Washington. US-Präsident Obama bleibt auch nach Ende seiner Amtszeit in Washington. Wir haben uns an der neuen Adresse schon einmal umgesehen.

Fans und Autogrammjäger können sich die Adresse schon mal vorsorglich notieren: 2446 Belmont Road, Washington DC, Postleitzahl 20008. Ab Januar nächsten Jahres hat das mit neun Schlaf-, acht Badezimmern, Einlieger-Wohnung, zehn Stellplätzen, Grillecke, Garten und allem Pipapo ausgestattete Haus mit der rotbraunen Backstein-Fassade aller Voraussicht nach den prominentesten Zwischenmieter, den man sich in Amerika vorstellen kann.

Präsident Barack Obama bleibt nach dem verfassungsbedingt nach acht Jahren vorgeschriebenen Auszug aus dem Weißen Haus noch etwas länger in der Hauptstadt. Er hat sich, wie Nachbarn der grün und günstig gelegenen Immobilie gegenüber unserer Redaktion bestätigten, für das 1928 erbaute Haus im geschichtsträchtigen Kalorama-Kiez entschieden. „Wir freuen uns“, sagt Haushälterin Nelly, die seit über 30 Jahren bei einem der künftigen Nachbarn der Obamas nach dem Rechten sieht, „hoffentlich wird es nicht zu hektisch hier.“

Wie sie, so kennen auch andere Anlieger die prominente Anmietung in spe der rund 800 Quadratmeter Wohnfläche bietenden Behausung bisher nur aus den örtlichen Medien. Das Weiße Haus schweigt. Noch ist die First Family schließlich an der Adresse 1600 Pennsylvania Avenue gemeldet.

Obamas Tochter soll nicht aus Schule gerissen werden

Dass die eigentlich in Chicago verwurzelten Obamas in Washington bleiben, hat weniger mit tief empfundener Liebe zum politischen Klima der Stadt zu tun, das viel zum frühen Ergrauen des Präsidenten beigetragen hat. Vielmehr sind es familiäre Nützlichkeitserwägungen, die die Familie in Washington hält. Malia (17), die ältere Tochter, beendet in wenigen Wochen die Schule und entfleucht nach einem Orientierungsjahr nach Harvard an die Uni. Die 14-jährige Sasha soll aber bis zu ihrem Abschluss 2018 nicht ohne Not aus der feinen Privatschule Sidwell Friends gerissen werden, die Luftlinie keine zwei Kilometer von ihrem künftigen Zuhause entfernt liegt.

Das großzügig konzipierte Haus in der Belmont Road gehört dem früheren Sprecher von Ex-Präsident Bill Clinton, Joe Lockhart, ist an die sechs Millionen Dollar wert und war für einen monatlichen Mietzins von 22.000 Dollar (rund 19.700 Euro) auf dem Markt. Warum die Wahl auf diese Bleibe gefallen ist? Neben der zentralen Lage im Nordwesten der Stadt und der hochwertigen Ausstattung dürfte das auch an einem selten erfüllten Kriterium liegen: Das Umfeld ist durchweg präsidial und politisch aufgeladen.

Große Namen wie Woodrow Wilson, William Howard Taft, Franklin D. Roosevelt, Warren G. Harding und Herbert Hoover haben in der Nähe gewohnt. Bart Gordon, ein früherer demokratischer Kongressabgeordneter aus Tennessee, tut es immer noch. Er wohnt demnächst direkt nebenan. Ein Haus weiter residiert mit Tony Podesta der Bruder des Wahlkampf-Managers von Hillary Clinton, John Podesta. Der Kunstsammler ist berühmt für seinen tüchtigen Pizza-Ofen im Garten. Und die dazu gehörende Gastfreundschaft.

Washingtons schönste Moschee in der Nachbarschaft

Der französische Botschafter Araud, ein Freund erlesener Festivitäten, residiert um die Ecke. Zu den Botschaften Japans, Großbritanniens und der Türkei ist es nur ein Katzensprung. Und falls Obama – von seinen gehässigsten Gegnern gegen allen Anstand als verkappter Muslim verunglimpft – tatsächlich mal dem Koranstudium frönen wollte, müsste er nur 250 Meter die Straße hochgehen.

Dort ist Washingtons größte und schönste Moschee ansässig. Was regelmäßigen Stop-and-go-Verkehr inklusive Parkplatzsuche auslöst. Es kommt schon mal vor, da säumen gegen 13 Uhr rund 25 Taxis die kurze Belmont Road. In der Mittagspause gehen viele der oft aus Äthiopien stammenden Washingtoner Cab-Driver gern zum Gebet.

Ob die verschlafene Idylle in unmittelbarer Nähe zur grünen Lunge der Stadt, dem Rock Creek Park, Bestand haben wird, wenn der vom Secret Service auch im Ruhestand rund um die Uhr bewachte Obama den Möbelwagen vorfahren lässt? Haushälterin Nelly ist noch zurückhaltend. „Ich bin gespannt.“ Nur einer freut sich bereits auf die neue Kundschaft. Manuel Molina hat einen Service aufgezogen, der Speisen aus den besten Restaurants der Stadt in Hightech-Pizzataxi-Qualität an die Haustür liefert. „Die Leute hier geben ordentlich Trinkgeld“, sagte er dieser Zeitung, „weil sie wissen, dass ich auf präsidialem Niveau liefere.“ Die Obamas können kommen.