Lissabon. Neun Jahren nach dem Verschwinden von Maddie ist ihr Schicksal ungeklärt. Ein Gericht erklärt nun Vorwürfe an die Eltern für zulässig.

Die Eltern des bald vor neun Jahren in Portugal verschwundenen britischen Mädchens Maddie bekommen vom ehemaligen Chefermittler nun doch keine Entschädigung in Höhe von gut 600.000 Euro. Das Oberlandesgericht Lissabon hob am Dienstag ein Urteil eines Zivilgerichts der Hauptstadt auf, wie die Zeitung „Público“ unter Berufung auf die Anwältin der Eltern berichtete.

Im April 2015 hatte ein Zivilgericht Ex-Kommissar Gonçalo Amaral wegen übler Nachrede zur Zahlung von jeweils 250.000 Euro pro Elternteil sowie zur Überweisung seit 2010 aufgelaufener Zinsen in Höhe von 106.000 Euro verurteilt. Der Hintergrund: In seinem Buch „Die Wahrheit über die Lüge“ (2008) hatte Amaral behauptet, Madeleine McCann sei tot und die Eltern hätten dies vertuscht.

Chefermittler Goncalo Amaral hatte 2009 das Buch „Maddie: Die Wahrheit über die Lüge“ herausgegeben. Ein früheres Urteil gegen ihn und das Buch ist nun gekippt worden.
Chefermittler Goncalo Amaral hatte 2009 das Buch „Maddie: Die Wahrheit über die Lüge“ herausgegeben. Ein früheres Urteil gegen ihn und das Buch ist nun gekippt worden. © REUTERS | © Hugo Correia / Reuters

Mit der Annullierung des Urteils von 2015 hob das Oberlandesgericht auch das Verkaufsverbot für das Buch von Amaral auf. „Dieses Urteil verwundert uns sehr. Wir werden vor dem Obersten Gerichtshof Rechtsmittel dagegen einlegen“, sagte Anwältin Isabel Duarte.

Maddie war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag bei einem Familienurlaub an der Algarveküste im Süden Portugals aus einer Luxus-Ferien-Anlage in Praia da Luz verschwunden. Die portugiesische Justiz stellte die Ermittlungen 2008 zunächst ein, nahm sie im Oktober 2013 aufgrund neuer Indizien aber wieder auf. (dpa)