Dessau-Roßlau. Nach dem Mord an einer Studentin hat die Polizei zwei Verdächtige gefunden. Das mutmaßliche Täter-Pärchen soll erst 20 Jahre alt sein.

Schwer entstellt wurde die Leiche einer chinesischen Studentin in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) gefunden. Die Ermittler verdächtigen ein junges Paar, die Frau umgebracht zu haben. Der 20-jährige Mann, Sohn einer Polizistin, und seine gleichaltrige Partnerin werden des Sexualmordes an einer Architekturstudentin bezichtigt, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann am Dienstag sagte. Gegen beide wurde Haftbefehl wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Mordes erlassen. Gestanden hätten die beiden jungen Leute die Tat bislang aber nicht.

Die Leiche der jungen Frau war am 13. Mai in einer Grünanlage nahe dem Anhaltischen Theater im Zentrum Dessaus gefunden worden. Die Studentin war zwei Tage zuvor zum Joggen aufgebrochen und nicht wieder zurückgekehrt. Sie starb laut Obduktion an schweren Verletzungen am Kopf. Einige Bürger fühlten sich nach Bekanntwerden der Tat unsicher und fürchteten, dass weitere Jogger Opfer von Gewaltverbrechen werden könnten. Auch ein fremdenfeindlicher Hintergrund wurde zunächst nicht ausgeschlossen. Beides hat sich laut Staatsanwaltschaft aber nicht bestätigt.

Pärchen verstrickt sich in Widersprüche

Der tatverdächtige 20-Jährige habe sich am Montag bei der Polizei gemeldet und gesagt, die bei der Getöteten gefundene DNA könne von ihm stammen, berichteten die Ermittler. Einen Tag vor dem Verschwinden der Chinesin hätten er und seine Freundin sich mit ihr zum einvernehmlichen Sex zu dritt getroffen. Sie habe anschließend das Haus wieder verlassen. Ähnliche Angaben habe auch die Lebensgefährtin gemacht.

Die Aussagen stehen im Widerspruch zu Zeugenaussagen, wonach die Studentin zum Zeitpunkt des angeblichen Treffens beim Joggen und anderswo gesehen worden sei. „Nach diesen Angaben ist auszuschließen, dass die Äußerungen der Tatverdächtigen – zumindest was den Zeitpunkt angeht – zutreffen würden.“ Hinweise auf andere Tatverdächtige gibt es laut Bittmann nicht.

Lebloser Körper wurde vom Tatort abtransportiert

Nach bisherigen Erkenntnissen hatten sich Opfer und mutmaßliche Täter zuvor nicht gekannt. Als einen möglichen Grund, warum sich der Mann selbst bei der Polizei meldete, nannte die Staatsanwaltschaft den hohen Ermittlungsdruck. Zuvor hatte der Mann laut Angaben auch Kontakt zu seiner Mutter.

Unklar blieb zunächst, was der Sohn der Polizistin über das Geschehen gesagt hatte und wie die Mutter darauf reagierte. Der Mann soll schon früher bei der Polizei in Erscheinung getreten sein, aber nicht wegen ähnlicher Delikte.

Das Motiv und der genaue Tathergang waren bislang unklar. Das Opfer wurde laut den bisherigen Ermittlungen in einer leerstehenden Wohnung im Stadtzentrum getötet. Im Haus soll das Pärchen bis vor kurzem gelebt haben. Es wurden auch Blutspuren gefunden, die augenscheinlich von der Tat stammen. „Wir können davon ausgehen, den Tatort identifiziert zu haben“, sagte Bittmann weiter. Spuren zeigten, dass der leblose Körper aus einem Fenster im Erdgeschoss gehievt wurde. (dpa)