Frankfurt. Hessische Polizisten haben neuen Ermittlungen zufolge einen lange gesuchten Serien-Killer gefunden. Doch verurteilt wird er nie mehr.

Die Polizei steht vor der Aufklärung gleich mehrerer Kriminalfälle, die Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten bewegt haben. Ein mittlerweile verstorbener Garten- und Landschaftsbauer könnte mindestens fünf Prostituierte aus dem Frankfurter Rotlichtviertel umgebracht haben.

Wie das Landeskriminalamt (LKA) Hessen in einer Mitteilung schreibt, könnte Manfred S. aus Schwalbach am Taunus für die Morde verantwortlich sein. Was den Fall so besonders macht: S. ist 2014 im Alter von 67 Jahren gestorben. Seit fast zwei Jahren hatten Ermittler vermutet, dass S. in den Jahren 1971, 1991 und 1993 die insgesamt fünf Prostituierten aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel umgebracht hatte.

Zustand der Leichen legt Zusammenhang nahe

In diesem Fass in einer Garage wurden die Leichenteile einer Prostituierten gefunden.
In diesem Fass in einer Garage wurden die Leichenteile einer Prostituierten gefunden. © Polizei Hofheim | Polizei Hofheim

Im September 2014 waren die Teile einer ersten Leiche gefunden worden, als die Familie des toten Ex-Gärtners sich um den Nachlass kümmern wollte. In einer von S. angemieteten Garage fanden sie einen verwesten Kopf und weitere Leichenteile, die der mutmaßliche Mörder in zwei blauen Kunststofftonnen verstaut hatte. Die Leichenteile stammten von einer Prostituierten aus Frankfurt, die im Jahr 2003 im Alter von 43 Jahren verschwunden worden war. Wann genau die Frau umgebracht und in die Garage gebracht wurde ist unklar. Erst im Jahr 2008 war die Garage von S. angemietet worden. Die Leiche der Frau muss also zwischen 2008 und 2014 in die Garage gebracht worden sein.

Auch an einem weiteren spektakulären Kriminalfall soll S. beteiligt gewesen sein: der Fall Tristan Brübach aus dem Jahr 1998. Der 13-jährige Junge war tot in einem Tunnel nahe des Bahnhofes Frankfurt-Höchst aufgefunden worden – Todesursache war eine Stichverletzung. Doch nicht die Stichwunde, sondern weitere Verletzungen dürften dafür gesorgt haben, dass die Polizei den Mord an Tristan und die Prostituierten-Morde in einen Zusammenhang brachten. Die Polizei verweist auf „teilweise sehr spezielle Tathandlungen des Täters“. Die „Bild“-Zeitung, die als erste über die neuen Ermittlungsergebnisse berichtet hatte, schreibt, dass der Täter seinen Opfern Teile aus den Oberschenkeln und dem Po entfernt habe. Auch im Fall Tristan soll S. so vorgegangen sein.

BKA-Protokoll zeichnet letzte Stunden von Tristan nach

Ein Protokoll des Bundeskriminalamtes (BKA) unterstützt die These, dass der Mörder Tristan nicht nur schnell umbrachte und dann vom Tatort geflüchtet war. So hatten zwei Kinder am 26.03.1998 einen Mann beobachtet der sich in einem Tunnel am Liederbach über einem Gegenstand gebeugt hatte. Die Kinder beobachteten den Mann etwa zwei Minuten, wählten für ihren Heimweg dann aber einen anderen Weg, zitiert die „Frankfurter Neue Presse“ aus dem Protokoll. Was die Kinder beobachteten dürfte aber kein Gegenstand, sondern Tristan Brübach gewesen sein.

Obwohl die Kinder eine Beschreibung des Mannes abgeben konnten, wurde zunächst kein Täter ermittelt. Offen blieb auch, ob Tristan zufällig auf seinen Mörder traf. Der Junge war bis kurz vor dem Tatzeitpunkt von Mitschülern und Passanten an mehreren Orten in Frankfurt gesehen worden. Ab 2002 wurden zur Täteridentifizierung groß angelegte Reihenuntersuchungen durchgeführt. Dabei wurden Anwohnern des Stadtteils Höchst Fingerabdrücke abgenommen. Der Täter wurde dadurch ebenfalls nicht ermittelt – das könnte sich jetzt ändern.