Berlin. Facebook hat eine Anzeige mit einem Bikini-Foto von Tess Holliday gesperrt. Ihr Körper sei in nicht wünschenswerter Weise dargestellt.

Sie ist 1,65 Meter groß und wiegt weit mehr als 100 Kilo – eigentlich nicht die typischen Modelmaße. Doch trotz – oder gerade wegen – ihres Gewichts ist die US-Amerikanerin Tess Holliday ein erfolgreiches Model. Das Plus-Size-Model beschreibt sich selbst als „body positive activist“ – Aktivistin für ein positives Körpergefühl. Facebook jedoch sieht den Körper der 30-Jährigen offenbar nicht als etwas Positives an. Ein Anzeigenfoto, das Holliday in Bikini zeigt, wurde gesperrt. Die Begründung: Körper oder Körperteile seien „in nicht wünschenswerter Weise dargestellt“.

Die australische Gruppe „Cherchez La Femme“ wollte mit dem Foto eine Veranstaltung namens „Feminismus und Fett“ bewerben, bei der es um genau das geht, wofür das Model Tess Holliday steht. Doch Facebook lehnte die Werbung ab. Jess, eine Produzentin von „Cherchez La Femme“, berichtet davon auf der Facebook-Seite der Gruppe: „Facebook antwortete mir, dass die Werbung nicht genehmigt wurde, weil das Foto der ‘Gesundheits- und Fitness-Politik’ widerspreche, und dass ich darüber nachdenken sollte, das Foto durch ein Bild zu ersetzen, dass eine ‘relevante Aktivität zeigt, wie etwa Laufen oder Radfahren’“, schreibt sie entrüstet.

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Obwohl „Cherchez La Femme“ insgesamt das Thema positives Körpergefühl diskutiere und fördere, sei Facebook zu dem Schluss gekommen, die Gruppe wolle mit dem Plus-Size-Model-Foto erreichen, dass Frauen sich schlecht fühlten.

Nutzer entrüstet über Facebook-Begründung

„Cherchez La Femme“ postete auch einen Screenshot der Facebook-Begründung. In dem Schreiben heißt es: „Werbung sollte weder einen Gesundheitszustand noch ein Körpergewicht als perfekt oder als extrem unwünschenswert beschreiben.“ Verboten seien deshalb etwa sogenannte Muffin-Top-Nahaufnahmen, „bei denen Bauchspeck sichtbar über den Hosenbund hängt“, Fotos von Menschen mit zu enger Kleidung oder „Menschen, die ihr Fett/ihre Cellulitis zusammenkneifen“, heißt es in dem Schreiben weiter.

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Die Nutzer auf Facebook zeigen sich entrüstet. „Diese Facebook-Richtlinien sind ein Witz!“, schreibt eine Nutzerin. „Oh Gott! Warum kann nicht endlich jemand ein besseres gottverdammtes Soziales Netzwerk erfinden?“, flucht eine andere. „Es ist nicht widerlich, sie anzusehen, sie ist wunderschön!“, kommentiert eine weitere Nutzerin das Foto von Tess Holliday.

Facebook entschuldigt sich

Das Foto selbst ist auf der Facebook-Seite von „Cherchez La Femme“ weiterhin verfügbar. Facebook habe nicht das Foto an sich gesperrt, berichtet der britische „Guardian“. Als Foto für die Facebook-Veranstaltung sei es nie infrage gestellt gewesen, lediglich die Werbung zu der Veranstaltung sei wegen des Fotos nicht genehmigt worden.

Am Montag habe sich Facebook dem Bericht zufolge entschuldigt. Das Unternehmen sei zu dem Schluss gekommen, dass das Foto den Werberichtlinien nun doch entspreche. „Unser Team bearbeitet wöchentlich Millionen von Anzeigenmotiven, in manchen Fällen sperren wir Werbeanzeigen zu Unrecht“, heißt es demnach in der Facebook-Stellungnahme.

Medien weltweit berichteten über den Fall. Der Medienrummel dürfte der „Cherchez la Femme“-Veranstaltung nun sehr viel Aufmerksamkeit eingebracht haben – vielleicht mehr, als es eine Facebook-Werbung hätte schaffen können.