Berlin. Angriffe auf Journalisten bei Pegida, Prozesse gegen Redakteure in der Türkei: Die Pressefreiheit ist laut eines Rankings bedroht.

Attacken von Pegida-Anhängern in Deutschland, Razzien gegen kritische Berichterstatter in der Türkei, autokratische Tendenzen in Ägypten oder Russland: Weltweit geraten Journalisten zunehmend unter Druck, warnen „Reporter ohne Grenzen“. Am Mittwoch veröffentlichte die Organisation ihr jährliches Ranking von 180 Staaten sowie eine globale Gesamttendenz zur Pressefreiheit.

„Viele Staatsführer reagieren gerade zu allergisch auf legitime Kritik durch unabhängige Journalisten“, teilte der Vorstandssprecher von „Reporter ohne Grenzen“ Michael Rediske mit. „Wenn sich selbstherrliche Präsidenten und Regierungen per Gesetz jeder Kritik entziehen, fördert das Selbstzensur und erstickt jede politische Diskussion.“

Journalisten werden häufig bedroht – auch in EU-Staaten

In der Bewertung verliert Deutschland vier Punkte und rutscht auf Platz 16. Im vergangenen Jahr hätten Gewalt und Anfeindungen bis hin zu Todesdrohungen gegen Journalisten massiv zugenommen, heißt es zur Begründung. Konkret seien mindestens 39 gewaltsame Übergriffe gegen Journalisten gezählt worden. Zu Angriffen käme es „insbesondere bei Demonstrationen der Pegida-Bewegung und ihrer regionalen Ableger, bei Kundgebungen rechtsradikaler Gruppen oder auf Gegendemonstrationen.“

Grundsätzlich spürten Journalisten den Rechtsruck in Europa – in Schweden genauso wie in Serbien, Kroatien oder Ungarn. Deutlich verschlechtert hat sich auch Polen, in dem seit einiger Zeit die nationalistische PiS-Partei regiert. Seitdem würden Journalisten häufiger bedroht, heißt es.

Laut „Reporter ohne Grenzen“ ist bereits seit 2014 eine Erosion der europäischen Vorreiterrolle bei der Pressefreiheit zu beobachten. Grund dafür seien neue Gesetze gegen Terrorismus und Spionage, die zur Einschränkung von Freiheitsrechten missbraucht würden.

Türkei bleibt stabil

Mit zwei Punkten weniger haben sich die Werte der Türkei kaum verschlechtert. Der Staat, der Razzien gegen kritische Zeitungen wie „Zaman“ durchführt und Prozesse gegen Redakteure führt, bewegt sich mit seinem Platz 151 im untersten Viertel – unter Russland, Mexiko und Tadschikistan.

Größter Aufsteiger ist Tunesien (Platz 96), das die positiven Folgen der Medienreformen nach dem Umbruch von 2011 zu spüren bekommt und sich um 30 Ränge verbesserte. Die Ukraine verbesserte sich um 22 Ränge auf Platz 107 wegen der deutlich zurückgegangenen Gewalt gegen Journalisten. (dpa/she)

  • Platz 1: Finnland
  • Platz 2: Niederlande
  • Platz 3: Norwegen
  • Platz 4: Dänemark
  • Platz 5: Neuseeland
  • Platz 6: Costa Rica
  • Platz 7: Schweiz
  • Platz 8: Schweden
  • Platz 9: Irland
  • Platz 10: Jamaika


  • Platz 171: Kuba
  • Platz 172: Dschibuti
  • Platz 173: Laos
  • Platz 174: Sudan
  • Platz 175: Vietnam
  • Platz 176: China
  • Platz 177: Syrien
  • Platz 178: Turkmenistan
  • Platz 179: Nordkorea
  • Platz 180: Eritrea