern, Überschwemmungen am Niederrhein, Gewitterwarnung für Niedersachsen – die Unwetter, die derzeit über Deutschland toben, sind aus Sicht von Meteorologen und Klimaforschern Folgen des Klimawandels. Starkregen werde es in Zukunft häufiger geben, und die Heftigkeit werde noch zunehmen – „die Tendenz zu noch stärkeren Unwettern ist in den Klimamodellen erkennbar“, sagt etwa Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Klimaforscher sagen seit langem eine Häufung von Extremwetter-Ereignissen als Folge der Erderwärmung voraus.

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Gerade der Mai bietet nach Angaben der Meteorologen hohes Unwetterpotenzial. Wegen der starken Sonneneinstrahlung habe sich der Kontinent bereits erwärmt, die feuchte Luft über dem Meer sei aber noch recht kalt. Die Temperaturgegensätze und die Luftfeuchtigkeit lassen Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa entstehen.

Wahrscheinlichkeit von Unwettern steigt

Eine Prognose für den bevorstehenden Sommer sei jedoch nicht möglich, sagte Friedrich. „Einen Tornado- oder Unwetter-Sommer vorherzusagen – das ist Humbug.“ Genaue Vorhersagen seien nur einige Tage im Voraus möglich. Es steige aber die Wahrscheinlichkeit von Unwettern mit extremen Niederschlägen innerhalb weniger Stunden.

Überhaupt seien Vorhersagen für Starkregen schwierig. „Das Unwetterpotenzial ist Tage vorher zu erkennen“, sagte Friedrich. Aber wo genau mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, könne oft nur Minuten vorher gesagt werden. Feuerwehr und Katastrophenschutz seien direkt mit dem DWD vernetzt und erhielten über eigene, ausfallsichere Systeme ständig Informationen und könnten Warn-Meteorologen auf Hotlines erreichen. Wenn eine extreme Unwetterlage erkennbar sei, richte der DWD Extraschichten ein.

Besonders gefährdet sind bergige Gebiete

Auch Vorhersagen über besonders gefährdete Orte seien im Allgemeinen nicht zu treffen. „Im Prinzip kann das überall in Deutschland passieren“, sagte Friedrich. Besonders heftig könne Starkregen in bergigen Gebieten ausfallen – etwa im Erzgebirge, an den Alpen oder im Schwarzwald. Dort stauten sich Regen- und Gewitterwolken, der Niederschlag falle noch intensiver aus als anderswo.

Auch wenn sich die Unwetter derzeit häufen, von Rekordregenwerten möchte der DWD noch nicht sprechen. In der Unwetterregion seien zwar innerhalb von weniger als sechs Stunden örtlich mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – aber der bisherige Spitzenwert stammt vom 13. August 2002 zum Elbehochwasser. Damals fielen in Zinnwald im Erzgebirge innerhalb von 24 Stunden 312 Liter Regen pro Quadratmeter. Mengen von mehr als 150 Litern pro Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden werden nach Überzeugung von Friedrich künftig alle zehn bis 20 Jahre vorkommen. (dpa/jkali)