Hamburg. Am beliebtesten ist die Brustvergrößerung, gefolgt von der Fettabsaugung: Die Zahl der Schönheitsoperationen ist 2015 weiter gestiegen.

Die Zahl der Schönheitsoperationen in Deutschland ist nach einer Erhebung zweier Ärztevereinigungen im vergangenen Jahr um neun Prozent gestiegen. Es wurden demnach 43.287 ästhetisch-plastische Eingriffe vorgenommen, nach 39.723 im Jahr 2014. Die Ergebnisse beruhen auf einer Mitgliederbefragung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) und der Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC).

Die Gesamtzahl der Schönheitsoperationen dürfte etwa doppelt so hoch sein, schätzte der Präsident des VDÄPC, Magnus Noah, am Freitag bei der Frühjahrstagung der Vereinigung in Hamburg. In den beiden Gesellschaften sind nur ästhetisch-chirurgische Fachärzte organisiert.

Der Männeranteil an den Operationen liege unverändert bei zwölf Prozent. Bei Frauen sei der häufigste Eingriff die Brustvergrößerung (5869), gefolgt von der Fettabsaugung (4938) und der Oberlidstraffung (4231). Mit deutlichem Abstand folgen die Nasenoperationen (2461) und die Eingriffe zur Bauchstraffung (2187).

Männen ließen sich vor allem vergrößerte Brüste entfernen (1081), Fett absaugen (945) oder Oberlider straffen (910). Auch die Haarverpflanzung werde immer beliebter, sagte Noah. Die Ärzte der beiden Gesellschaften registrierten im vergangenen Jahr 508 solche Behandlungen.

Meisten Schönheitsoperation in den USA

„Unsere Zahlen zeigen, dass die ästhetisch-plastische Chirurgie inzwischen auch in Deutschland – ähnlich wie in den USA – zunehmend zur Selbstverständlichkeit wird“, sagte Noah. Allerdings liege Deutschland international erst auf Rang 9. Die meisten Schönheitsoperationen würden in den USA, Brasilien und Mexiko gezählt. Weltweit werde die Zahl auf 1,4 Millionen jährlich geschätzt, sagte Kongresspräsident Detlev Hebebrand.

Bei einem der häufigsten Eingriffe, der Brustvergrößerung, kommt es besonders oft zu Komplikationen. Zusammenfassende Studien zeigten ein Komplikationsrisiko zwischen 2 und 49 Prozent weltweit, sagte Hebebrand. Genauere Zahlen, auch für Deutschland, gebe es nicht. Zu Korrektureingriffen komme es vor allem wegen Gewebeverhärtungen, Verrutschen des Silikonkissens oder der Unzufriedenheit der Patientinnen mit der Form der Brust.

Vor sechs Jahren hatte ein Skandal um Brustimplantate aus Billig-Silikon für Aufsehen gesorgt. Die nicht für Medizinprodukte zugelassenen Implantate eines französischen Herstellers (PIP) erwiesen sich als reißanfälliger als andere Silikonkissen. Allein in Deutschland waren mehr als 5000 Frauen betroffen.

Implantatregister wird aufgebaut

Infolge der Reform des Medizinproduktegesetzes bauen die Gesellschaften der Schönheitschirurgen jetzt ein Implantatregister auf. In diesem seit zwei Wochen in der Erprobung befindlichen Verzeichnis sollen die eingesetzten Silikonkissen genau dokumentiert werden. Die Daten sollen auch dabei helfen, die Leitlinien für Schönheitschirurgen zu verbessern.

Der Münchner Patientenanwalt Christian Zierhut, der auch betroffene Frauen im PIP-Skandal vertreten hatte, forderte eine Verschärfung des Medizinproduktegesetzes, auch auf EU-Ebene. „Es braucht unbedingt strengere Regelungen für die Zulassung von Medizinprodukten im Hochrisikobereich, eine langfristige Marktüberwachung sowie die Möglichkeit, Schadensersatzansprüche geltend zu machen“, sagte Zierhut der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage.

Er verwies auf eine Studie im Auftrag der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft vor einigen Jahren, wonach es bei durchschnittlich jeder fünften Schönheitsoperation zu Komplikationen komme. Nach Ansicht von Zierhut sollte es auch ein für Patienten zugängliches Register geben, aus dem die Komplikationshäufigkeit von konkreten Produkten hervorgeht.

Kritisch zur steigenden Zahl der Schönheitsoperationen äußerte sich die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Reine Schönheitschirurgie sollte sehr gut überlegt sein. „Kosmetik mit dem Skalpell birgt immer Risiken, und das Resultat entspricht nicht unbedingt den eigenen Wunschvorstellungen“, meinte Steffens. Und fügte hinzu: „Natürlich schön ist am gesündesten.“ (dpa)