Worms. Drei potenzielle Spender für den an Blutkrebs erkrankten Jamie meldeten sich einfach nicht. Die gute Nachricht kam nun ganz unverhofft.

„Die Suche hat ein Ende!!!“, freut sich Jamies Familie auf Facebook. Jamies Mutter kommt als Stammzellenspenderin für den an Blutkrebs erkrankten Fünfjährigen aus Worms in Frage. Am Montag habe die Familie Neiss die „wundervolle Nachricht aus Heidelberg bekommen“.

Bis zuletzt hatten Jamies Eltern zwar gehofft, einen Fremdspender zu finden, dessen sogenannten HLA-Merkmale zu 100 Prozent mit denen ihres Sohnes übereinstimmen. Nach der Auswertung der Daten ist aber nun offenbar klar, dass auch die teilweise passenden Merkmale der Mutter für eine Transplantation ausreichen.

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Spender meldeten sich nicht

Zuvor hatten sich drei potenzielle Knochenmarkspender, die über eine Datenbank ermittelt worden waren, nicht gemeldet. Vater Klaus Neiss hatte von der Odyssee auf Facebook geschrieben.

Jamie leidet an einer aggressiven Form von Blutkrebs, einer akuten myeloischen Leukämie (AML). Um zu überleben, brauchen Patienten eine Knochenmarktransplantation. Diese Übertragung von Knochenmark ist die einzige Chance, die gefährliche Erkrankung zu heilen. Jamie braucht die Zellen eines Menschen mit übereinstimmenden Gewebemerkmalen, im Idealfall eines sogenannten genetischen Zwillings. Bei seiner Suche nach einem geeigneten Stammzellenspender hat der kleine Blutkrebspatient einen wahren Spießrutenlauf und lange Zeit des Bangens hinter sich. Nun wird er die gesunden Zellen von seiner Mutter bekommen. Ihre HLA-Merkmale reichen aus.

Bei diesen Merkmalen handelt es sich um Strukturen auf der Oberfläche der Körperzellen. Je größer die Übereinstimmung zwischen Spender und Empfänger ist, desto geringer das Risiko, dass das Immunsystem des Empfängers das Transplantat abstößt. Deshalb sind für die Ärzte HLA-identische Geschwister erste Wahl für eine Stammzellenspende, danach folgen HLA-identische Fremdspender. Erst danach prüfen Ärzte, ob HLA-ähnliche Familienangehörige als Spender in Frage kommen, so wie nun in Jamies Fall.

Registrierung liegt oft Jahre zurück

Der Wettlauf mit der Zeit begann für Jamie im Februar, wie die „Wormser Zeitung“ berichtet. Nach dem Straßenfest der Fasnacht in Worms hatte der Fünfjährige leichtes Fieber, später kamen Kopf- und Bauchschmerzen hinzu. Die Eltern entschieden sich, ins Krankenhaus zu fahren. Dort erfolgte die Diagnose: Anstatt von den normalerweise rund 10.000 weißen Blutkörperchen pro Mikroliter wies Jamies Blut 208.000 dieser Blutkörperchen auf. Blutkrebs.

Vor kurzem dann ein weiterer Schock: Jene drei Spender mit demselben genetischen Profil, die aber nicht spenden wollen, können – oder die womöglich gar nicht wissen, dass sie ein Leben retten könnten. „Für die Eltern ist das natürlich eine ganz schwierige Situation“, sagt Daniel Wilhelm von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), der die Typisierungsaktionen für den Jungen betreute, unserer Redaktion. „Dass sich niemand meldet, kann ganz unterschiedliche Gründe haben“, erklärt er. Manche Registrierte sind umgezogen und deshalb nicht erreichbar, gehen für ein Jahr beruflich ins Ausland – oder haben es sich mit dem Spenden schlichtweg anders überlegt.

„Wir dürfen beim Einwohnermeldeamt nachfragen, ob es eine neue Adresse gibt. Ansonsten sind uns aber die Hände gebunden“, sagt Wilhelm. Häufig hätten sich die Spender – weltweit gibt es 25 Millionen – bereits vor Jahren registrieren lassen, in der Zeit können sie selbst eine Erkrankung bekommen haben.

Die Registrierung als Spender ist einfach

In Deutschland sammeln mehr als zwei Dutzend Spenderdateien die genetischen Fingerabdrücke von Spendewilligen. Das Registrieren ist einfach: Auf einer der Seiten einer Datei wie zum Beispiel der www.dkms.de hinterlässt der potenzielle Spender seine Adresse und Telefonnummer. Registrierte bekommen ein Blutentnahmeset zugeschickt mit dem sie den Hausarzt aufsuchen.

Häufig rufen aber auch Blutspendedienste in der Nähe zur direkten Blutentnahme und Registrierung auf. Die Daten werden anonym an die Koordinierungsstelle, das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) übermittelt. Nach der Diagnose erteilt der behandelnde Arzt einen Suchauftrag an das ZKRD, dann werden die Datenbanken überprüft. Gibt es eine Übereinstimmung, kontaktiert die Spenderdatei den Spender. Es folgt dann noch ein Spezialtest.

Für die Spende der Stammzellen, wie sie bei Jamie notwendig ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Die klassische Knochenmarktransplantation und die Blutstammzelltransplantation. Bei der Knochenmarktransplantation wird dem Spender unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenknochen entnommen. Das entnommene Knochenmark wächst innerhalb kurzer Zeit wieder nach. Bei der Blutstammzelltransplantation bekommt der Spender fünf Tage lang einen sogenannten Wachstumsfaktor, der dafür sorgt, dass Blutstammzellen ins Blut übergehen. Diese Zellen entnimmt der Arzt dem Spender dann ambulant wie bei einer Dialyse.

Jamies Eltern wollen Zeit mit ihm verbringen

Bereits drei Chemotherapien musste Jamie über sich ergehen lassen, außerdem die schmerzhaften sogenannten Lumbalpunktionen, die Entnahme einer Nervenwasserprobe aus dem Rückenmarkskanal mithilfe einer dünnen Punktionsnadel. Derzeit liegt er in der Uniklinik Heidelberg. Mit den gesunden Zellen seiner Mutter ist er hoffentlich bald wieder gesund.

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Spendewillige können sich beispielsweise bei der DKMS, www.dkms.de, (Tel.: 0221/ 94 05 82 -0) registrieren lassen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Blutspende finden Interessierte unter www.zkrd.de. (mit dpa)