Edmonton. Das Zentrum Fort McMurray wurde offenbar vor den Flammen gerettet. An eine Rückkehr der Bewohner ist aber noch lange nicht zu denken.

Der Kampf um das Stadtzentrum dauerten genau zwölf Stunden und am Ende errangen die Feuerwehrleute ihren wahrscheinlich wichtigsten Sieg. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, ein Übertreten der Flammen über das Ostufer des Clearwater River zu verhindern. Damit blieb die Innenstadt von Fort McMurray vor einer totalen Zerstörung verschont und viele wichtige Gebäude blieben erhalten: das Krankenhaus, die Schulen, die großen Einkaufszentren, die Gemeindegebäude.

Tausende fliehen vor Waldbränden in Kanada

Meterhoch schlugen sich die Flammen durch die kanadische Provinz Alberta, Wind trug das Feuer weiter nach Norden.
Meterhoch schlugen sich die Flammen durch die kanadische Provinz Alberta, Wind trug das Feuer weiter nach Norden. © dpa | Twitter.Com/Jeromegarot
Der folgenschwere Waldbrand hat rund 88.000 Menschen in die Flucht geschlagen. Twitter-Nutzer @jeromegarot hat das Feuer in der Stadt Fort McMurray fotografiert.
Der folgenschwere Waldbrand hat rund 88.000 Menschen in die Flucht geschlagen. Twitter-Nutzer @jeromegarot hat das Feuer in der Stadt Fort McMurray fotografiert. © dpa | Twitter.Com/Jeromegarot
Es handele sich um die größte wegen Bränden veranlasste Evakuierung in der Geschichte der Provinz, teilte das Rote Kreuz mit.
Es handele sich um die größte wegen Bränden veranlasste Evakuierung in der Geschichte der Provinz, teilte das Rote Kreuz mit. © dpa | Yonis Libah /Twitter.Com/Slimcat
Ganze Gemeinden seien verwüstet worden, Tote oder ernsthaft Verletzte gab es demnach aber nicht.
Ganze Gemeinden seien verwüstet worden, Tote oder ernsthaft Verletzte gab es demnach aber nicht. © dpa | Twitter.Com/Jeromegarot
Das auf einer Fläche von etwa 2000 Quadratkilometern wütende Feuer zerstörte laut...
Das auf einer Fläche von etwa 2000 Quadratkilometern wütende Feuer zerstörte laut... © REUTERS | CBC NEWS
...der Regierungschefin von Alberta, Rachel Notley, 2400 Gebäude, darunter Hunderte Wohnhäuser. Für die Provinz wurde der Notstand ausgerufen.
...der Regierungschefin von Alberta, Rachel Notley, 2400 Gebäude, darunter Hunderte Wohnhäuser. Für die Provinz wurde der Notstand ausgerufen. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Einsatzkräfte regelten die Evakuierung.
Einsatzkräfte regelten die Evakuierung. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Feuerwehrleute hatten zudem wegen ungünstiger Wetterbedingungen Schwierigkeiten, die Flammen in Schach zu halten.
Feuerwehrleute hatten zudem wegen ungünstiger Wetterbedingungen Schwierigkeiten, die Flammen in Schach zu halten. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Fort McMurrays Feuerwehrchef Darby Allen sprach von einem „ekelhaften, dreckigen Feuer“ und dem schlimmsten Tag seiner Karriere bei der Feuerwehr.
Fort McMurrays Feuerwehrchef Darby Allen sprach von einem „ekelhaften, dreckigen Feuer“ und dem schlimmsten Tag seiner Karriere bei der Feuerwehr. © REUTERS | KANGEN LEE
Die Einsatzkräfte erwarteten, dass der Wind die Brände noch weiter nach Norden trägt.
Die Einsatzkräfte erwarteten, dass der Wind die Brände noch weiter nach Norden trägt. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Mehr als 1000 Feuerwehrleute waren im Einsatz, wie die Provinz Alberta mitteilte, dazu 145 Hubschrauber und 22 Löschflugzeuge. Die Menschen, die Fort McMurray noch nicht verlassen konnten, sollen in einer Rettungsaktion mit Flugzeugen in Sicherheit gebracht werden.
Mehr als 1000 Feuerwehrleute waren im Einsatz, wie die Provinz Alberta mitteilte, dazu 145 Hubschrauber und 22 Löschflugzeuge. Die Menschen, die Fort McMurray noch nicht verlassen konnten, sollen in einer Rettungsaktion mit Flugzeugen in Sicherheit gebracht werden. © REUTERS | KANGEN LEE
Das Feuer war schon am Wochenende südwestlich der Stadt ausgebrochen, starker Wind trieb die Flammen dann am Dienstag nach Fort McMurray.
Das Feuer war schon am Wochenende südwestlich der Stadt ausgebrochen, starker Wind trieb die Flammen dann am Dienstag nach Fort McMurray. © dpa | Nasa/Earth Observatory/Joshua St
Die Provinz Alberta hatte 2015 die schlimmste Dürre seit 50 Jahren erlebt und leidet seit vergangener Woche unter einer Hitzewelle.
Die Provinz Alberta hatte 2015 die schlimmste Dürre seit 50 Jahren erlebt und leidet seit vergangener Woche unter einer Hitzewelle. © Reuters | HANDOUT
Das Gebiet rund um Fort McMurray ist für den Abbau von Ölsand bekannt. Die teerartige Substanz, die ähnlich aussieht wie klebriger Asphalt, lagert dort in riesigen Mengen etwa 30 Meter unter der Erdoberfläche. Das stark ölhaltige Produkt wird im Übertagebau abgebaut.
Das Gebiet rund um Fort McMurray ist für den Abbau von Ölsand bekannt. Die teerartige Substanz, die ähnlich aussieht wie klebriger Asphalt, lagert dort in riesigen Mengen etwa 30 Meter unter der Erdoberfläche. Das stark ölhaltige Produkt wird im Übertagebau abgebaut. © Reuters | HANDOUT
Die flüchtenden Menschen kamen in Notunterkünften unter.
Die flüchtenden Menschen kamen in Notunterkünften unter. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Freiwillige trugen Lebensmittel ins Gemeindezentrum von Anzac, wo...
Freiwillige trugen Lebensmittel ins Gemeindezentrum von Anzac, wo... © REUTERS | TOPHER SEGUIN
...Menschen – und Tiere – aus Fort McMurray Unterschlupf fanden.
...Menschen – und Tiere – aus Fort McMurray Unterschlupf fanden. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Das Rote Kreuz rief zu Spenden für die Betroffenen auf, die am...
Das Rote Kreuz rief zu Spenden für die Betroffenen auf, die am... © REUTERS | TOPHER SEGUIN
...Mittwoch ihre Stadt hatten verlassen müssen.
...Mittwoch ihre Stadt hatten verlassen müssen. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Berichten zufolge erschwerten Benzinknappheit und...
Berichten zufolge erschwerten Benzinknappheit und... © dpa | Yonis Libah /Twitter.Com/Slimcat
...Staus die Evakuierung: Dieser Mann aus Fort McMurray machte Pause an einem Strand südlich der Stadt.
...Staus die Evakuierung: Dieser Mann aus Fort McMurray machte Pause an einem Strand südlich der Stadt. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Diese Menschen, die ihr Heim verlassen mussten, bekamen Kissen und Decken...
Diese Menschen, die ihr Heim verlassen mussten, bekamen Kissen und Decken... © REUTERS | DAN RIEDLHUBER
...sowie andere Hilfsmittel in einem Zentrum in Edmonton ausgehändigt.
...sowie andere Hilfsmittel in einem Zentrum in Edmonton ausgehändigt. © REUTERS | DAN RIEDLHUBER
Vor den Lebensmittel-Geschäften in Fort McMurray hatten sich lange Schlangen gebildet, als bekannt wurde, dass...
Vor den Lebensmittel-Geschäften in Fort McMurray hatten sich lange Schlangen gebildet, als bekannt wurde, dass... © REUTERS | TOPHER SEGUIN
...die Stadt evakuiert werden würde.
...die Stadt evakuiert werden würde. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
Twitter-Nutzer @SlimCat_23 fotografierte die Rauchwolken von der Gemeinde Anzac aus.
Twitter-Nutzer @SlimCat_23 fotografierte die Rauchwolken von der Gemeinde Anzac aus. © dpa | Yonis Libah /Twitter.Com/Slimcat
Einsatzkräfte im Angesicht der Naturgewalt.
Einsatzkräfte im Angesicht der Naturgewalt. © REUTERS | TOPHER SEGUIN
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Nach Tagen von Hiobsbotschaften aus den Waldbrandgebieten war es endlich einmal eine gute Nachricht, die Feuerwehrchef Darby Allen den Kanadiern am Montag überbringen konnte. Erstmals durfte an diesem Morgen auch eine kleine Gruppe Journalisten in Polizeibegleitung die Geisterstadt besuchen. Was sie zu sehen bekamen waren schreckliche Bilder der Zerstörung – aber auch Zeichen der Hoffnung.

„Wir könnten die Stadt wieder aufbauen“

So ist das Herz der evakuierten Stadt offenbar weitgehend intakt. Die Regierungschefin der Provinz Alberta sprach von einem „heroischen Einsatz“ der Feuerwehrleute und Einsatzkräfte. „Noch vor wenigen Tagen waren wir von einem Meer aus Feuer umgeben. Aber jetzt sieht es so aus, als habe die Stadt Fort McMurray überlebt und wir könnten die Stadt wieder aufbauen.“

Laut Notley wurden zwar 2.400 Gebäude zerstört, etwas mehr als bislang gedacht. Gleichzeitig aber trotzten immerhin 25.000 Gebäude den Flammen, die sich dank drehender Winde mittlerweile von der Stadt weg bewegen und durch weitgehend menschenleere Wildnis in Richtung Nachbarprovinz Saskatchewan ziehen. Auch die Ölförderanlagen scheinen derzeit nicht mehr bedroht.

Reporter des kanadischen Senders CBC, die an der Tour teilnehmen konnten, sprachen allerdings von einer Schneise der Zerstörung in den Randbezirken. Im Vorort Beacon Hill im Süden der Stadt etwa ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Von einst 700 Häusern ist nur noch Asche und verkohlter Zement geblieben. Auf den Straßen und Garageneinfahrten stehen ausgebrannte Autos mit geschmolzenen Reifen. Dazwischen sieht man unbrauchbare Küchengeräte wie Kühlschränke und Herde.

Kein Strom, kein Wasser, kein Gas

In einem anderen Bezirk ist ein Motel ausgebrannt und eine Tankstelle explodiert. Wo einst Kinder spielten häufen sich Trümmerberge und Schutt auf. Die Feuerwehrleute berichteten, dass sie manche Vororte angesichts der riesigen Feuerwalze und fehlendem Löschwasser früh aufgegeben hätten, um ihre Kräfte auf wichtige Infrastruktureinrichtungen und das Stadtzentrum konzentrieren zu können.

Das scheint gelungen – wenn an eine Rückkehr der Bewohner auch noch lange nicht zu denken ist. „Die Stadt ist nicht sicher und wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns“, betonte Notley. Noch glimmt an einigen Stellen das Feuer. In großen Teilen der Stadt gibt es kein fließend Wasser, kein Gas und kein Strom und es wird noch Wochen oder gar Monate dauern, bis die Stadt wieder bewohnbar wird. Frühestens in zwei Wochen soll es einen ersten Zeitplan geben. 1500 Arbeiter haben an einigen Stellen bereits mit dem Wiederaufbau begonnen.

Jenseits der Stadtgrenzen allerdings ist das Feuer weiterhin außer Kontrolle und hat sich auf mittlerweile 2.000 Quadratkilometern breit gemacht, das ist eine etwa doppelt so große Fläche wie Berlin. Damit wächst das Feuer jetzt langsamer als zuletzt befürchtet. Kühlere Temperaturen und vereinzelter Nieselregen haben den Feuerwehrleuten die Arbeit ein wenig erleichtert. Rund 1000 Feuerwehrleute bleiben rund um die Uhr im Einsatz.