Jerusalem. Die Regierungen Irans und Israels pflegen ihren gegenseitigen Hass. Die Kulturszene bemüht sich um Entspannung – mit politischer Kunst.

Während die Regierungen in Jerusalem und Teheran den Hass gegeneinander pflegen, wagt die Kulturszene eine Annäherung. Das Museum für islamische Kunst in Jerusalem präsentiert von diesem Donnerstag an erstmals zeitgenössische Kunst von Israels politischem Erzfeind: iranische Poster. Der israelische Iran-Experte Meir Javedanfar setzt große Hoffnungen in die Ausstellung „Zeichen aus dem Iran“. „Das ist das Gegenmittel zum Gift des Regimes – zum anti-israelischen, anti-semitischen Holocaust-verleugnenden Hass“, sagt er.

Irans Machthaber lehnen das Existenzrecht des jüdischen Staates ab. Erst am Samstag wurde in Teheran eine Ausstellung mit 150 antiisraelischen Karikaturen aus 50 Ländern eröffnet. Auf mehreren Zeichnungen ist der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu als Terrorist oder als Kämpfer der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ mit einem Säbel in der Hand zu sehen.

Kritik am System des Irans

Ganz anders sind die Bilder, die nun in Jerusalem gezeigt werden: Die Banane ist ein Penis, ihr Panzer aus Reißzwecken ein Kondom – und die Poster-Werbung zum Schutz vor HIV Kunst statt schlichtem Plakat. Der Perser Ramjar Vala, Jahrgang 1986, hat die überdimensionale Frucht auf arabische Schriftzeichen und verschnörkelte Blumenmuster gebettet, kleine Rechtecke erinnern an Gräber.

Kritik am iranischen System wird auch grundsätzlich nur subtil geäußert: Ein verfaulender Granatapfel stellt die persische Gesellschaft dar, die Friedenstaube ist eine Krähe. So erschließen sich dem Betrachter die Poster erst nach einer gewissen Zeit – und er versteht damit die „Zeichen aus dem Iran“.

Die Idee für die Ausstellung hatte Kurator und Posterkünstler Lemel aus Tel Aviv, organisiert wurde sie über die Mährische Galerie (Moravian Gallery) im tschechischen Brno (Brünn) – auch zum Schutz der Künstler. Nur Poster, die schon an andere Eigentümer verkauft oder verschenkt waren, konnte Lemel nach Israel holen. Die 60 Poster stammen aus den vergangenen 40 Jahren. (dpa)