Berlin. Das nennt man Schnäppchen: Ein englisches Computer-Museum hat eine sehr seltene Nazi-Codemaschine gefunden. Auf eBay. Für zehn Pfund.

„Neun Pfund und 50 Cent?“, soll der Museums-Mitarbeiter noch mal gefragt haben, als er das gute Stück abholte. Wahrscheinlich konnte er sein Glück kaum fassen. Denn was sie da gefunden hatten, die Leute vom National Museum of Computing im englischen Bletchley, in einem unscheinbaren, kaum beachteten Angebot beim Online-Auktionshaus eBay, war ein Teil einer sehr seltenen Chiffriermaschine der Nazis. „Nehmen sie zehn. Behalten sie den Rest“, soll der Mitarbeiter schließlich gesagt haben.

Der Fall, über den die britische BBC berichtet, ist in der Tat kurios. Der Anbieter der Nazi-Codemaschine, die nun im Bletchley Park auf ihre Restaurierung wartet, hatte offenbar keinen blassen Schimmer, was er da in seinem Besitz hatte. Inseriert hatte er das Gerät, das in etwa aussieht wie eine Schreibmaschine, als normalen Fernschreiber. Den geschulten Augen der Museums-Mitarbeiter fiel allerdings recht schnell die Geheimdiensttechnik auf.

Codes für Botschaften von Hitler

Die eigentliche Lorenz-Codierungsmaschine, die sich das National Museum of Computing aus Oslo ausgeliehen hat.
Die eigentliche Lorenz-Codierungsmaschine, die sich das National Museum of Computing aus Oslo ausgeliehen hat. © The National Museum of Computing

Und tatsächlich: Es handelte sich bei dem Stück um das Eingabegerät einer Lorenz-Chiffriermaschine, mit der die Nazis besonders wichtige, militärstrategische Botschaften codierten. Botschaften, die zu wichtig waren, als dass man sie einfach nur mit dem bekannten „Enigma“-Code verschlüsselt hätte. Botschaften, die von Hitler persönlich kamen und für seine wichtigsten Generäle bestimmt waren. Und diese Maschine, so berichtet die BBC, stand nun bei einem ahnungslosen Anbieter in Essex. In einem Zimmer, das vollgestopft war „mit jeder Menge Müll“.

Nun will das Museum die komplette Lorenz-Maschine wieder ans Laufen bringen. Neben dem eBay-Schnäppchen hat das Museum bereits eine passende Ablesetafel im Besitz, mit der man die Voreinstellung für die Codierung erkennen kann. Außerdem wurde die eigentliche Codierungsmaschine vom Militärmuseum in Oslo ausgeliehen. Einzig der passende Motor fehlt jetzt noch. Das Museum hat daher einen Aufruf gestartet und hofft so, eins der wenigen Originalteile noch aufzuspüren. Sollte das nicht klappen, werde man einen Motor nachbauen lassen, hieß es bei der BBC. Und zur Not gibt es ja immer noch eBay ...