Berlin. Mit Zehntausenden Plakaten klärt die Bundesregierung gegen Geschlechtskrankheiten auf. Die Comic-Plakate gefallen aber nicht allen.

Seit Mitte Mai wirbt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) mit der Aktion „Liebesleben“ für mehr Wachsamkeit beim Thema Geschlechtsverkehr und will über die Risiken von Geschlechtskrankheiten aufklären. Was nach einer ehrbaren wie notwendigen Angelegenheit klingt, hält jedoch eine Gruppe von Jungpolitikern für anstößig – ja sogar für kriminell. Und so hat Sören Hauptstein, Landesvorsitzender der Jungen Alternative (JA), nach eigener Angabe nun Strafanzeige gegen die BzgA gestellt.

In einer Pressemitteilung schreibt der Politiker der Jugendorganisation der Alternative für Deutschland (AfD), dass die Kampagnenmotive eine „Hypersexualisierung unserer Kinder“ vorantreiben würde. Die sogenannten „Sex-Plakate“ würden in unnötiger Weise Cartoon-Figuren beim Geschlechtsverkehr zeigen, schreibt Hauptstein im Namen des JA-Landesverbandes. Der konkrete Vorwurf der Strafanzeige: Verbreitung pornografischer Schriften an Minderjährige. Gegenüber unserer Redaktion bestätigte die Polizei Hannover, dass die Anzeige in der niedersächsischen Landeshauptstadt eingegangen sei und am Donnerstag an die Staatsanwaltschaft Hannover zur Prüfung weitergeleitet wurde. Hauptstein beruft sich darauf, dass die Plakate bundesweit an Bushaltestellen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln zu sehen sind.

Tatsächlich sind mehrere Figuren bei ihrem Liebesleben zu sehen. Doch nackt sind die Figuren in den wenigsten Fällen – der Intimbereich ist nie zu sehen. Während viele Beobachter bei dem Anblick der Plakate eher schmunzeln dürften, aber wohl nicht sofort an Pornografie denken, wittert die JA eine Verschwörung hinter der Kampagne, die die Bundesregierung gebilligt und verabschiedet hat. Laut AfD-Jugend in Niedersachsen ist die Kampagne nur ein Deckmantel, der den Traum einer „frühsexualisierten, multisexuellen ‘Gesellschaft der Vielfalt’“ verschleiern soll.

Die Kampagne „Liebesleben“ hat Mitte diesen Monats die Aktion „Gib’ Aids keine Chance“ abgelöst. „Gib’ Aids keine Chance“ war 1987 ins Leben gerufen worden und sollte über die Ansteckung mit und die Gefahren von Aids aufklären. Während das Bewusstsein zu diesem Thema mittlerweile gestiegen ist, sind viele andere Geschlechtskrankheiten in den vergangenen Jahrzehnten in Teilen der Bevölkerung weitgehend in Vergessenheit geraten. An diesem Punkt setzt die Kampagne „Liebesleben“ an, da sie sich nicht nur auf eine von zahlreichen Krankheiten bezieht.