Berlin. Wer den Untergang der Titanic nachempfinden will, braucht viel Zeit. Zwei Stunden und 40 Minuten dauert ein Echtzeit-Video auf YouTube.

Der Untergang der Titanic – Künstler, Schriftsteller, Sachbuchautoren haben ihn sich zum Thema gemacht. Zahlreiche Kino-, Fernseh- und Dokumentarfilme erzählen die Geschichte der unglücklichen Jungfernfahrt des berühmten Passagierdampfers. Die vielleicht bekannteste Verfilmung ist die Hollywood-Produktion des Regisseurs James Cameron aus dem Jahr 1997. Mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in den Hauptrollen erzählt sie die Liebesgeschichte von Jack und Rose. Jetzt gibt es ein neues Titanic-Video. Auf YouTube lassen britische Computerspiele-Entwickler die Zuschauer das Drama um den Titanic-Untergang miterleben – in Echtzeit.

Four Funnels Entertainment arbeitet eigentlich an einem Computerspiel namens „Titanic: Honor and Glory“, in dem es um die Titanic-Katastrophe geht. Mit dem YouTube-Echtzeitvideo suchen die Entwickler nach Investoren für ihr Projekt. Mehr als drei Millionen Mal wurde das Video innerhalb einer Woche seit der Veröffentlichung auf YouTube angeklickt. Ob sich all diese Nutzer die 3D-Animation tatsächlich komplett angeschaut haben, bleibt zu bezweifeln. Zwei Stunden und 40 Minuten dauert es von der ersten Sichtung des Eisbergs bis zum bitteren Ende. Bis auch der letzte Zentimeter des berühmten Kreuzfahrtschiffes unter der Wasseroberfläche verschwunden ist. Dazwischen passiert meist: nicht viel.

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Alle paar Minuten Infos zum Ablauf des Dramas

Ohnehin ist der Großteil der Geschichte bekannt. Die Titanic gleitet über die ruhige See durch die sternenklare Nacht. 14. April 1912, 23.39 Uhr: Eisberg in Sicht! Keine Minute später erfolgt der Befehl, die Maschinen zu stoppen. Doch die Kollision kann nicht mehr verhindert werden. Um 23.40 Uhr streift die Titanic mit der vorderen Steuerbordseite den Eisberg. Die Schotten werden dicht gemacht. Die Kamera fährt um das Schiff, zoomt mal heran, mal wieder heraus. Dazwischen werden alle paar Minuten Informationen zum Ablauf des Dramas eingeblendet.

So erfährt der Zuschauer: Bereits um 23.49 Uhr sind durch die Lecks in der rechten Schiffswand 3,785 Millionen Liter Wasser ins Innere der Titanic geströmt. Es ist schon weit nach Mitternacht, da setzt die Titanic das erste Seenotruf-Signal ab. Um 0.40 Uhr wird das erste Rettungsboot zu Wasser gelassen. 28 Menschen sind an Bord, Platz wäre für 65 Menschen gewesen. Nach mehr als einer Stunde ist im Video zu erkennen: Das Schiff sinkt tatsächlich. Zwar langsam, aber es sinkt. Und während bis dahin das Video noch von regelmäßigem Rauschen und Rattern und Plätschern unterlegt war, wird es plötzlich still – 0.50 Uhr: Die Schornsteine stoßen keinen Dampf mehr aus.

Ein kleines bisschen Action zum Ende des Videos

Dann – nach fast der Hälfte des quälend langen Videos – ein kleines bisschen Abwechslung: Blick unter Deck. Wasser strömt unter Türen hindurch, der Wasserpegel steigt. Lautes Dröhnen und Knarren. Spannung? Fehlt. Der Zuschauer erfährt, wann welches Schiff bestätigt, sich auf den Weg zur Titanic zu machen, um zu helfen. Wann die Titanic-Angestellten Revolver ausgehändigt bekommen. Dass die Orchester-Mitglieder um 1.43 Uhr aufhören zu spielen, um ihre Rettungswesten in Empfang zu nehmen.

Fast geschafft: Zwei Stunden und 39 Minuten des Videos sind vorüber, da kommt tatsächlich noch mal ein Hauch von Leben ins Spiel. 1500 Menschen sind noch an Bord, erfährt der Zuschauer. Der Bug ist schon längst unter Wasser, das Heck mit den Antriebsschrauben ragt aus dem Wasser. Es quietscht, es kracht, es ächzt, es stöhnt. Deutlich sind Explosionen zu hören. Die Titanic bricht in der Mitte entzwei. Menschen schreien. Wer bis jetzt durchgehalten hat und nicht eingeschlafen ist, dem vermittelt sich nun etwas von der Dramatik. Das ist aber völlig unaufgeregt im Vergleich zur Hollywood-Produktion von 1997.

Dann geht alles ganz schnell. Nur wenige Sekunden vergehen. 2.20 Uhr: Die Titanic ist untergegangen. Es soll noch weitere 100 Minuten dauern, bis Rettung eintrifft. Dieses Warten zeigt das Video zum Glück nicht mehr.